Johann Baptist Schubiger
Johann Baptist Schubiger (* 23. Juni 1848 in Uznach; † 20. November 1920 in St. Gallen) war ein Schweizer Jurist und Politiker.
Leben
Familie
Schubiger stammte aus der Familie Schubiger[1], als Sohn von Jakob Anton Schubiger, einem Wirt und Präsidenten des Untergerichts, und dessen Ehefrau Barbara (geb. Gubelmann). Zudem war er der Neffe des Chordirigenten und Komponisten Anselm Schubiger.
Schubiger heiratete Anna Luisa, die Tochter des Buchdruckers Johann Jakob Sonderegger.
Werdegang
Johann Baptist Schubiger besuchte das Gymnasium (siehe Stiftsschule Einsiedeln) in Einsiedeln sowie die Rechtsschule (siehe Universität Freiburg (Schweiz)#Geschichte) in Freiburg und immatrikulierte sich an der Universität München zu einem Studium der Rechtswissenschaften.
Im Jahr 1875 begann er seine berufliche Laufbahn als Rechtsanwalt in Uznach, wo er bis 1891 praktizierte; zu Anfang seines Wirkens als Rechtsanwalt redigierte er für zwei Jahre das St. Galler Volksblatt[2]. Sein politisches Engagement begann in der gleichen Zeit, als er 1875, gemeinsam mit dem Politiker Othmar Staub, Mitgründer und Präsident des konservativen Vereins Jung St. Gallen wurde[3], aus dem 1892 die Konservative Volkspartei des Kantons St. Gallen entstand, was seine Neigung zur konservativen Politik unterstrich.
In den folgenden Jahren trat Schubiger in verschiedene politische Ämter ein. Von 1888 bis 1891 war er Mitglied des St. Galler Grossrats, gefolgt von einer Mitgliedschaft im Verfassungsrat von 1889 bis 1890. Seine politische Karriere setzte sich im Nationalrat fort, wo er vom 1. Dezember 1890 bis zu seinem Rücktritt am 1. November 1919 tätig war und sich in volkswirtschaftlichen Fragen unter anderem mit der Wasserregulierung befasste.
Seit 1891 war er als Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartements und seit 1894 des Justizdepartements, dem auch das Sanitätswesen und die Ressorts Jagd und Fischerei angegliedert waren, im Regierungsrat bis zu seinem Tod (Landammann 1894/1895, 1901/1902, 1913/1914, 1919/1920) tätig.
Er war 1910 massgeblich beteiligt am Erlass des Einführungsgesetzes zum eidgenössischen Zivilgesetzbuch. Besondere Vorliebe brachte er dem Fischereiwesen und dem Wasserrecht entgegen und beteiligte sich hierbei 1905 am Gesetz über die Wasserrechtszinse. Unter ihm sind ferner entstanden: 1897 und 1900 das Gesetz über die gewerblichen Schiedsgerichte; 1898 das Expropriationsgesetz; 1908 das Gesetz über den bedingten Straferlass und 1912 die neue Strafrechtspflege sowie das Gesetz über das Handelsgericht.
Nach dem Tod von Schubiger wurde im Regierungsrat beschlossen, Eduard Guntli zur Wahl zu benennen, dieser lehnte jedoch ab.[4] Offizieller Kandidat wurde daraufhin der Jurist Emil Grünenfelder, auf den dann auch die Wahl entfiel.[5][6]
Während seiner Zeit im Nationalrat und im Regierungsrat gehörte Schubiger zu den einflussreichsten Vertretern der konservativen Politik in der Schweiz.
Neben seiner politischen Tätigkeit war Schubiger auch aktiv in verschiedenen Organisationen. Er war von 1894 bis 1898 und von 1912 bis 1919 Mitglied des Zentralkomitees der Katholischen Volkspartei. Darüber hinaus übernahm er von 1906 bis 1908 das Präsidium der kantonalen Konservativen Volkspartei.
Ein weiteres wichtiges Engagement war seine Rolle als Verwaltungsratsmitglied der Vereinigten Schweizerbahnen von 1896 bis 1901. Schubiger war bekannt dafür, sich von den extremen Positionen des Kulturkampfes und der Abwehrhaltung gegen den Liberalismus zu distanzieren. Er zeigte sich offen für eine Zusammenarbeit im Staat, was ihn zu einem Politiker machte, der die politische Landschaft der Schweiz aktiv mitgestaltete.
Nach seinem Tod folgte ihm Emil Grünenfelder in die internationale Rheinregulierungskommission (siehe Rheinregulierung (Alpenrhein)).[7]
Literatur
- Johann Baptist Schubiger. In: St. Gallen. In: Neue Zürcher Zeitung vom 21. November 1920. S. 1 (Digitalisat).
- Landammann Johann Schubiger. In: Neue Zürcher Nachrichten vom 22. November 1920. S. 1–2 (Digitalisat).
- Johann Baptist Schubiger. In: St. Gallen. In: Zürcher Oberländer vom 22. November 1920. S. 2 (Digitalisat).
- Johann Baptist Schubiger. In: Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen, Band 61. 1921. S. 58 (Digitalisat).
- Paul Oberholzer: Johann Baptist Schubiger. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Johann Baptist Schubiger. In: Urs Fasel: Eugen Hubers Gutachten 1914–1915. Bern, 2018. S. 3 (Digitalisat).
Weblinks
- Dokumente von und über Johann Baptist Schubiger in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz.
- Johann Baptist Schubiger. In: Schweizerische Eliten im 20. Jahrhundert.
- Johann Baptist Schubiger auf der Website der Bundesversammlung.
Einzelnachweise
- ↑ Paul Oberholzer: Schubiger. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 19. August 2011, abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ St. Galler Volksblatt. Abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Urs Altermatt: Der Weg der Schweizer Katholiken ins Ghetto: die Entstehungsgeschichte der nationalen Volksorganisationen im Schweizer Katholizismus 1848-1919. Saint-Paul, 1995, ISBN 978-3-7278-0968-2 (google.de [abgerufen am 2. September 2025]).
- ↑ St. Gallen. In: Neue Zürcher Nachrichten. 30. November 1920, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Der Nachfolger von Regierungsrat Schubiger. In: Der Bund. 7. Dezember 1920, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ St. Gallen. In: Neue Zürcher Nachrichten. 20. Dezember 1920, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Eidgenossenschaft. In: Neue Zürcher Zeitung. 13. Februar 1921, abgerufen am 1. September 2025.