Johann Balthasar Jacob Rathgeber
Johann Balthasar Jacob Rathgeber (geb. 14. April 1770 in Gotha; gest. 22. Mai 1845 ebenda) war ein deutscher Bildhauer. Er gehört kunsthistorisch in die Zeit des Klassizismus.
Leben und Werk
Er machte 1796 im Reichsanzeiger bekannt, dass er „nachdem er einige Jahre in Berlin bey der Akademie gewesen ist, alle mögliche Bildhauer-Arbeit anzunehmen“ bereit sei. Demnach war er wohnhaft an dem Siebleber Thore zu Gotha. Sein einziges Kind war der spätere Bibliothekar Georg Rathgeber (1800–1875).[1] Rathgeber wurde 1799 Hofbildhauer von Sachsen Coburg und Gotha und 1824 zum Professor der bildenden Künste ernannt.
Die wohl bedeutendste Persönlichkeit, die Rathgeber porträtierte, war Zar Alexander I. von Russland, den er um 1810 in Form eines Medaillons darstellte.[2] Rathgeber war bereits 1804 in Gotha Hofbildhauer, obwohl er in der Wahrnehmung erst ab 1820 als solcher galt. Ein Brief von Christian Friedrich Tieck an Goethe bestätigt das.[3] Tieck arbeitete mit Rathgeber später an der Skulptur des Berliner Schauspielhauses zusammen. Tieck hatte Rathgeber offenbar bereits in seiner Lehrzeit bei Johann Gottfried Schadow gekannt, bei dem beide Schüler waren. Er und Friedrich Wilhelm Eugen Döll, der auch in Gotha Bildhauer war, wurde auf eine Anfrage 1807 von Karl August Böttiger hin für weitere mögliche Bildhauer für das „Pantheon der Deutschen“ an Schadow allerdings als „sehr schwache Bildhauer“ bezeichnet.[4] Die Qualität der von Johann Balthasar Rathgeber überlieferten Werke widerspricht der negativen Einschätzung des Lehrmeisters Schadow.[5] Schlagendster Beweis für die Unrichtigkeit von Schadows Einschätzung gegenüber Rathgeber ist die Tatsache, dass eine Büste von Otto von Guericke, die von Rathgeber geschaffen wurde, den Weg in die Ruhmeshalle bzw. Walhalla bei Donaustauf fand.[6][7] Auf jene bezog sich ja Böttigers Anfrage. Das wiegt umso schwerer, weil die Bestellung zusammen mit weiteren Büsten anderer Persönlichkeiten ursprünglich 1807 an Schadow ergangen war.[8] Der erwähnte Döll kam 1782 mit einer Büste zu Johann Joachim Winckelmann in das Pantheon in Rom, was auch der negativen Einschätzung seiner Fähigkeiten durch Schadow widerspricht.[9]
Werke (Auswahl)
- Trophäe, Weimar 1807[10]
- Büste Otto von Guericke, Walhalla 1811
- Büste Herzog Friedrich IV. von Sachsen-Gotha-Altenburg, 1812[11]
- Grabrelief für eine junge Frau, 1816[12]
- Büste Friedrich Wilhelm Doering, 1816[13]
- Ära der Freundschaft oder Zwei-Welten-Säule, Gotha 1824
Literatur
- Rathgeber, Johann Balthasar Jacob. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 28: Ramsden–Rosa. E. A. Seemann, Leipzig 1934, S. 31–32 (biblos.pk.edu.pl).
- Sven-Wieland Staps: Rathgeber, Johann Balthasar Jacob. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 97, De Gruyter, Berlin 2018, ISBN 978-3-11-023264-6, S. 522.
Weblinks
- Rathgeber auf www.deutsche-digitale-bibliothek.de
- Matthias Wenzel: Ein nahezu vergessener Hofbildhauer in Thüringer Allgemeine 18.04.2020 (Paywall)
- [3]
Einzelnachweise
- ↑ Matthias Wenzel: Ein nahezu vergessener Hofbildhauer in Thüringer Allgemeine 18.04.2020 (Paywall).
- ↑ [1].
- ↑ Bernhard Maaz: Friedrich Tieck Briefwechsel mit Goethe, 1997, G & H Verlag, 1997, S. 111.
- ↑ Götz Eckardt: Johann Gottfried Schadow (1764–1850): Der Bildhauer. Leipzig 1990, ISBN 3-363-00408-7, S. 274 Anm. 168.
- ↑ Matthias Wenzel: Ein nahezu vergessener Hofbildhauer in Thüringer Allgemeine 18.04.2020 (Paywall).
- ↑ [2]
- ↑ Josef Anselm Pangkofer: Walhalla und Stauf an der Donau: mit den Lebensskizzen der Walhallagenossen. Friedrich Pustet, Regenburg [1849, S. 69.]
- ↑ Simone Steger: Die Bildnisbüsten der Walhalla bei Donaustauf: Von der Konzeption durch Ludwig I. von Bayern zur Ausführung (1807-1842). Dissertation München 2011, S. 37. 98 (Digitalisat).
- ↑ Steger (2011), S. 22. 90.
- ↑ Călin Alexandru Mihai: Johann Peter Kauffmann und die spätklassizistische Skulptur am Weimarer Hof. Ein Beitrag zur regionalen Kunstgeschichte Thüringens. Cluj-Napoca 2004 (zug. Dissertation Kassel 2003), ISBN 973-86710-9-4, S. 55ff.
- ↑ Gipsabguss in Dresden auf skd-online.
- ↑ Gipsabguss in Dresden auf skd-online.
- ↑ Georg Rathgeber: Schriften, 1854, S. 166.