Johan Neeskens
| Johan Neeskens | ||
![]() Johan Neeskens (1974)
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| Personalia | ||
|---|---|---|
| Voller Name | Johannes Jacobus Neeskens | |
| Geburtstag | 15. September 1951 | |
| Geburtsort | Heemstede, Niederlande | |
| Sterbedatum | 6. Oktober 2024 | |
| Sterbeort | Algerien | |
| Größe | 172 cm | |
| Position | Mittelfeldspieler | |
| Herren | ||
| Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
| 1968–1969 | RC Heemstede | 68 (1) |
| 1969–1974 | Ajax Amsterdam | 124 (33) |
| 1974–1979 | FC Barcelona | 140 (35) |
| 1979–1984 | New York Cosmos | 94 (17) |
| 1985 | FC Groningen | 7 (0) |
| 1985–1987 | Kansas City Comets | |
| 1987–1990 | FC Baar | 23 (5) |
| 1990–1991 | FC Zug | 1 (0) |
| Nationalmannschaft | ||
| Jahre | Auswahl | Spiele (Tore) |
| 1970–1981 | Niederlande | 49 (17) |
| Stationen als Trainer | ||
| Jahre | Station | |
| 1987–1990 | FC Baar | |
| 1991–1993 | FC Zug | |
| 1993–1995 | FC Stäfa | |
| 1995–1996 | FC Singen 04 | |
| 1995–2000 | Niederlande (Co-Trainer) | |
| 2000–2004 | NEC Nijmegen | |
| 2005–2006 | Australien (Co-Trainer) | |
| 2006–2008 | FC Barcelona (Co-Trainer) | |
| 2008–2009 | Niederlande B-Team | |
| 2009–2010 | Galatasaray Istanbul (Co-Trainer) | |
| 2011–2012 | Mamelodi Sundowns | |
| 1 Angegeben sind nur Ligaspiele. | ||

Johannes Jacobus „Johan“ Neeskens (* 15. September 1951 in Heemstede, Nordholland; † 6. Oktober 2024 in Algerien) war ein niederländischer Fußballspieler und -trainer.
Spielerkarriere
Ajax Amsterdam
Johan Neeskens stammt aus Heemstede, einer Kleinstadt in der Provinz Noord-Holland. Ab 1968 war er für seinen Heimatverein Racing Club Heemstede in der zweitklassigen Eerste Divisie aktiv. 1970 holte ihn Trainer Rinus Michels für 300.000 Gulden zum Traditionsklub Ajax Amsterdam und der 19-jährige Neeskens kam zunächst als rechter Außenverteidiger zum Einsatz. Dank der innovativen Spielidee des „voetbal totaal“ war Ajax zu Beginn der 1970er Jahre eine der besten Vereinsmannschaften Europas. Mit der Zeit rückte Neeskens aus der Abwehr ins zentrale Mittelfeld und bildete mit Superstar Johan Cruyff ein kongeniales Duo, das entscheidenden Einfluss auf die sportlichen Erfolge hatte. Trotz seiner schlaksigen Statur galt der schussgewaltige Neeskens als Urgewalt an Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit. Als einer der ersten Mittelfeldspieler deckte er das komplette Spielfeld zwischen den Strafraumgrenzen ab und konnte seine Gegner so lange unter Druck setzen, bis er wieder in Ballbesitz war.[1] Sein ehemaliger Mitspieler Sjaak Swart sagt über ihn, dass er „im Mittelfeld eigentlich zwei Mann wert“ gewesen sei.[2] Als Ajax-Profi gewann Neeskens zwei Meisterschaften (1970/71, 1972/73) und zweimal den Verbandspokal (1971, 1972). Die größten Erfolge feierte die Mannschaft auf internationaler Bühne und rückte den bislang eher unauffälligen niederländische Fußball ins Rampenlicht, indem sie dreimal hintereinander den Europapokal der Landesmeister (1971, 1972, 1973) gewannen. Weiterhin den UEFA Super Cup sowie den Weltpokal.
FC Barcelona
1974 wechselte Neeskens zum FC Barcelona in die spanische Primera División und folgte damit Cruyff, der sich den Blaugrana im Vorjahr angeschlossen hatte. Durch seine beiden niederländischen Schlüsselspieler wollte Trainer Michels seine Spielphilosophie des „voetbal totaal“ weiter implementieren, allerdings konnte Barcelona die sportliche Dominanz des Erzrivalen Real Madrid nicht brechen. In der Saison 1975/76 war Neeskens mit 18 Treffern in allen Wettbewerben bester Barca-Torjäger und erhielt die Auszeichnung als bester ausländischer Spieler der Liga. Die Fans gaben ihm in Anerkennung seiner Leistungen den Spitznamen Johan Segon, was übersetzt Johan, der Zweite, bedeutet und eine Anspielung auf Johan Cruyff war. Als er dem Flehen des Vereinspräsidenten Josep Lluís Núñez, ihn in einer Toilettenkabine des Stadions von Alicante mit Klopapier zu versorgen, nicht nachkam, war dieser erbost und setzte „Nees“, wie sie ihn in Spanien nannten, ablösefrei auf die Transferliste.[3]
Schon vorher hatte in der katalanischen Hauptstadt seine 1974 geschlossene Ehe mit Marianne geendet. Nachdem die Gazetten der Stadt ihn allzu oft in frivolen Szenen mit diversen Damen abgebildet hatten, ging Marianne eine Beziehung mit einem prominenten örtlichen Fotografen ein.[4]
Amerika
Kein europäischer Verein sah sich geneigt, Johan Neeskens hinreichend zu alimentieren um sich dessen Dienste zu sichern. Das führte dazu, dass sich Neeskens bereits als 28-Jähriger dem weiland von Altsuperstars wie Franz Beckenbauer, Carlos Alberto und Giorgio Chinaglia geprägten North-American-Soccer-League-Franchise New York Cosmos anschloss, wo ihm 1,6 Millionen US-Dollar, was damals rund 2,9 Millionen Deutsche Mark waren, für einen Fünfjahresvertrag angeboten wurden. Dort fiel er zügig einem immer enthemmteren Lebensstil anheim.[4] Das führte unter anderem dazu, dass er bei mehreren Gelegenheiten das Flugzeug zu Auswärtsspielen verpasste. Im September 1980 wurde er schließlich von der Geschäftsführung von Cosmos unbefristet und ohne Gehaltsfortzahlung suspendiert.[5] Erst Anfang Juli des folgenden Jahres wurde er vom deutschen Trainer der New Yorker, Hennes Weisweiler, wieder in die Mannschaft berufen.
Mit Cosmos gewann Neeskens die NASL Meisterschaften von 1980 und 1982 sowie vier Divisions-Titel. 1979 und 1984 wurde er ins All-Star-Team gewählt. Nach dem Niedergang der NASL 1984 ging der Mittelfeldspieler wieder in die Niederlande, wo er zwischen März und Juli 1985 in sieben Partien für den Erstligisten FC Groningen antrat.
Danach unterschrieb er für drei Jahre bei South Florida Sun, 1984 noch als Fort Lauderdale Sun bekannt. Doch kurz darauf stellte das Franchise den Betrieb ein, ohne dass er jemals für sie gespielt hatte.[6] Im August 1985 verschrieb sich Neeskens dem Hallenfußball und unterzeichnete einen Dreijahresvertrag bei den Kansas City Comets, einem Franchise der Major Indoor Soccer League. In der Western Division der Liga wurden die Comets 1985/86 aber nur Fünfte und qualifizierten sich nicht für die Spiele um den nationale Meisterschaft. Neeskens erzielte in 27 Partien ein Tor und bediente Mitspieler mit zwei „Assists“.[7]
Im Rahmen seiner Aktivitäten in den USA wird auch hier und da von Spielen für einen FC Löwenbräu berichtet. Der Verein, dessen Name einen soliden Gegenentwurf zu den Anonymen Alkoholikern manifestiert, war oder ist möglicherweise eine Gemeinschaft fußballbegeisterter Amateure. Darüber hinaus weiß man nichts.
Spielertrainer in der Schweiz
Ende November 1987 wurde vermeldet, dass Johan Neeskens, nachdem sein Vertrag in Kansas City im Sommer ausgelaufen war, ein Engagement als Spielertrainer beim abstiegsgefährdeten Schweizer Drittligisten FC Baar im Kanton Zug angenommen hat. Das war begünstigt dadurch, dass seine zweite Frau, Marlis, aus diesem Ort stammte. Der FC Baar stieg unter seiner Leitung nicht ab.[8]
1990 übernahm er in selbiger Funktion den Drittligisten FC Zug, der 1989/90 eine Saison in der zweiten Spielklasse verbrachte und wieder abgestiegen war. Der Höhepunkt seiner Zeit in Zug war vielleicht das Angebot des amtierenden Schweizer Meisters Grasshopper Club Zürich, ihn 1991 als Nachfolger des zu Borussia Dortmund abgewanderten Trainers Ottmar Hitzfeld zu verpflichten. Er meinte, er wolle die begonnene Aufbauarbeit zu Ende führen.[9] Er beendete seine Zeit in Zug nach der Saison 1992/93.
Nationalmannschaft

Bereits 1970 wurde Neeskens Nationalspieler der Niederlande. Bekannt wurde er durch das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland. In der 2. Spielminute verwandelte der damals 22-Jährige einen Foulelfmeter zum 1:0 für die Niederlande gegen Deutschland; das Spiel ging für seine Mannschaft letztlich aber mit 1:2 verloren. Seitdem sprechen Fußballkommentatoren immer wieder von der Neeskens-Variante beim Schuss vom Elfmeterpunkt: knallhart in die Tormitte schießen, während der Torhüter in eine Torecke hechtet. Laut Sepp Maier schoss er aber seine Elfmeter stets in die vom Torwart aus gesehen rechte Ecke und hat im WM-Finale verzogen, weil er aus Nervosität „nicht richtig getroffen, ein wenig in den Boden gehauen“ hat (auf dem Bild sieht man die Kreide des Elfmeterpunktes aufstauben).[10]
Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien wurde er zum zweiten Mal Vize-Weltmeister, diesmal verlor seine Mannschaft das Finale gegen Gastgeber Argentinien nach Verlängerung mit 1:3.
Trainerkarriere
Nach seinen Stationen beim FC Baar und dem FC Zug trainierte er den Drittligisten FC Stäfa (ZH) am Zürichsee. Nach einer sehr guten ersten Saison, die mit dem sechsten Platz abgeschlossen wurde, lief es in der Saison zum 100-Jahr-Vereinsjubiläum 1995 sportlich nicht mehr so gut, weshalb er kurz vor Saisonende entlassen wurde. Dennoch hinterließ Neeskens laut einem ehemaligen Schützling Spuren in der Schweiz.[11]
Johann Neeskens kam zur Saison 1995/96 als Cheftrainer zum deutschen Verein FC Singen 04 in der fünftklassigen Verbandsliga Südbaden. Er blieb nur eine Saison, legte dort aber den Grundstein für große Erfolge, wie den Aufstieg in die Oberliga und den Sieg im Südbadischer Pokal 1997.[12]
Danach war er Co-Trainer der niederländischen Nationalmannschaft und Trainer der U-18-Nationalmannschaft und wurde anschließend Trainer des NEC Nijmegen. Für die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland verstärkte er den Trainerstab der australischen Nationalmannschaft als Co-Trainer von Guus Hiddink. Im Anschluss an die Fußballweltmeisterschaft kehrte er zum FC Barcelona zurück, um dort wie bereits bei der niederländischen Nationalmannschaft Assistenztrainer von Frank Rijkaard zu werden. Nach dessen Ausscheiden wurde auch Neeskens beim FCB entlassen. Seit 26. Oktober 2008 trainierte er die B-Nationalmannschaft der Niederlande. Zur Saison 2009/10 wurde er erneut an der Seite von Frank Rijkaard Co-Trainer bei Galatasaray Istanbul.[13] Seine Arbeit als Co-Trainer wurde am 20. Oktober 2010 beendet, nachdem Frank Rijkaard und er entlassen worden waren. Zur Saison 2011/12 übernahm er das Traineramt beim südafrikanischen Erstligisten Mamelodi Sundowns.[14] Nachdem seine Mannschaft zu Beginn der Saison 2012/13 wenig erfolgreich gespielt und nach zwölf Spieltagen auf dem vorletzten Tabellenrang gelegen hatte, beendeten der Verein und Neeskens am 2. Dezember 2012 die Zusammenarbeit.[15]
Persönliches
Johan Neeskens starb am 6. Oktober 2024 im Alter von 73 Jahren in Algerien, wo er sich im Rahmen des Projekts KNVB World Coaches des niederländischen Fußballverbandes aufhielt, das dazu diente, ärmere Kinder in Entwicklungsländern zu sozialisieren.[16]
Erfolge
Verein
- Niederländischer Meister mit Ajax Amsterdam: 1971/72, 1972/73
- Niederländischer Pokalsieger mit Ajax Amsterdam: 1970/71, 1971/72
- Europapokalsieger der Landesmeister mit Ajax Amsterdam: 1970/71, 1971/72, 1972/73
- UEFA-Super-Cup-Sieger mit Ajax Amsterdam: 1972
- Weltpokalsieger mit Ajax Amsterdam: 1972
- Spanischer Pokalsieger mit dem FC Barcelona: 1977/78
- Europapokalsieger der Pokalsieger mit dem FC Barcelona: 1978/79
- Meister der North American Soccer League mit New York Cosmos: 1980, 1982
- Gewinn der Eastern Division, National Conference mit New York Cosmos: 1980, 1981
- Gewinn der Eastern Division mit New York Cosmos: 1982, 1983
- Trans-Atlantic Cup Championships mit New York Cosmos: 1980, 1983, 1984
Nationalmannschaft
- Vizeweltmeister: 1974, 1978
- 3. Platz Europameisterschaft: 1976
Individuell
- 3. Platz bei der Wahl des Ballon d’Or Dream Teams (Defensives Mittelfeld)
Sonstiges
Die Staatssicherheit der DDR führte den Fußballer Gerd Kische zwischen 1971 und 1976 als „IM Neesken“, da dieser Johan Neeskens als sein Vorbild bezeichnet hatte. Der fehlende letzte Buchstabe wird in der fußballerischen Unkenntnis des führenden Offiziers vermutet.[17] Bei der WM 1974 trafen beide Spieler sogar am 30. Juni 1974 in Gelsenkirchen aufeinander, als die Niederlande die Nationalmannschaft der DDR mit 2:0 bezwangen.
Weblinks
- Johan Neeskens in der Datenbank von fussballdaten.de
- Johan Neeskens in der Datenbank von weltfussball.de
- Johan Neeskens in der Datenbank von transfermarkt.de
- Biographie Neeskens auf Niederländisch
Einzelnachweise
- ↑ Die grössten Teams aller Zeiten: Ajax 1971-73. In: uefa.com. Abgerufen am 19. September 2025.
- ↑ Johan, der Zweite. In: spiegel.de. Abgerufen am 19. September 2025.
- ↑ Johan Neeskens obituary: Dutch midfielder in celebrated ‘Total Football’ team, The Times (London, UK), 7. Oktober 2024
- ↑ a b Alcohol, Sexo y Drogas vs. Neeskens: Un Crack en el Tobogan, Diario Crónica (Buenos Aires, AR), Suplemento Deportivo, S. 11, 9. Dezember 1980
- ↑ Alex Yannis: Concerned Cosmos Ban Missing Neeskens, The New York Times, 12. September 1980
- ↑ Neeskens Zonder Club, Algemeen Dagblad (Rotterdam, NL), 11. Juli 1985
- ↑ Sports People: Comings and Goings, The New York Times, 15. August 1985
- ↑ 3.-Liga-·Klub und Vizeweltmeister: Neeskens bei Baar, Berner Tagwacht, 27. November 1987, S. 4
- ↑ Johan Neeskens: Absage an GC, Walliser Bote, 15. Juni 1991, S. 25
- ↑ Sepp Maier: Ich bin doch kein Tor, 1980 by Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, S. 150
- ↑ Vincenzo Togni: Fussball-Legende Johan Neeskens: Der Weltstar, der den FC Stäfa trainierte. In: Tagesanzeiger, 9. Oktober 2024, abgerufen am 11. Oktober 2024.
- ↑ Der FC Singen 04 trauert um Johann Neeskens, FC Singen 04, 10. Oktober 2024
- ↑ Johan Neeskens Istanbul'da
- ↑ Dutch legend Neeskens to coach Sundowns, timeslive.co.za
- ↑ Downs part ways with Neeskens, kickoff.com vom 2. Dezember 2012
- ↑ Niederlande trauert um Fußball-Ikone Johan Neeskens – Torschütze im WM-Finale 1974. In: ran.de. 8. Oktober 2024, abgerufen am 8. Oktober 2024.
- ↑ ddr-fussball.net: IM Neesken
