Jochen Vetter

Jochen Vetter (geb. 1949 in Duisburg[1]) ist ein deutscher Musiker, Filmemacher, Maler und Journalist.

Leben und Wirken

Jochen Vetter studierte Oboe an der Westfälischen Schule für Musik in Münster bei Reinhard Lüttmann, beendete aber diese Ausbildung nach einem Schädelbruch und stieg um auf die Blockflöte, mit der er bereits einige Wettbewerbe gewonnen hatte.[2][3] Als Journalist begann Vetter 1967 als freier Mitarbeiter bei der Münsterschen Zeitung. Ab 1971 wurde er Redakteur bei der nmz und arbeitete freischaffend, unter anderem für Incontri, Frankfurter Rundschau,[4] epd Kirche und Film,[5] Luzerner Neuste Nachrichten, WAZ, Tagesspiegel, sowie für den Hörfunk, zum Beispiel RIAS, Südwestfunk, Radio Bremen und WDR. Seine Spezialgebiete waren Musik, Film, Theater und kulturpolitische Themen.

Als Musiker wurde er in den 1970er Jahren nach seinem Bruder Michael einer der ersten Obertonsänger in Deutschland[6] mit internationalen Konzerttourneen zwischen Berlin, Wien und Kabul,[7] sowie Aufnahmen in Hörfunk und Fernsehen. Seine Innervoices (mit Helmut Scherner, 1981) war eine der ersten Schallplatten, die Obertongesang so explizit thematisierte. Mit Scherner gab er dann zahlreiche Konzerte mit Obertonimprovisatonen (Sitar, Stimme, Flöte, Klangschalen, Gong, Tambura) und einem „klassischen“ Teil mit Renaissancemusik und Folklore (Blockflöte und Laute/Gitarre).[7] In den 1990er Jahren zog er sich weitgehend aus dem öffentlichen Musikleben zurück und trat überwiegend als Filmemacher in Erscheinung, bis er dann 1998 mit seinen langjährigen Partnern Helmut und Doris Scherner eine neue CD herausbrachte Grundlos (Label Extraplatte),[8] der dann in den folgenden Jahren etliche Aufnahmen folgten.

Als Filmemacher arbeitete Vetter in den meisten Filmen mit seiner Partnerin Monika Zurhake zusammen. Gemeinsam waren sie zuständig für Filmkonzeption, Kamera, Ton, Regie, Schnitt und Produktion. In der Zeit zwischen 1982 und 2013 entstanden zahlreiche Filme für das Fernsehen (unter anderem Sesamstraße), Ministerien, Städte, Verbände und private Auftraggeber. Daneben initiierten sie als Künstlergemeinschaft servizio OM[9][10] verschiedene Projekte.

Als Maler improvisierte er mit Filzstift, Feder und Pinsel über das Eigenleben von Linien. Auf Anregung seines Bruders Michael erweiterte er diese „Linienmonologe“ in Ausstellungen und Kursen mit den Besuchern zu „Grafischen Dialogen“.

Diskografie

  • Innervoices. Das Innenleben des Tones. Mit Helmut Scherner (Silent Sun; 1981)
  • Invocationes / Praevocationes. Mit u. a. Roberto Laneri, Christian Bollmann. In: Vor der Flut. Hommage an einen Wasserspeicher (Eigelstein Musikproduktion; 1985)
  • Zeit Zeichen. Musik für eine Rathausuhr. Mit Helmut und Doris Scherner (1986)
  • Grundlos. Musik für ein unbekanntes Ohr. Mit Helmut und Doris Scherner (Extraplatte; 1998)
  • Das Innenleben des Tons. Musik für einen Klangtempel (Extraplatte; 1999)
  • Sonne / Shiva-Shakti (Obertongesang: Jochen Vetter). In: Joachim E. Behrendt: Planetentöne Vol.1 (Universal; 1999)

Klang-Einrichtungen (Auswahl)

  • Farbräume - Raumklänge - Klangfarben. Mit Helga Jöster, Theater Remscheid 1981[11]
  • Die Riesen vom Berge. Mit Peter Kaizar, Wiener Festwochen, 1985
  • Zeit Zeichen. Rathausuhr in Wesseling 1986–1988
  • Sternstundenklänge. Berlin, 750-jähriges Jubiläum, 1987
  • Nadjaave. Mit Ave N. Sandler, Biennale Venedig (ca. 1988)

Radiosendungen

  • Afghanisch-Indisch-Deutsches Musikfestival Goethe-Institut Kabul 1979. WDR III, 3. Juni 1980
  • Scherz, Satire, Parodie und tiefere Bedeutung. WDR III, 25. April 1981
  • Musik und Ritus. (90 Minuten) WDR III, 14. April 1982

Filmografie (Auswahl)

  • 1982: Der Hohe Berg der Musik (mit Heinz Trenczak, WDR III)[12]
  • 1986: In allen Dingen steckt Musik (WDR III)
  • 1989: Aus der Starre ins Leben (WDR III)
  • 1990: Alltagskultur (WDR III)
  • 1992: Apfelbäumchen stillgestanden! (Institut für Bildung und Kultur, Remscheid)
  • 1992/93:Deutschlandmärchen (Bundesinnenministerium des Innern)
  • 1996: Avec sans soleil (Privatbesitz)
  • 1998: Ein Dorfplatz mitten in der Stadt (WDR III)
  • 1995–1998: Aggression, die Energie zum Leben / Angst Macht Gewalt / Das Faire Streiten (FWU)
  • 1999/2000: Vom Finden und Erfinden (Landesverband der Jugendkunstschulen Niedersachsen)[9]
  • 2001–2005: Zukunft gestalten (AID)
  • 2002/2004: 29 semidokumentarische Kurzfilme (für Sesamstraße, NDR)

Projekte Künstlergemeinschaft servizio OM

  • 1983: VideoFilmTage Rheinland-Pfalz. Koblenz[13]
  • 1984/85: Hören Sehen Staunen. Synagoge Pulheim-Stommeln[14]
  • 1986/88: Zeit Zeichen. Rathausuhr Wesseling[15]
  • 1998–2006: Schwarzenberger Herbst. LAG Südlicher Steigerwald
  • 2003: Oasen der Sinne. LAG Südlicher Steigerwald[16]
  • 2004: Dorflinde. LAG Südlicher Steigerwald[17]
  • 2016–2018: Wer bin ich - und was kann ich? (Videoprojekt, BSZ Scheinfeld)[18]

Ausstellungen und Aktionen

  • 1975/1977/1978: Landesmuseum Münster (Obertongesang und Grafische Dialoge)
  • 1978: Szene der Jugend, Salzburg (Konzerte, Obertongesang und Grafische Dialoge)
  • 1978–1982: Ev. Akademie Hofgeismar (Konzerte, Obertongesang und Grafische Dialoge)
  • 1979: Goethe-Institut Kabul (Konzerte, Obertongesang und Grafische Dialoge)
  • 1982: Akademie der Künste Berlin (Obertongesang und Grafische Dialoge)
  • 1983: Internationales Jugendfestspieltreffen Bayreuth (Obertongesang und Grafische Dialoge)
  • 1984/1985: Synagoge Pulheim-Stommeln (Ausstellung, Konzerte und Grafische Dialoge)
  • 1997–2003: Ev. Akademie Iserlohn ("Das Innenleben des Tons" - Konzerte, Obertongesang und Grafische Dialoge)
  • 1998–2009: Thüringische Sommerakademie Böhlen (Konzerte, Obertongesang und Grafische Dialoge)
  • 2000: Händel-Haus, Halle (Konzert und Ausstellung)

Schriften (Auswahl)

  • Weltraumflug des Denkens, Schneckengang des Schreibens oder: Sprache ist Wortbruch. In: das Pult 1981, S. 16–19.
  • Film-Musik: Film als Musik, Musik zum Film - In: epd Film Nr. 6/7, Juni/Juli 1981.
  • Von Agfa bis Omo - In: Dokumentation der 1. Rheinland-Pfälzischen Videotage Koblenz", 1983
  • Der Musikfilm - Auseinandersetzung mit den Tonfällen des Lebens - In: epd Film, 12/1984, S. 20–22.
  • Wider die Pädagogisierung der Kultur - Am Beispiel der Musik. In: Kulturpädagogik 1992 (Hrsg. Akademie Remscheid).

Quellen

Quellen Wirken als Musiker

  • Porträt am Mittwoch. In: Münstersche Zeitung vom 4. Juli 1979.
  • Mit verinnerlichtem Spiel zur musikalischen Nachtwache gebeten. In: Die Welt vom 13. August 1979.
  • Zwischen den Zeiten und Kulturen. In: Nordbayerischer Kurier Bayreuth vom 4. November 1981.
  • Fachblatt 1985 Juni - Vor der Flut

Einzelnachweise

  1. Jochen Vetter. In: Das Pult. 1981 (google.de [abgerufen am 20. Februar 2025]).
  2. Junge Münsteraner waren unter den Siegern. In: Münstersche Zeitung vom 19. April 1967 (Landeswettbewerb Jugend musiziert); Mit Blockflöten und Querflöte. In: Westfälische Nachrichten, Juni 1967.
  3. Aus dem Leben eines Bonvivants. In: Nürnberger Nachrichten vom 15. Mai 2021.
  4. Jochen Vetter: Musik und Wirklichkeit. In: Frankfurter Rundschau vom 29. September 1973; Jochen Vetter: Musik am Rande der Unruhe. In: Frankfurter Rundschau vom 26. vom 1980; Jochen Vetter: Von der Gleich-Gültigkeit des Lebens. In: Frankfurter Rundschau vom 3. Oktober 1981.
  5. Jochen Vetter: Film-Musik: Film als Musik, Musik zum Film. In: epd Kirche und Film Nr. 6/7, Juni/Juli 1981.
  6. Obertongesang. In: laut.de. Abgerufen am 20. Februar 2025.
  7. a b Siegfried Nasko: Auf der Suche nach Babaji: Wunden, Wunder, Regenbögen. BoD – Books on Demand, 2021, ISBN 978-3-7543-4528-3, S. 263 (google.de [abgerufen am 20. Februar 2025]).
  8. Kann man neue Musik verstehen? In: Deutschlandfunk vom 2. Juni 1982; Unerhörtes Innenleben der Töne - Körpermusik. In: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 20. Juni 1982; Innen - Eigenleben der Klänge. In: Frankfurter Rundschau vom 27. November 2000.
  9. a b Vom Finden und Erfinden: Videodokumentation von Jochen Vetter und Dr. Monika Zurhake. In: Kunst & Gut. Landesverband der Kunstschulen Niedersachsen e. V. Abgerufen am 20. Februar 2025.
  10. Dania Banat: Ein fränkischer Weltmusiker im Blickpunkt. In: nordbayern.de. 20. Oktober 2011, abgerufen am 20. Februar 2025.
  11. Farbräume – Raumklänge – Klangfarben. In: Remscheider Generalanzeiger vom 7. Juli 1981.
  12. WDR III, 1987 - Wesselinger Zeitzeichen (Heinz Trenczak)
  13. Bundesweiter Wettbewerb in Koblenz etabliert. In: Rhein-Zeitung. 3. November 2011, abgerufen am 21. Februar 2025.
  14. Kühnste Erwartungen übertroffen. In: Kölner Stadtanzeiger vom 29. November 1984.
  15. Michael Kleff: Sphärenklänge aus der Rathausuhr. In: Deutschlandradio Kultur vom 31. August 1988.
  16. Oasen der Sinne. Point-Reportage in Medienpraxis TV, Juli 2003
  17. Aufbruch in die Zukunft. Point-Reportage in Medienpraxis TV, Juni 2007
  18. Zeigen, wer man ist und was man kann. In: Nürnberger Nachrichten vom 19. November 2016; Das Ich in bewegten Bildern. In: Nürnberger Nachrichten, 12. Januar 2018.