Jaroslawiw Wal

Jaroslawiw Wal
Ярославів Вал
Wappen
Straße in Kiew
Haus Nr. 14a
Basisdaten
Ort Kiew
Rajon Schewtschenko
Angelegt 1855
Hist. Namen Podwalnaja, Welikaja Podwalnaja, Rakowski-Straße, Woroschilow-Straße, Polupanow-Straße
Name erhalten erstmals 1869, 1976
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr

Der Jaroslawiw Wal (russisch Ярославов Вал Jaroslawow Wal, ukrainisch Ярославів Вал, dabei steht Jaroslawow/Jaroslawiw für Jaroslaws und Wal für Wall, Mauer, also wörtlich der Wall Jaroslaws) ist eine Straße in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, die von der Wladimirskaja-Straße zum Lwower Platz führt. Die Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene Straße wurde mehrfach umbenannt. Ihren jetzigen Namen erhielt sie von der ursprünglich hier verlaufenden Stadtbefestigung der Stadt Jaroslaws. In der Straße befinden sich einige Botschaftsgebäude, die Kiewer Theaterhochschule und das Ukrainische Zentrum kultureller Errungenschaften (ehemals Ukrainisches Zentrum für Volkskunst).

Geschichte

In der vormongolischen Zeit verlief hier die Mauer der Befestigung der von Fürst Jaroslaw dem Weisen erbauten Kernstadt. Wenn zu diesem Zeitpunkt unterhalb der Mauer ein Weg verlief, blieb dieser zunächst namenlos. In den 1830er bis 1850er Jahren wurden die alten Kiewer Befestigungsanlagen geschleift, da sie militärisch bedeutungslos geworden waren und die Entwicklung der Stadt behinderten. In diesem Zusammenhang wurde die Anlage einer Straße 1832 erstmals geplant.[1] 1833 begann der Abbau der Befestigungen an dieser Stelle[1], und 1855 war die Straße erstmalig auf einem Stadtplan verzeichnet. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden für die Straße mehrere Namen benutzt: Podwalna-Straße (Unter der Mauer), Welikaja Podwalna Straße (große Straße unter der Mauer) und Jaroslawow Wal. Offiziell hieß die Straße ab 1869 Jaroslawow Wal, die anderen Namen blieben jedoch noch lange Zeit gebräuchlich[2]. 1923 wurde die Straße zu Ehren von Christian Rakowski in Rakowski-Straße umbenannt, jedoch schon fünf Jahre später erhielt sie zu Ehren des sowjetischen Militärführers Kliment Woroschilow einen neuen Namen.[3] Während der deutschen Besatzung hieß sie 1942–43 Welyka Pidwalna, um 1944 wieder den Namen Woroschilows zu tragen.[4] 1952 wurde sie nach dem ehemaligen Befehlshaber der Dnepr-FlottileAndrei Polupanow benannt[5], um 1962 wieder in Welikaja Podwalna umbenannt zu werden[6]. Ihren derzeitigen Namen trägt sie seit 1976.[7]

Bebauung

Von der ursprünglichen Bebauung aus den 1820er und 1830er Jahren sind keine Gebäude mehr erhalten. Älteste erhalten gebliebene Gebäude in der Straße sind das Haus Nr. 5 und das Haus Nr. 27, beide in den 1860/70er Jahren erbaut. Bei letzteren handelt es sich trotz seines verfallenen Zustandes um ein Denkmal lokaler architektonischer Bedeutung.[1][8] Das Haus mit der Nummer 23 wurde 1859–1861 erbaut und 1980 abgerissen, lediglich ein Seitenflügel blieb erhalten. Dabei handelte es sich um ein einstöckiges Holzhaus auf einem gemauerten Keller, das 1884 eine gemauerte Fassade erhielt. Das dem Generalmajor Bogusch gehörende Haus war ursprünglich Teil eines größeren Anwesens, das die Grundstücke Jaroslawow Wal 21–25 und die Gontscharow-Straße 28 umfasste. Es verfügte über 12 stuckverzierte Zimmer, ein Gewächshaus, Kachelöfen und einen Kamin.[9]

Der größte Teil der Häuser stammt aus der zweiten Hälfte des 19. und dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, als sich die Straße zu einer bevorzugten Wohngegend des Kiewer Bürgertums entwickelte. Die Häuser auf der linken Seite der Straße stammen meist aus dem 19. Jahrhundert, die auf der rechten Seite aus dem 20. Jahrhundert.[1] Einige Baulücken wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Gebäuden der Moderne geschlossen. Die Mehrzahl der Häuser in der Straße steht unter Denkmalschutz.[10]

Von der kulturellen und historischen Bedeutung der Gebäude und ihrer Bewohner zeugen zahlreiche Gedenktafeln. Die ukrainische Nationaldichterin Lessja Ukrainka verbrachte im Haus Nr. 32 1907 ihre Flitterwochen. Der Luftfahrpionier Igor Sikorski baute im Haus seiner Eltern (Nr. 15-b) 1903 seinen ersten flugfähigen Hubschrauber; bis 1911 entstanden hier die Starrflügler S-1 bis S-6. In der 49. Grundschule, gelegen im Hinterhof der Nr. 27, gab Wladimir Wyssozki 1973 ein Konzert.

Im Haus Nr. 15 befand sich während des Deutsch-Sowjetischen Krieges der Stab des Kiewer Korps der Luftverteidigung, im Haus Nr. 18 1944/45 der Stab der ukrainischen Partisanenbewegung. Im Haus Nr. 36 fand 1918 die Gründungsversammlung der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften statt.

Bemerkenswerte Gebäude

(Quelle: [A 1])

Ungerade Nummern

Gerade Nummern

  • Nr. 4: Mehrfamilienhaus, 1904, denkmalsgeschützt seit 1986[10]
  • Nr. 12 Botschaft der Republik Polen, ehemals Generalkonsulat der DDR in der Ukrainischen SSR[11]
  • Nr. 14 und 14a: Mehrfamilienhaus, 1911, Kiewer Akademische Werkstatt für Theaterkunst „Suzirya“, denkmalsgeschützt seit 1984/86[10]
  • Nr. 16a: Wohnhaus, 1904, denkmalsgeschützt seit 1986[10]
  • Nr. 22: Wohnhaus, 1883, 1900–1903, Hotel Radison SAS, denkmalsgeschützt seit 1986[10]
  • Nr. 30/18: Mietshaus, 1874–1875, denkmalsgeschützt seit 1986[10]
  • Nr. 32: Mietshaus, 1882, zeitweise Wohnsitz von Lessja Ukrainka, denkmalsgeschützt seit 1970[10]
  • Nr. 32b: Botschaft Italiens in der Ukraine,
  • Nr. 34: Botschaft der Slowakischen Republik in der Ukraine
  • Nr. 34a: Botschaft der Tschechischen Republik in der Ukraine[12]
  • Nr. 36: Mietshaus, 1887/1898, ab 1907 Sitz der Ukrainischen Wissenschaftliche Gesellschaft, Gründungsort der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften1918, Wohnsitz von Nikolai Serow, Ukrainische Zentrum kultureller Errungenschaften, denkmalsgeschützt seit 1998[10]
  • Nr. 40: ehemalige städtische Grundschule, 1905–1907, 1941 Kaserne der 13. Artillerieschule, Kiewer Theaterhochschule, denkmalsgeschützt seit 1986[10]

Verkehr

Pullmann-Wagen der Kiewer Straßenbahn am Jaroslawow Wal Nr. 2, 1930er Jahre

Die Straße wurde durch die Lwowskaja-Linie der Straßenbahn Kiew erschlossen, die vom Kreschtschatik zum Lwower Platz führte. Ursprünglich am 1. Juli 1892 als Pferdestraßenbahn eröffnet[13], erfolgte die Umstellung auf elektrischen Betrieb am 20. Juni 1895[13]. Die als Lukjanowskaja-Linie bezeichnete Verlängerung zum Ljukanowski-Basar war ebenfalls am 1. Juli 1892[13] in Betrieb genommen worden. Beide Linien wurden am 21. September 1945 stillgelegt.

Ab dem 5. November 1960 verkehrte die Linie 20 des Kiewer Trolleybuses durch die Straße.[14] Am 3. März wurde der Betrieb dieser Linie ersatzlos eingestellt.

Bis in die ersten Jahre des 21. Jahrhunderts verkehrte die Autobuslinie 71 durch die Straße; die Linie ist mittlerweile eingestellt. Gegenwärtig ist die Straße nicht an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden.

Da die Station Lwower Platz der Metro Kiew nicht fertiggestellt wurde, ist der nächste U-Bahnhof die Station Goldenes Tor der Linie 3.

Commons: Jaroslawiw Wal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Вулиці Києва. Довідник. In: Анатолій Вікторович Кудрицький (Hrsg.): Українська енциклопедія – ім. М. П. Бажана. Київ 1995, ISBN 5-88500-070-0 (ukrainisch).
  • Вулиці Міста Києва. Офіційний Довідник. In: Додаток до рішення Київської міської ради від 22.01.2015 №34/899. S. 311 (ukrainisch, gov.ua [PDF]).

Anmerkungen

  1. ein vollständige Liste der denkmalgeschützten Gebäude befindet sich unter: нформаційний зведений перелік об'єктів культурної спадщини Шевченківського району Станом на 1.01. 2015. In: Управління збереження історичного середовища та охорони об'єктів культурної спадщини. ВИКОНАВЧИЙ ОРГАН КИЇВСЬКОЇ МІСЬКОЇ РАДИ (КИЇВСЬКА МІСЬКА ДЕРЖАВНА АДМІНІСТРАЦІЯ), 2015, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 31. Mai 2025 (ukrainisch).
  2. Die Räume des ehemaligen Generalkonsulats der CSSR in der Ukrainischen SSR wurden zwischen der Tschechischen und der Slowakischen Republik aufgeteilt

Einzelnachweise

  1. a b c d Ольга Друг: Вулицями старого Києва. In: Історичні місця України. Світ, Львів 2013 (ukrainisch, gov.ua).
  2. Часть оффиціальная - О наименованіи нѣкоторыхъ улицъ и площадей въ Кіевѣ. In: Кіевлянинъ. 95. Auflage. Nr. . Киев 14. August 1869, S. 1–2 (russisch, livejournal.com).
  3. ПРОТОКОЛ Ч. 35 засідання Президії Київської Міської Ради ІХ скликання. Державний архів м. Києва, Києв 8. Februar 1928 (ukrainisch, livejournal.com).
  4. Постанова виконавчого комітету Київської міської Ради депутатів трудящих від 6 грудня 1944 року № 286/2 «Про впорядкування найменувань площ, вулиць та провулків м. Києва». Державний архів, Києв 22. Dezember 1944 (ukrainisch, livejournal.com).
  5. Постанова бюро Київського міського комітету Компартії України і виконавчого комітету Київської міської Ради депутатів трудящих від 10 грудня 1957 року № 2193 «Про впорядкування справи присвоєння імен державних і громадських діячів вулицям і державним установам м. Києва». Державний архів, Києв 20. August 1957 (ukrainisch, livejournal.com).
  6. Рішення виконавчого комітету Київської міської Ради депутатів трудящих від 30 грудня 1962 року № 2216 «Про найменування та перейменування вулиць і площ м. Києва». Державний архів, Києв 30. Dezember 1962 (ukrainisch, livejournal.com).
  7. Рішення виконавчого комітету Київської міської Ради депутатів трудящих від 2 лютого 1976 року № 90 «Про перейменування вулиці Великої Підвальної у Радянському районі». Державний архів, Києв 2. Februar 1976 (ukrainisch, livejournal.com).
  8. Активісти законсервували вхід до Будинку з хлібною лавкою, що є пам'яткою архітектури. Abgerufen am 30. Mai 2025 (ukrainisch).
  9. Василь ГАЛАЙБА ФОТОСПОМИН вулиця Ямська - Ярославiв Вал. Abgerufen am 30. Mai 2025.
  10. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s нформаційний зведений перелік об'єктів культурної спадщини Шевченківського району Станом на 1.01. 2015. In: Управління збереження історичного середовища та охорони об'єктів культурної спадщини. ВИКОНАВЧИЙ ОРГАН КИЇВСЬКОЇ МІСЬКОЇ РАДИ (КИЇВСЬКА МІСЬКА ДЕРЖАВНА АДМІНІСТРАЦІЯ), 2015, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 31. Mai 2025 (ukrainisch).
  11. Посольство Республики Польша – Map Modernism. Abgerufen am 24. Juni 2025 (russisch).
  12. Посольство Чехословакии – Map Modernism. Abgerufen am 24. Juni 2025 (russisch).
  13. a b c Стефан Владимирович Машкевич: История киевской конки. In: Науковий вісник Міжнародного гуманітарного університету. Фенікс, Одеса 2015 (russisch, issuu.com).
  14. Троллейбус, который идет на восток - Цікавий Київ. 9. April 2008, abgerufen am 31. Mai 2025 (ukrainisch).

Koordinaten: 50° 27′ 15″ N, 30° 30′ 21″ O