Jane Hay
Jane Hay (* 10. März 1864 in Leith, Edinburgh; † 26. Januar 1914 in Monnetier-Mornex, Haute-Savoie, Frankreich) war eine schottisch-britische Philanthropin, Kommunalpolitikerin und Aktivistin. Im Jahr 1895 wurde sie in den Edinburgh City Council gewählt und setzte sich dort engagiert für die Verbesserung der Lebensbedingungen armer Kinder in der Stadt ein.[1]
Leben
Hay wurde als Tochter von James Hay (1799–1880), einem Kaufmann, und Margaret Scott, einer Schneiderin, geboren. Ihr Vater war in literarischen, künstlerischen und juristischen Kreisen in Edinburgh bekannt.[2] Hay studierte an einer Universität in London.[3]
Nachdem sie Mitglied des Edinburgh City Council geworden war, setzte sich Hay für die Einstellung von Krankenschwestern für die Kinder im Armenhaus ein[3]. Sie war so tief bewegt vom Schicksal der Kinder, dass sie sechs Waisen adoptierte.[4] Anschließend wandte sie sich Vätern zu, die ihre Familien verlassen hatten, und überzeugte den Rat, diese ausfindig zu machen und wegen unterlassener Unterstützung ins Gefängnis zu bringen. Sie war mehr als sieben Jahre im City Council und zusätzlich drei Jahre im Edinburgh School Board tätig.[3] Im Zuge ihrer Arbeit hielt Hay Vorträge an der Normal Practising Primary School in Edinburgh zu Themen wie „Die Arbeit der Frauen in der Welt“.[5]
Im Jahr 1896 reiste Hay nach Athen, wo sie Suppenküchen einrichtete. In Konstantinopel setzte sie ihre Hilfsarbeit unter armenischen Flüchtlingen fort[6] und unterstützte rund 100 Frauen und Kinder.[3] Ein Jahr später verbrachte sie zwei Monate auf Euböa, wo sie Decken und Hilfsgüter an griechische Flüchtlinge verteilte, die während des Türkisch-Griechischen Kriegs von türkischen Invasoren aus ihren Dörfern vertrieben worden waren.[7] Sie überwachte auch die Suppenküchen, in denen täglich über 1000 Menschen versorgt wurden.[3] Um Familien, die ihre Existenzgrundlage verloren hatten, zur Selbstständigkeit zu ermutigen, half Hay beim Aufbau von Baumwollwebstühlen für Flüchtlingsfamilien in Chalkida.[7] Als auf Euböa die Pocken ausbrachen, organisierte Hay die Versorgung der Erkrankten, die in einer Moschee auf einer Nachbarinsel unter Quarantäne standen. Sie reinigte medizinische Instrumente und sorgte für die Lieferung von Kondensmilch für die Säuglinge der Insel.[6] Nach ihrer Rückkehr nach Athen gründete sie eine Stickschule, deren Arbeiten im Londoner Kaufhaus Liberty verkauft wurden.[3] Im Rahmen ihrer weiteren Hilfstätigkeit reiste Hay 1899 nach Russland und richtete ein Hilfszentrum für die hungernde Bevölkerung von Kasan ein.[8][9]
Als engagierte Unterstützerin der Frauenbewegung trat Hay der National Union of Women’s Suffrage Societies und der Women’s Social and Political Union bei. Sie zog nach St Abbs, wo sie nach dem Untergang des dänischen Dampfers Alfred Erlandsen mit seiner gesamten Besatzung zur Gründung einer Rettungsstation beitrug.[1] Außerdem gründete sie eine Tauchschule und die Rocket Brigade, in der Kinder Rettungstechniken erlernen konnten.[10] Sie freundete sich mit Isabel Cowe an und trat mit ihr der Women’s Freedom League (WFL) bei.[11]
Hay eröffnete ein Speiserestaurant für die Fischermädchen, die zur Heringsverarbeitung nach Eyemouth kamen, sowie einen Aufenthaltsraum in Coldingham.[4]
Sie engagierte sich in der keltischen Erneuerungsbewegung, war mit Ella Carmichael und Margery Kennedy Fraser befreundet[1] sowie Mitglied der Highland Association.[12] Außerdem war sie Gründungsmitglied der Scottish American Society. Sie lud Freunde ein, Vorträge in der Church Literary Society zu halten, darunter den Antarktisforscher William Speirs Bruce und den Wissenschaftler und Stadtplaner Patrick Geddes.[8]
Nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch reiste Hay auf ärztlichen Rat in die Schweiz. Sie starb 1914 an einer Embolie in Monnetier-Mornex, Haute-Savoie.[1][3][8]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Elizabeth Ewan, Rose Pipes, Jane Rendall und Siân Reynolds (Hrsg.): The New Biographical Dictionary of Scottish Women. 2. Auflage. Edinburgh University Press, Edinburgh 2018, ISBN 978-1-4744-3627-4, S. 194.
- ↑ Death of Mr James Hay, Leith. In: Dundee Evening Telegraph. 20. Januar 1880.
- ↑ a b c d e f g A noted Scotswoman. In: Berwickshire News and General Advertiser. 3. Februar 1914.
- ↑ a b Here and There. In: Dundee Evening Telegraph. 16. Oktober 1907, S. 2.
- ↑ Caledonia: Scottish Echoes. In: Women's Penny Paper. 15. August 1895, S. 8.
- ↑ a b Miss Jane Hay off to Athens. In: Edinburgh Evening News. 26. November 1896, S. 2.
- ↑ a b The Greek Refugee's Committee. In: The Times. 15. Januar 1898, S. 14.
- ↑ a b c Obituary. In: Newcastle Journal. 28. Januar 1914, S. 5.
- ↑ o. T. In: Edinburgh Evening News. 6. Juni 1899.
- ↑ Miss Jane Hay of St Abbs. In: Votes for Women. Band VII, Nr. 310, 13. Februar 1914, S. 305 (google.com).
- ↑ Alison McCall: Isabel Cowe. In: Mapping Memorials to Women in Scotland. Glasgow Women’s Library und Women’s History Scotland, 23. Juni 2024, abgerufen am 4. September 2025.
- ↑ Highland Mod in Edinburgh. In: Glasgow Herald. 6. Oktober 1899, S. 10.