Jakob Tuchschmid-Zimmermann
Jakob Tuchschmid-Zimmermann (* 1822 in Thundorf; † 12. September 1895 in Frauenfeld) war ein Schweizer Schlossermeister, Unternehmer und Gründer der späteren Metallbau- und Stahlbauunternehmung Tuchschmid. Er führte die Entwicklung des Betriebs von einer ländlichen Dorfschlosserei zu einem angesehenen Handwerksbetrieb in der Thurgauer Kantonshauptstadt und etablierte die wirtschaftlich tragende Herdproduktion.
Jugend und Ausbildung
Tuchschmid stammte aus einer alteingesessenen Thundorfer Familie. Er war der älteste Sohn von Hans Ulrich Tuchschmid (1782–1852) und Anna Maria Ammann (1794–1849). Er erlernte das Schlosserhandwerk bei Johann Thalmann in Wiezikon. 1843 begab er sich auf eine fünfeinhalbjährige Wanderschaft durch Deutschland und Österreich, die ihn unter anderem nach Hannover, Bremen, Hamburg und Wien führte.
Selbständigkeit in Thundorf
1849 kehrte Tuchschmid nach Thundorf zurück und richtete im Elternhaus eine Schlosserei ein. 1850 präsentierte er bei der ersten thurgauischen Gewerbe- und Industrieausstellung einen selbst gefertigten Kochherd, was ihm erste öffentliche Anerkennung brachte.
Nach dem frühen Tod seiner ersten Frau Susanna Debrunner (1830–1854) widmete er sich ganz dem Ausbau seines Betriebs. Mitte der 1850er Jahre begann er sich auf den Bau von Holzkochherden zu spezialisieren. Diese Produkte verbanden handwerkliche Präzision mit alltagspraktischer Nutzung und wurden bald zu einem Markenzeichen seines Unternehmens. Der wachsende Absatz der Herde bildete die wirtschaftliche Grundlage für alle späteren Betriebserweiterungen.
Übersiedlung nach Frauenfeld und Ausbau des Betriebs
1857 heiratete er Margaretha Zimmermann (1820–1884) aus Diessenhofen; 1858 wurde der gemeinsame Sohn Jakob Tuchschmid-Baumgartner geboren.
1862 zog die Familie nach Frauenfeld, um näher am städtischen Markt und an besseren Verkehrswegen zu sein. Tuchschmid erwarb ein Anwesen an der Thundorferstrasse 15, richtete dort eine modernere Werkstatt ein und baute die Herdproduktion weiter aus. Bereits 1864 konnte er die Werkstatt erweitern. Die Belegschaft bestand zu dieser Zeit aus zwei Gesellen und zwei Lehrlingen. Die Herdproduktion sicherte nicht nur den laufenden Betrieb, sondern ermöglichte auch Investitionen in bessere Werkzeuge und Maschinen.
Ehefrau und Kinder
Tuchschmids erste Ehe mit Susanna Debrunner (1830–1854) war von kurzer Dauer; sie starb im Kindbett. Aus der zweiten Ehe mit Margaretha Zimmermann gingen Zwei Kinder hervor:
- Jakob Tuchschmid-Baumgartner (1858–1909), später Nachfolger im Familienbetrieb und Pionier des konstruktiven Eisen- und Stahlbaus.
- Gottfried Tuchschmid (1862–1864), der im Alter von zwei Jahren verstarb.
Das Familienleben war eng mit dem Betrieb verflochten. Lehrlinge wohnten teilweise im Haus und nahmen gemeinsam mit der Familie die Mahlzeiten ein. Margaretha unterstützte ihren Mann in organisatorischen Fragen und führte den Haushalt auch für die im Betrieb beschäftigten Gesellen.
Engagement und öffentliche Tätigkeit
1865 wurde Tuchschmid in den Verwaltungsrat der «Meisterschaft Frauenfeld» gewählt, der lokalen Handwerkervereinigung. 1866 ernannte ihn der Regierungsrat zum Eichmeister des Bezirks Frauenfeld – ein Amt, das er über zwei Jahrzehnte innehatte und das die amtliche Kontrolle von Massen und Gewichten in den umliegenden Gemeinden umfasste.
Er engagierte sich in der Berufsbildung, pflegte enge Kontakte zum lokalen Gewerbeverein und gehörte 1873 einer vom Kanton unterstützten Handwerkerdelegation zur Weltausstellung in Wien an, wo er sich über internationale Entwicklungen im Handwerk informierte.
Unternehmensführung und spätere Jahre
Unter seiner Leitung erarbeitete sich die Schlosserei Tuchschmid einen guten Ruf für solide, sorgfältige Schmiedearbeiten. Die Herdproduktion blieb dabei das wirtschaftliche Rückgrat des Unternehmens und sicherte stabile Einnahmen. Ab den 1880er Jahren bereitete er seinen Sohn Jakob auf die Übernahme des Unternehmens vor.
Nach dem Tod seiner Frau Margaretha 1884 zog er sich zunehmend aus dem Tagesgeschäft zurück. 1888 übergab er die Leitung an seinen Sohn. Jakob Tuchschmid-Zimmermann starb am 12. September 1895 in Frauenfeld im Alter von 73 Jahren.
Literatur
- Heinz Ruprecht: Tuchschmid. Vom Holzkochherd zu Stahl-Glas-Konstruktionen. In: Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik. Band 78. Verein für wirtschaftshistorische Studien, Zürich 2004, ISBN 3-909059-30-9.
Weblinks
- Jakob Tuchschmid-Zimmermann im Katalog Schweizer Pioniere