Jakob Oppenheimer
Jakob Oppenheimer (geboren 8. März 1879 in Frankfurt am Main; gestorben 3. Juni 1941 in Nizza) war ein deutsch-jüdischer Kunsthändler.
Biografie
Jakob Oppenheimer war seit 1912 Geschäftsführer des Kunsthandelsunternehmens Margraf & Co. in Berlin, das mit Juwelen, Antiquitäten und Kunst handelte und vier Tochterunternehmen hatte (Galerie van Diemen & Co. GmbH, Altkunst Antiquitäten GmbH, Dr. Benedict & Co. GmbH und Dr. Otto Burchard & Co. GmbH). Als Albert Loeske, der Eigentümer des Unternehmens, 1929 starb, vermachte er die Firma seinem Geschäftsführer Jakob Oppenheimer und dessen Frau Rosa (geboren am 31. Juli 1887 in Berlin als Rosa Silberstein). Es fiel jedoch eine Erbschaftssteuer von 5 Millionen Reichsmark an. Dadurch und durch die Weltwirtschaftskrise geriet die Firma in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die Steuerforderungen und hohe Kreditforderungen bei Banken konnten nicht bezahlt werden. Daraufhin kam es 1930 zu Pfändungen, 1933 wurden die Warenbestände der jüdischen Hausbank Jacquier & Securius sicherheitsübereignet.[1][2][3][4] 1935 wurden die Bestände der Berliner Niederlassungen des Kunsthandelsunternehmens auf vier Auktionen bei dem Auktionshaus Paul Graupe auf Veranlassung der Bank liquidiert.[5]
Ende März 1933 flüchtete das Ehepaar vor der drohenden Verhaftung durch die Nationalsozialisten nach Frankreich. Jakob Oppenheimer starb am 3. Juni 1941 verarmt in Nizza. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen wurde seine Witwe Rosa Oppenheimer im Sammellager Drancy interniert, in das KZ Auschwitz deportiert und dort am 2. November 1943 ermordet. Sie wurde 56 Jahre alt.[1][3][4]
Die Erben von Jakob und Rosa Oppenheimer machten wiederholt Ansprüche auf Objekte aus dem Besitz der Kunsthandelsfirmen des Paares geltend, die 1935 versteigert worden waren.[1] 2010 entschädigte das Museum Rietberg die Nachkommen Oppenheimers für vier 1935 in Berlin ersteigerte chinesische Kunstwerke.[6] In zahlreichen Fällen wurde jedoch Objekte aus den Auktionen nicht zurückgegeben, da nach der Einschätzung vieler Provenienzforscher nicht von einem NS-verfolgungsbedingten Entzug durch die Versteigerung auszugehen ist.
Literatur
- Anja Ebert: "Erwerbungen des Germanischen Nationalmuseums im Kontext des Margraf-Konzerns und seines Inhabers Jakob Oppenheimer." In: Anja Ebert, Timo Saalmann: "Gekauft – Getauscht – Geraubt? Erwerbungen des Germanischen Nationalmuseums zwischen 1933 und 1945 – Weitere Ergebnisse der Provenienzforschung." Hrsg. von Anne-Cathrin Schreck. Nürnberg 2019, ISBN 978-3-947449-03-3, S. 63–85 (Digitalisat).
Einzelnachweise
- ↑ a b c Provenienz Margraf & Co. (Galerie van Diemen, Altkunst, Dr. Otto Burchard). Deutsches Zentrum Kulturgutverluste.
- ↑ Oppenheimer, Jakob. In: gnm.de, Germanisches Nationalmuseum.
- ↑ a b Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.: Verfahren: „Wiedergutmachung“ im geteilten Berlin nach 1945. Lukas Verlag, 2015, S. 125 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b Sir Donnell Deeny: Report of the Spoliation Advisory Panel in respect of an oil painting by Pierre-Auguste Renoir, `The Coast at Cagnes`, now in the possession of Bristol City Council. Bericht an das House of Commons, 2015 (englisch).
- ↑ Patrick Golenia, Kristina Kratz-Kessemeier, Isabelle Le Masne de Chermont, Bénédicte Savoy: Paul Graupe (1881–1953). Ein Berliner Kunsthändler zwischen Republik, Nationalsozialismus und Exil. Böhlau, Köln/Weimar 2016, ISBN 978-3-412-22515-5, S. 110 (google.com [abgerufen am 10. Januar 2022]).
- ↑ Eva Blimlinger: ... (k)ein Ende in Sicht: 20 Jahre Kunstrückgabegesetz in Österreich. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2018, ISBN 978-3-205-20130-4, S. 72 (google.com [abgerufen am 10. Januar 2022]).