Jakob Jizchak Biderman

Jakob Jizchak Biderman (* 1957 in Jerusalem) ist ein israelischer Rabbiner, Hauptgesandter der Chabad-Bewegung in Wien seit 1981,[1] Mitglied des Rates des Europäischen Jüdischen Rabbinerrates sowie Dozent für Jüdische Philosophie. Er gründete zahlreiche jüdische Bildungs- und Gemeindeinstitutionen, Synagogen und Gemeindezentren, darunter die Lauder Business School, eine Privatuniversität in Wien, an der er als Vizepräsident wirkt.[2][3][4]
Leben
Jugend und Ausbildung
Biderman wurde in Jerusalem als Sohn von Rabbiner David Zvi Israel, einem Sohn des Lelover Rebbe Mosche Mordechai Biderman, und Esther Chana, Tochter des bekannten Philanthropen Abraham Pershan aus Toronto, geboren. Er besuchte die Grundschule „Moriah“ in Tel Aviv und studierte anschließend an der Chabad-Oberschule in Montreal (bis 1974).[5]
Von 1975 bis 1978 studierte er an der Jeschiwa Tomchei Tmimim in Brunoy (Frankreich) und im Chabad-Zentrum in New York City, wo er die Rabbinatsordination erhielt. Weitere Ordination erhielt er von der Union of Orthodox Rabbis of the United States and Canada unter der Leitung von Moshe Feinstein. 1979 gehörte er zur Gründungsgruppe der Jeschiwa „Or Elchonon – Chabad“ in Los Angeles.[5]
Tätigkeit in Wien
1980 heiratete er Adela, Tochter von Rabbiner Jissachar Dow Halevi Gurwitz, einem führenden Chabad-Lehrer in Frankreich. Auf direkte Anweisung des Lubawitscher Rebbe zog er 1981 nach Wien, um dort die Chabad-Aktivitäten aufzubauen.[2][6]
Er gründete Kindergärten, Nachmittagsbetreuung und Ferienlager für die jüdische Gemeinde. In den 1980er Jahren kümmerte er sich besonders um zugewanderte Juden aus Buchara, Georgien und dem Kaukasus und half ihnen, eigene Gemeinden zu etablieren. 1986 gründete er die Chabad-Synagoge „Heichal Menachem“ im 9. Wiener Bezirk, deren Rabbiner er bis 2022 war. 1989 wurde das „Sephardische Zentrum“ mit zwei Synagogen, Veranstaltungssaal und Jugendclub eröffnet.[5]
1992 entstand die Kindertagesstätte „Olam Chadasch“ im Prater. In den 1980er und 1990er Jahren gründete er eine Grund- und Mittelschule, 2000 folgte ein Gymnasium. Diese Einrichtungen wurden später im „Lauder Chabad Campus“ im Augarten zusammengeführt, dessen Bau durch Spenden von Ronald S. Lauder ermöglicht wurde. Zur Grundsteinlegung 1999 waren Vertreter der österreichischen Regierung und der damalige israelische Premierminister Benjamin Netanjahu anwesend.[5]
2006 initiierte er das Gemeindezentrum „Beit Halevi – Chabad“ in Wien, das nach Lev Leviev benannt wurde. 2010 wurde er Vizepräsident der Lauder Foundation für Bildungsfragen.[3] 2011 erhielt er den Max-Fisher-Preis der Pincus-Stiftung für seine Pionierarbeit im jüdischen Bildungswesen. 2012 gründete er einen weiteren Kindergarten und eine Talmud-Tora-Schule im 19. Bezirk, unterstützt von Martin Schlaff. 2013 entstand ein weiteres Chabad-Zentrum im 2. Bezirk.
Unter seiner Leitung kamen 24 weitere Chabad-Gesandtenpaare nach Österreich; zudem war er an der Entsendung von Chabad-Gesandten nach Salzburg, München, Frankfurt am Main und Budapest beteiligt. Er veröffentlichte zahlreiche jüdische Bücher und Artikel in deutscher Sprache.
Akademische Tätigkeit
1985 promovierte Biderman in Philosophie mit einer Arbeit über die Quellen Baruch Spinozas bei Chasdai Crescas und parallele Strömungen in Kabbala und Chassidismus. 2001 gründete er in Zusammenarbeit mit den Bildungsministerien Österreichs und Israels die „Akademie zur Ausbildung jüdischer Lehrer“. 2002 erhielt er den Professorentitel und wurde Rektor.[6]
2003 initiierte er mit Unterstützung der Lauder Foundation die Lauder Business School in Wien, die Bachelor- und Masterstudiengänge in Betriebswirtschaftslehre mit jüdischem Curriculum anbietet. Ronald S. Lauder ist Präsident der Hochschule, Biderman ihr Vizepräsident. Der Campus befindet sich im ehemaligen Palais der Erzherzogin Maria Theresia im 19. Bezirk.[6]
Familie
Sein Sohn Rabbiner Abraham leitet eine Chabad-Synagoge im 2. Bezirk in Wien. Sein Sohn Rabbiner Mosche Mordechai ist Lehrer an der Jeschiwa „Tomchei Tmimim“ in Wien. Seine Tochter Musia ist mit Rabbiner Mordechai Segal verheiratet, Leiter des zentralen Chabad-Hauses in Wien. Seine Tochter Mina ist mit Rabbiner Jechiel Michel Butman verheiratet, Leiter von Judentum-TV und Chabad-Kinderprogrammen. Seine Tochter Nechama ist mit Rabbiner Israel Wolosow verheiratet, Direktor der Lauder-Chabad-Schule und der Jugendbewegung „Zeveta“ in Wien.[2]
Weblinks
- Interview mit Rabbiner Biderman (YouTube)
- Aufsatz von Jakob Biderman über Tora und Demokratie (auf Deutsch)
- „Der Enkel in Wien wirkt Großes“ (col.org.il, hebr.)
Einzelnachweise
- ↑ Agudas Chasidei Chabad Austria - Headquarters - Synagogue - Vienna, Austria. Abgerufen am 11. September 2025 (englisch).
- ↑ a b c Martin Engelberg: Die sephardische Community – eine Erfolgsstory. In: NU. 10. März 2025, abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ a b President. Abgerufen am 11. September 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Alexia Weiss: Der erste bucharische Rabbiner Wiens. In: Wina - Das jüdische Stadtmagazin. 18. Oktober 2024, abgerufen am 11. September 2025 (deutsch).
- ↑ a b c d Martin Engelberg: Rabbiner Jacob Biderman. In: NU. 3. Juli 2014, abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ a b c Benjamin Sufiev: Der Brief, der eine Revolution auslöste - Das wunderliche Engagement des Rebben für die Wiener Chabad-Schule. Abgerufen am 11. September 2025.