Jacqueline du Pré

Jacqueline du Pré, OBE (* 26. Januar 1945 in Oxford; † 19. Oktober 1987 in London) war eine britische Cellistin.
Leben
Du Pré war das zweite Kind von Derek du Pré und Iris du Pré, geb. Greep. Ihre Mutter war Pianistin und unterrichtete an der Londoner Royal Academy of Music, ihr Vater war Bankangestellter und später Herausgeber des Handelsblattes The Accountant. Sie hatte eine ältere Schwester, die Flötistin Hilary du Pré, und den jüngeren Bruder Piers du Pré.[1][2] Schon im Alter von fünf Jahren zeigte Jacqueline du Pré musikalische Begabung und Interesse am Violoncello. Ersten Unterricht erhielt sie von ihrer Mutter. Von 1955 bis 1961 wurde sie von William Pleeth unterrichtet. 1960 war sie Meisterschülerin von Pau Casals; 1962 studierte sie bei Paul Tortelier in Paris und 1965 bei Mstislaw Rostropowitsch in Moskau.[1][2]
Nach ihrem Studienabschluss an der Londoner Guildhall School of Music spielte sie 1961 in der Wigmore Hall, begleitet vom Pianisten Ernest Lush.[2] 1962 debütierte sie in der Royal Festival Hall mit Edward Elgars Cellokonzert mit dem BBC Symphony Orchestra unter der Leitung von Rudolf Schwarz.[1][2] Mit diesem Cellokonzert entstand 1965 ihre erste Aufnahme mit dem London Symphony Orchestra, dirigiert von John Barbirolli. Es entfaltete sich rasch eine internationale Konzerttätigkeit mit weiteren Einspielungen bedeutender Cellokonzerte.[1]
Im Jahr 1967 heiratete du Pré den Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim in Israel,[3] den sie ein Jahr zuvor kennengelernt hatte, und konvertierte zum jüdischen Glauben. Du Pré konzertierte häufig mit Barenboim und es entstanden zahlreiche Aufnahmen. Gemeinsam mit dem Geiger Pinchas Zukerman bildeten sie ein bekanntes Trio.[1]
Ein von der Freundschaft zu ihren Musikkollegen Daniel Barenboim, Itzhak Perlman, Zubin Mehta und Pinchas Zukerman geprägtes Konzert mit Franz Schuberts Forellenquintett in London stand 1969 im Zentrum der TV-Dokumentation The Trout („Die Forelle“) von Christopher Nupen. Der Film trug zur Bekanntheit du Prés bei.
Im Jahr 1971 litt du Pré unter zunehmenden Sensibilitätsstörungen in den Fingern. 1971 spielte sie ihre letzte Aufnahme ein. Nachdem sie im Frühjahr 1973 in New York und London ihre letzten Konzerte absolviert hatte, wurde im Oktober 1973 Multiple Sklerose diagnostiziert. Gelegentlich war sie noch als Lehrerin tätig, bis sich ihr Gesundheitszustand so verschlechterte, dass sie keine Tätigkeit mehr ausüben konnte. Sie starb 1987 im Alter von 42 Jahren in Folge der Krankheit.[1]
Instrumente
1961 erhielt du Pré ein Stradivari-Cello von 1673, das mittlerweile „Du Pré“ genannt wird. Ab 1964 spielte sie auf dem „Dawidow“-Stradivari-Cello von 1712, benannt nach Karl Dawidow.[4] Beide Instrumente waren Geschenke ihrer Patentante Ismena Holland. Wegen der schwierigen Spielbarkeit des Dawidow-Cellos suchte du Pré nach anderen Instrumenten. Von 1969 bis 1970 spielte sie auf einem Cello von Francesco Goffriller. 1970 wechselte sie zu einem Cello von Sergio Peresson, bei dem sie bis zum Ende der Karriere blieb.
Das Dawidow-Cello wird seit 1983 von Yo-Yo Ma gespielt und ist seit 1988 im Besitz von LVMH.[5]
Filme

Im Jahr 1998 entstand auf der Basis von Gesprächen mit Jacqueline du Prés Geschwistern der umstrittene Film Hilary & Jackie, in dem Emily Watson die Cellistin darstellte. Der Film wurde von befreundeten Musikern – darunter Julian Lloyd Webber, Yehudi Menuhin, Itzhak Perlman, William Pleeth, Mstislav Rostropowitsch und Pinchas Zukerman – heftig kritisiert, der Film stelle eine Affäre mit dem Ehemann ihrer Schwester, dem Dirigenten Christopher Finzi,[3] in den Vordergrund und verzerre die Persönlichkeit und das Schicksal von du Pré. Daniel Barenboim teilte mit, er werde sich weder mit dem Buch noch mit dem Film auseinandersetzen.[6]
Anlässlich ihres 80. Geburtstags im Jahr 2025 wurde 2024 der Film Jacqueline du Pré – Das tragische Schicksal einer Cello-Legende (Regie: Matthew Percival) produziert.
Ehrungen (Auswahl)
- 1976: Order of the British Empire (Officer)[7][8]
- Nach Jacqueline du Pré sind eine Rose (Abstammung „Radox Bouquet“ x „Maigold“) und eine Clematis (Clematis alpina ,Jacqueline du Pré‘) benannt.
Weblinks
- Werke von und über Jacqueline du Pré im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jacqueline du Pré bei Discogs
- Jacqueline du Pré bei IMDb
- Jacqueline du Pré. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten).
- Ralph Erdenberger: 19.10.1987 - Todestag der Cellistin Jacqueline du Pré. In: WDR ZeitZeichen (Podcast).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f Klassik Heute: Jacqueline du Pré 75. Geburtstag. Abgerufen am 18. Juni 2022.
- ↑ a b c d Dieter Wunderlich: Jacqueline du Pré. Abgerufen am 18. Juni 2022.
- ↑ a b Zum 30. Todestag der Cellistin Jacqueline du Pré. In: concerti.de. 19. Oktober 2017, abgerufen am 18. Juni 2022.
- ↑ Jacqueline du Pré’s cellos. In: Tarisio. Abgerufen am 31. August 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ 1712 - Cello "Davidoff (Davidov)". In: Archivio della Liuteria Cremonese. Abgerufen am 31. August 2025 (englisch).
- ↑ Stephen Moss: Du Pré sister defends film. 21. Januar 1999, abgerufen am 18. Juni 2022 (englisch).
- ↑ The London Gazette (Supplement) vom 30. Dezember 1975, S. 10.
- ↑ Jacqueline du Pré. In: EBSCO Research. Abgerufen am 31. August 2025 (englisch).