Jacopo Mazzoni

Porträt von Jacopo Mazzoni
Der „Spaten“ von Jacopo Mazzoni (Stagionato) in der Accademia della Crusca

Jacopo Mazzoni, auch Giacomo, latinisiert Jacobus Mazzonius, (* 27. November 1548 in Cesena; † 10. April 1598 ebenda) war ein italienischer Altphilologe, Literaturwissenschaftler und Philosoph. Er galt als einer der größten Gelehrten seiner Zeit in Italien, der auch das Studium der italienischen Sprache beförderte.

Mazzoni studierte in Bologna (unter anderem Griechisch, Latein, Hebräisch, Dichtkunst, Rhetorik) und an der Universität Padua (Philosophie und Jura). Er hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis, was ihm half in öffentlichen Disputationen zu brillieren. Er war zunächst Professor in Macerata. 1583 war er an der Gründung der Accademia della Crusca in Florenz für das „Studium und Bewahren der italienischen Sprache“ beteiligt und nannte sich „Stagionato“ (Der Alte).[1] 1588 bis 1597 war er Philosophieprofessor in Pisa, wo er Einfluss auf Galileo Galilei hatte (der dort um 1590 Mathematik lehrte), mit dem er sich befreundete.

1597 wurde er an die Universität La Sapienza in Rom berufen, begleitete aber zunächst Kardinal Pietro Aldobrandini nach Ferrara und Venedig. Auf dem Rückweg erkrankte er und starb im heimatlichen Cesena.

Werke

Mazzoni schrieb ein Werk zur Verteidigung der Göttlichen Komödie von Dante (Difesa della Commedia di Dante 1587[2][3], nachdem eine erste Version schon 1572 erschienen war), in dem er auch seine Theorie der Dichtkunst darstellt. Er verbindet Poesie mit Rhetorik – beide suchen nach Mazzoni nicht eine Wahrheit hinter den Dingen, sondern Glaubwürdigkeit beim Publikum und Ziel der Dichtkunst sei Unterhaltung.

Sein philosophisches Hauptwerk De Triplici Hominum Vita, Activa Nempe, Contemplativa, et Religiosa Methodi Tres[4] von 1577 war ein Versuch, die Widersprüche zwischen Aristoteles und Platon zu versöhnen. Nachdem er die Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen erkannt hat, bestimmt er das Wissen, das dieser in den drei Arten des Zustands oder Lebens kultivieren muss, die er aktiv, kontemplativ und religiös nennt, und deckt so nacheinander alle Zweige der Literatur, Wissenschaften und Künste ab.

Mazzoni war an Astronomie interessiert und veröffentlichte 1597 In universam Platonis et Aristotelis philosophiam praeludia[5] (erschienen in Venedig) und äußerte sich kritisch über die aristotelische Lehre in der Mechanik und setzte sich im Sinne des Neuplatonismus für die Anwendung der Mathematik in den Naturwissenschaften ein.[6] In einem Brief an Mazzoni vom 30. Mai 1597 stimmte Galilei dieser Haltung zu und plädierte für das kopernikanische System gegen das ptolemäische.[7] Dieser Brief ist das früheste Zeugnisse für Galileis Hinwendung zum kopernikanischen System, bevor er sich am 4. August 1597 in einem Brief an Johannes Kepler ähnlich äußerte.

Literatur

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Einzelnachweise

  1. Mitgliederkatalog der Crusca
  2. Vollständig erst 1688 veröffentlicht. Ein italienischer Edelmann hatte Mazzoni gebeten, Dante gegen Angriffe von Castravilla zu verteidigen.
  3. Englische Übersetzung von Robert L. Montgomery On the Defense of the Comedy of Dante: Introduction and summary, Tallahassee: University Presses of Florida, 1983
  4. Jacopo Mazzoni: De Triplici Hominum Vita, Activa Nempe, Contemplativa, et Religiosa Methodi. Bartolomeo Raverio, Cesena 1577 (Latein, beic.it [abgerufen am 6. September 2025]).
  5. Jacopo Mazzoni: In universam Platonis et Aristotelis philosophiam praeludia. Venedig 1597 (Latein, museogalileo.it [abgerufen am 6. September 2025]).
  6. Annarita Angelini: Un autre ordre du monde: Science et mathématiques d’après les commentateurs de Proclus au Cinquecento. In: Revue d’histoire des sciences. Band 59, Nr. 2, 2006, S. 265–285 (französisch).
  7. Rodolfo Garau: Elements, Renaissance Theory of Natural. 18. Juni 2021, abgerufen am 6. September 2025 (englisch).