Die Jacobi-Polynome (nach Carl Gustav Jacob Jacobi), auch hypergeometrische Polynome, sind eine Menge polynomieller Lösungen des Sturm-Liouville-Problems, die einen Satz orthogonaler Polynome bilden, und zwar auf dem Intervall
bezüglich der Gewichtsfunktion
mit
. Sie haben die explizite Form[1]

oder mit Hilfe der verallgemeinerten hypergeometrischen Funktion
:

![{\displaystyle P_{n}^{(\alpha ,\beta )}(x)={\frac {(-1)^{n}}{2^{n}n!}}(1-x)^{-\alpha }(1+x)^{-\beta }{\frac {d^{n}}{dx^{n}}}\left[(1-x)^{\alpha +n}(1+x)^{\beta +n}\right],~~~\alpha ,\beta >-1}](./b752ea0562f33672ccb347e252ba037e4bfb4c15.svg)
Man kann die Jacobi-Polynome auch mit Hilfe einer Rekursionsformel bestimmen.



mit den Konstanten:




Eigenschaften
Der Wert für
ist
.
Es gilt die folgende Symmetriebeziehung

woraus sich der Wert für
ergibt:

Sie erfüllen die Orthogonalitätsbedingung

Ableitungen
Aus der expliziten Form können die
-ten Ableitungen abgelesen werden. Sie ergeben sich als:

Nullstellen
Die Eigenwerte der symmetrischen Tridiagonalmatrix

mit




stimmen mit den Nullstellen von
überein.[2] Somit bietet der QR-Algorithmus die Möglichkeit, die Nullstellen näherungsweise zu berechnen. Weiterhin kann man beweisen, dass sie einfach sind und im Intervall
liegen.
Asymptotische Darstellung
Mit Hilfe der Landau-Symbole lässt sich folgende Formel aufstellen:
![{\displaystyle P_{n}^{(\alpha ,\beta )}(\cos \theta )={\frac {\cos \left(\left[n+(\alpha +\beta +1)/2\right]\theta -\left[2\alpha +1\right]\pi /4\right)}{{\sqrt {\pi n}}\left[\sin(\theta /2)\right]^{\alpha +1/2}\left[\cos(\theta /2)\right]^{\beta +1/2}}}+{\mathcal {O}}\left(n^{-3/2}\right),~~~0<\theta <\pi .}](./cfbdc9975955211fd6a45f99cf645ae262f42a68.svg)
Erzeugende Funktion
Für alle
gilt
![{\displaystyle \sum _{n=0}^{\infty }P_{n}^{(\alpha ,\beta )}(x)z^{n}=2^{\alpha +\beta }[f(x,z)]^{-1}[1-z+f(x,z)]^{-\alpha }[1+z+f(x,z)]^{-\beta },~~~f(x,z)={\sqrt {1-2xz+z^{2}}}.}](./2809da20b32575f701d8c89858b4ce98db662ce4.svg)
Die Funktion
![{\displaystyle z\mapsto 2^{\alpha +\beta }[f(x,z)]^{-1}[1-z+f(x,z)]^{-\alpha }[1+z+f(x,z)]^{-\beta }}](./55f34e882ac90bd394330ed5ed33f2a8ce5eae12.svg)
wird daher als erzeugende Funktion der Jacobi-Polynome bezeichnet.
Spezialfälle
Einige wichtige Polynome können als Spezialfälle der Jacobi-Polynome betrachtet werden:
Kugelsymmetrische Gewichtung auf dem Intervall [0,1]
Ein nützlicher Spezialfall der Jacobi-Polynome tritt bei kugelsymmetrischen Problemstellungen auf, bei denen Lösungen nur vom Radius
abhängen. Dabei treten häufig Integrale mit Gewicht
auf, etwa bei elektrischen Feldern, Dichteprofilen oder Temperaturverteilungen in Kugelkoordinaten. Durch die Transformation
lassen sich die Jacobi-Polynome
auf das Intervall
mit Gewicht
übertragen.
Dies führt zu einer explizit orthonormalisierten Darstellung:
Diese Polynome erfüllen die Orthonormalitätsrelation:
Die Funktionen
bilden eine normierte, monomiale Basis und sind insbesondere nützlich für radial gewichtete Funktionen auf Kugelintervallen. Sie entsprechen (bis auf Normierung) den Jacobi-Polynomen
.
Literatur
- Eric W. Weisstein: Jacobi Polynomial. In: MathWorld (englisch).
- Sherwin Karniadakis: Spectral/hp Element Methods for CFD. 1. Auflage. Oxford University Press, New York 1999, ISBN 0-19-510226-6.
- I. S. Gradshteyn, I. M. Ryzhik: Table of Integrals, Series, and Products. 5. Auflage. Academic Press Inc., Boston, San Diego, New York, London, Sydney, Tokyo, Toronto 1994, ISBN 0-12-294755-X.
- Peter Junghanns: EAGLE-GUIDE Orthogonale Polynome. 1. Auflage. Edition am Gutenbergplatz Leipzig, Leipzig 2009, ISBN 3-937219-28-5.
Einzelnachweise
- ↑ Abramowitz, Stegun (1965): Formel 22.3.2 - enthält darüber hinaus umfangreiche Zusatzinformationen und Belege für die weiteren hier genannten Formeln
- ↑ Peter Junghanns: EAGLE-GUIDE Orthogonale Polynome. Hrsg.: Edition am Gutenbergplatz Leipzig. 2009, ISBN 3-937219-28-5 (Kapitel 2.2 und 2.4).