Jürgensplatz
| Jürgensplatz Platz am Polizeipräsidium | |
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![]() Straßenschild mit Jürgensplatz | |
| Basisdaten | |
| Ort | Düsseldorf |
| Ortsteil | Unterbilk |
| Einmündende Straßen | Lorettostraße, Hubertusstraße, Reichsstraße und Fürstenwall |
| Bauwerke | Polizeipräsidium Düsseldorf, ehemaliger Sitz der Oberfinanzdirektion Düsseldorf (heute Sitz des Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, Wohnhäuser, Denkmäler) |
| Nutzung | |
| Nutzergruppen | Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr nur für Anlieger, ÖPNV |
| Platzgestaltung | Straßenbahnhaltestellen, Parkplätze für die Anlieger |
Der Jürgensplatz ist Vorplatz des Düsseldorfer Polizeipräsidiums und wurde im Sommer 1945 nach dem hingerichteten Kommandanten der Schutzpolizei Franz Jürgens benannt, der sich zuletzt am Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt hatte. Recherchen ab 2018 ergaben allerdings, dass er auch an nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt gewesen war, weshalb ein neuer Name für den Platz gesucht wird. Eine Auswertung von Vorschlägen zur Umbenennung des Platzes steht bevor.
Lage
Der Jürgensplatz ist ein Platz und Straßenzug im Düsseldorfer Stadtteil Unterbilk. Die Durchfahrt ist nur für Anlieger und Radfahrende gestattet. Es gibt Verbindung zur Hubertusstraße und Reichsstraße im Norden, über die der Platz verlassen werden kann (Einbahn-Regelung). Im Süden kreuzt der Fürstenwall, bevor der Jürgensplatz in die Lorettostraße übergeht. Auf dem Platz befindet sich eine Trambahn-Haltestelle der Linie 708 mit dem Namen „Polizeipräsidium“.
Auf der westlichen Seite der Straße befinden sich die ungeraden Hausnummern 1, 3 und 5, auf der östlichen Straßenseite die geraden Hausnummern 32 bis 52 (Hausnummer 54 fehlt) und 56 bis 72.
Namensgeber
Kavallerieplatz bzw. Kavalleriestraße


Ursprünglich soll Kurfürst Jan Wellem an dieser Stelle sein neues Schloss geplant haben.
Bis 1822 wurden die Reiterkasernen (Kavallerie) des Westfälischen Ulanen-Regiments Nr. 5 zwischen der Kavalleriestraße und der Neusser Straße von Gottfried Bandhauer errichtet.
Die Gebäude für das Polizeipräsidium Düsseldorf und die Oberfinanzdirektion wurden zwischen 1929 und 1939, auf dem Gelände der ehemaligen Husarenkaserne, erbaut. Sie zeigen sachlich-zweckorientierte Backsteinarchitekturen für Verwaltungsbauten der 1920er und 1930er Jahre. Bei der Grundsteinlegung 1929 war Hans Langels gemeinsam mit dem preußischen Innenminister Albert Grzesinski (SPD) dabei. Der Bau konnte erst vier Jahre später vollendet werden. Das Polizeipräsidium begann mit dem Umzug von der Mühlenstraße 29 aus dem Stadthaus im Winter 1933 bis zum April 1934.[3]
Dieser seit 1928 geplante, zwischen 1936 und 1939 für die Behörde des Oberfinanzpräsidenten errichtete Backsteinbau liegt zwischen dem gestalterisch ähnlichen Polizeipräsidium Düsseldorf, der Hubertusstraße, der Neusser Straße und der Kavalleriestraße.[4] Durch die pathetisch-funktionale Formensprache, die für das Neue Bauen, aber auch für die Architektur im Nationalsozialismus typisch ist, wirkt das Gebäude wie eine Kaserne.
Ab 1934 oder 1937: Mackensenplatz
Die erste Umbenennung fand durch die Nationalsozialisten 1934 oder 1937 statt. Für den „Mackensenplatz“ stand August von Mackensen Pate.
Ab 1945: Jürgensplatz
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Im Sommer 1945 wurde der Platz in „Jürgensplatz“ umbenannt.
Umbenennungsprozess ab 2020
Im März 2018 beauftragte der Düsseldorfer Stadtrat, die Straßennamen durch einen wissenschaftlichen Beirat überprüfen zu lassen. Im Januar 2020 wurde der Abschlussbericht vorgestellt, mit der Empfehlung, Straßen umzubenennen, deren Namen aus den Bereichen Kolonialismus, Militarismus, Nationalsozialismus und Antisemitismus kommen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Historie um Franz Jürgens beleuchtet, der in Düsseldorf als Unterstützer der Aktion Rheinland und der kampflosen Übergabe von Düsseldorf an die Alliierten zum Ende des Zweiten Weltkrieges auf vielfältige Weise geehrt wurde. Die Aufarbeitung ergab, dass Franz Jürgens der nationalsozialistischen Ideologie nahestand, am Transport Darmstädter Juden in die Vernichtungslager des Holocaust beteiligt war und sich erst in den letzten Tagen des Krieges gegen das nationalsozialistische Regime gestellt hatte. Daher sollte ihm die Ehre entzogen werden, Namensgeber für eine Straße, einen Platz und ein Berufskolleg zu sein.[5]
Die Bezirksvertretung hatte zunächst gemeinsam mit Bürgern eine bereits einvernehmliche Lösung gefunden. Der Polizist Klaus Dönecke, der sich wesentlich mit der Aufarbeitung der dunklen Geschichte der Düsseldorfer Polizei während der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt hatte, sollte Namensgeber werden. Allerdings hatte man versäumt, die Familie Döneckes einzubeziehen, die sich gegen die Namensgebung aussprach.
Im März 2024 fasste der Rat den Beschluss, die Bezeichnung Jürgensplatz künftig durch einen neuen Namen zu ersetzen. Erste Umbenennungsvorschläge wurden in einer öffentlichen Veranstaltung im August 2024 gesammelt.[6] Die Verwaltung regte die Benennung in Edith-Fürst-Platz an, um diese Frau stellvertretend für alle Opfer des Nationalsozialismus in Düsseldorf zu würdigen.[7][8][9]
Vom 6. bis 28. März 2025 gab es einen öffentlichen Aufruf zur Beteiligung an der Namensfindung. Es gab knapp 600 Beiträge beziehungsweise Vorschläge, die über 101.000 Bewertungen (positive und negative zusammengezählt) erhielten.[10]
Vorschläge der Verwaltung:
- „Edith-Fürst-Platz“: 233 positive Bewertungen, 205 negative Bewertungen
- „Platz der Demokratie“: 187 positive Bewertungen, 187 negative Bewertungen
- „Platz der Befreiung“ 79 positive Bewertungen, 214 negative Bewertungen
Vorschläge der Anlieger:
- „Platz der Polizei“ (Vorschlag der Polizeipräsidentin sowie mehrheitliches Stimmungsbild der Präsenzveranstaltung im August 2024): 4036 positive Bewertungen, 6708 negative Bewertungen
Weitere Vorschläge mit insgesamt vielen Stimmen:
- „Rosa-Luxemburg-Platz“ (anonymer Vorschlag): 11.203 positive Bewertungen, 550 negative Bewertungen
- „Eleanor-Marx-Platz“ (anonymer Vorschlag): 7986 positive Bewertungen, 394 negative Bewertungen
Umbenennung 2025
Der Stadtrat der Landeshauptstadt Düsseldorf beschloss in seiner Sitzung am 10. Juli 2025, den Jürgensplatz in „Edith-Fürst-Straße“ und die Platzfläche vor dem Polizeipräsidium und dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung in „Am Polizeipräsidium“ umzubenennen.
Bauwerke nach Hausnummern
Auszug aus der Liste der Baudenkmäler in Unterbilk:
| Bild | Bezeichnung | Lage | Beschreibung | Bauzeit | Eingetragen seit |
Denkmal- nummer |
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ehemalige Oberfinanzdirektion | Jürgensplatz 1 (-3), Hubertusstraße 7, Neusser Straße 20 Karte |
Das Gebäude der Oberfinanzdirektion wurde am Jürgensplatz, heute von der Edith-Fürst-Straße bis hin zur Neusser Straße anstelle einer früheren Kavalleriekaserne der Husaren (siehe Husarendenkmal) aus dem Jahre 1820 erbaut. Das Gebäude der Oberfinanzdirektion wurde im Stil einer sachlich-zweckorientierten Backsteinarchitektur zur Zeit der Änderung des Platznamens (1937) von Kavallerieplatz zu Mackensenplatz als Landesfinanzamt erbaut. Unter der Nr. 1/3 (Jürgensplatz) befand sich die Reichsfinanzverwaltung (Abteilungen I. Besitz- und Verkehrssteuern, II. Zölle und Verbrauchsabgaben) und in der Hubertusstraße Nr. 7 das Oberfinanzpräsidium. Seit 2017 Sitz des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen.
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1937–1939 | 15. November 1984 | A 761 |
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Polizeipräsidium | Jürgensplatz 5 Karte |
Von 1946 bis 1970 war im Polizeipräsidium auch der Sitz des Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen.
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1929–1932 | 28. September 1984 | A 716 |
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Wohnhaus mit Torzugang | Jürgensplatz 62 (vormals Kavalleriestraße) Karte |
Ausführung durch Maurermeister Heinrich Sandvoss und Conrad Uhde, Firma Sandvoss & Uhde, Fürstenwallstraße 144. | 1884 | 21. Juni 1982 | A 140 |
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Wohnhaus mit Torzugang | Jürgensplatz 64 Karte |
Ausführung Maurermeister Heinrich A. Hensmann | 1872 | 21. Juni 1982 | A 141 |
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Wohnhaus mit Torzugang | Jürgensplatz 66 Karte |
Die Bauausführung erfolgte durch den Maurermeister Heinrich A. Hensmann. Über das Portal kommt man durch einen Eingangsflur, welcher von vier bauplastischen Medaillons geschmückt wird, zum Zugang des Hauses. | 1872 | 21. Juni 1982 | A 142 |
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Wohnhaus | Jürgensplatz 68 Karte |
Architekt: Ernst Bernau | 1873 | 23. Februar 1982 | A 48 |
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Wohnhaus | Jürgensplatz 70 Karte |
Architekt: Ernst Bernau | 1873 | 21. Juni 1982 | A 143 |
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Husarendenkmal | Am Polizeipräsidium (vormals Jürgensplatz) o. Nr. | Bronzeplakette an Muschelkalkpfeiler zeigt das Hauptportal der ehemaligen Husaren-Kaserne an der Neusser Straße. Das Denkmal wurde nach Plänen des Architekten Hermann vom Endt vom Bildhauer Hermann Nolte ausgeführt und während des 3. Waffentages der Deutschen Kavallerie im Jahre 1933 eingeweiht. Inschrift: „2. Westf. Husaren-Regt. Nr. 11, 1813-1815, 1851-1866, 1871-1906. Alte Kaserne, Portal Neusser Straße“. | 1933 | 25. April 1995 | A 1345 |
Kunstwerke und Denkmäler

Der Weg der Befreiung hat hier die „Station 2: Polizeipräsidium am Jürgensplatz“: „Im Polizeipräsidium am damaligen Kavallerieplatz trafen am 16. April 1945 die Mitglieder der Widerstandsgruppe den Oberstleutnant der Schutzpolizei, Franz Jürgens. Es wurde entschieden, dass sich der Rechtsanwalt August Wiedenhofen und der Architekt Aloys Odenthal zum Stützpunkt der US-amerikanischen Truppen durchschlagen sollten. Franz Jürgens gab ihnen einen Wagen der Polizei mit Fahrer und stellte ihnen eine schriftliche Vollmacht aus, damit sie die deutschen Linien passieren konnten. Den Polizeipräsidenten August Korreng hatten die Mitglieder der Gruppe vorher festgesetzt. Doch die Aktion wurde durch regimetreue Beamte des Präsidiums verraten, die telefonisch Kontakt zu verbliebenen Wehrmachtseinheiten aufbauen konnten. Die Soldaten befreiten daraufhin gemeinsam mit Gauleiter Florian den Polizeipräsidenten. Wiedenhofen und Odenthal wussten bereits von der Befreiung Korrengs und machten sich sofort auf den Weg zu den amerikanischen Truppen in Mettmann.“ (Kulturamt Düsseldorf: Texte für die Stelen des Projekts ‚Weg der Befreiung‘, Vorlage 41/77/2010, Kulturausschuss, 9. September 2010)

Der Regisseur Harald Holzenleiter drehte, zusammen mit Kameramann Günther Neumann, 2009 eine Testfolge für eine geplante Fernsehserie namens Jürgensplatz.[16] Als Schauspielerinnen waren unter anderem dabei: Kasia Borek, Jana Hora-Goosmann. Obwohl zwei Sender interesse zeigten wurde keine Serie daraus.
Siehe auch
- Hanns Friedrichs (Modedesigner) hatte sein Atelier ab 1973 im Haus Jürgensplatz 58–60, gegenüber dem Polizeipräsidium, ab 1982 war er im Haus Nr. 62.
- Michael Dybowski, Vorsitzender des Vereins „Geschichte am Jürgensplatz e.V – Verein zur Aufarbeitung der Düsseldorfer Polizeigeschichte“.
Einzelnachweise
- ↑ Paul Clemen: Der Düsseldorfer Schlossplan des Grafen Matthaeus Alberti. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. Band 17, Düsseldorf 1902, S. 181 f., abgerufen im Portal archive.org am 2. April 2025
- ↑ Theodor Levin: Beiträge zu den Kunstbestrebungen des Hauses Pfalz-Neuburg. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. Band 19, Düsseldorf 1905, S. 145 f., abgerufen im Portal archive.org am 2. April 2025
- ↑ welt.de: Polizeipräsidium wird bis Ende 2016 zur Baustelle, 2. Mai 2013
- ↑ Sabine Tübergen: Oberfinanzdirektion. Artikel im Portal baukunst-nrw.de, abgerufen am 23. September 2012.
- ↑ Wann bekommt der Jürgensplatz seinen neuen Namen? von Ute Neubauer vom 12. Dezember 2024
- ↑ Öffentlichkeitsbeteiligung: Umbenennung des Jürgensplatzes Dialogveranstaltung im Bürgerhaus Bilk, Pressedienst vom 9. August 2024 von Manuel Bieker
- ↑ Der Jürgensplatz in Düsseldorf-Unterbilk soll umbenannt werden.
- ↑ Beschlussvorlage: Umgang mit der historischen Person Franz Jürgens KUA/043/2024/2 vom 21. März 2024
- ↑ Jürgensplatz – Aufruf zur Beteiligung – Gesucht wird ein neuer Platzname!
- ↑ Bürgerinnen und Bürger zur Beteiligung an der Umbenennung des Jürgensplatzes aufgerufen Pressedienst vom 6. März 2025 von Manuel Bieker
- ↑ vgl. Jörg Heimeshoff: Denkmalgeschützte Häuser in Düsseldorf. Nobel, Essen 2001, ISBN 3-922785-68-9, S. 386.
- ↑ Kurt Düwell: „Operation Marriage“. Die britische Geburtshilfe bei der Gründung Nordrhein-Westfalens ( vom 6. Dezember 2012 im Internet Archive) (PDF-Datei; 89 kB). Redemanuskript, Düsseldorf 2006, eingestellt im Portal debrige.de der Deutsch-Britischen Gesellschaft, Arbeitskreis Düsseldorf, abgerufen am 23. September 2012.
- ↑ Kurt Düwell: „Operation Marriage“. Die britische Geburtshilfe bei der Gründung Nordrhein-Westfalens ( vom 6. Dezember 2012 im Internet Archive) (PDF-Datei; 89 kB). Redemanuskript, Düsseldorf 2006, veröffentlicht im Portal debrige.de der Deutsch-Britischen Gesellschaft, Arbeitskreis Düsseldorf, abgerufen am 23. September 2012
- ↑ Eintrag in der Denkmalliste der Landeshauptstadt Düsseldorf beim Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege, Auskunft zum Denkmalschutz im Portal duesseldorf.de, abgerufen am 23. September 2012.
- ↑ Jan Wiefels: Das neue Polizei-Präsidium, RP ONLINE vom 11. Dezember 2010, abgerufen am 13. Dezember 2010
- ↑ Erste Folge von "Jürgensplatz" TV-Serie im Publikums-Test · Regisseur Harald Holzenleiter zeigte geladenen Gästen am Freitag die erste Folge seines Düsseldorf-Krimis "Jürgensplatz”. Der Beifall diente als Gradmesser für das Einschaltquoten-Potenzial. Zwei Sender haben Interesse. rp-online.de vom 7. August 2009
Weblinks
- Erinnerung und Gedenken an den 16. April 1945, Webseite des Vereins Geschichte am Jürgensplatz


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