Jürgen Jäger (Gartenbauingenieur)

Jürgen Jäger (* 28. Mai 1935 in Lauter, Amtshauptmannschaft Schwarzenberg) ist ein deutscher Gartenbau-Ingenieur und Gartendirektor in Weimar.

Leben und Wirken

Jäger wurde im sächsischen Erzgebirge geboren. Von 1951 bis 1954 absolvierte er in der städtischen Gärtnerei in Markneukirchen eine Lehre als Gärtner für Zierpflanzenbau, Gemüsebau und Friedhofspflege. Danach folgten ein Jahr Ausbildung in einer Baumschule in Berga an der Elster und ein Jahr in der Gartenanlage und -pflege in Leipzig. Ab 1956 absolvierte er ein Fachschulstudium in der Fachrichtung Garten- und Landschaftsgestaltung in Erfurt, das er 1958 als Gartenbau-Ingenieur abschloss. 1975/76 folgte ein Hochschulstudium als Architekt mit dem Abschluss als Diplomingenieur.

Jäger war ab September 1966 zunächst als Leiter der Arbeitsgruppe Gärten und Parks in Bad Lauchstädt tätig. Am 1. Januar 1969 wurde er von Helmut Holtzhauer, dem damaligen Generaldirektor der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur (heute Klassik Stiftung Weimar), zum Leiter der Gartendirektion nach Weimar berufen. Zu den vordringlichsten Aufgaben zählten damals die Erforschung, Vermessung, Auslichtung und Nachpflanzung der Baumbestände. Dabei konnten Jäger und seine Mitarbeiter aus dem Erfahrungsschatz von Gartenkünstlern wie Hermann von Pückler-Muskau, Eduard Petzold, Julius Hartwig, Hermann Jäger – Hofgarteninspektor in Eisenach und Wilhelmsthal[1] – sowie des Gartenarchitekten Hermann Schüttauf schöpfen.

Der Gedankenaustausch mit Kollegen und Kolleginnen der Gärten in Potsdam, Wörlitz, Cottbus und Bad Muskau half, auch die einst vorhandenen Sichtachsen zu den Parkarchitekturen wieder herzustellen, so beispielsweise im Ilmpark in Weimar. Unter Jägers Leitung wurde der 1685 erstmals als Sterngarten bezeichnete Stern im Park an der Ilm nach historischem Vorbild 1969/70 neu gestaltet.[2] Zu seinen zahlreichen Verdiensten zählen unter anderem die Sanierung des Hainturms im Belvederer Forst und die Rekonstruktion des Vorplatzes des Wielandgutes in Ossmannstedt.

1992 gründete er gemeinsam mit Walter Steiner und Manfred Salzmann die „Landeskundliche Exkursionsgruppe Weimar“.

Jäger hatte zur Gartendenkmalpflege in der DDR über 30 Publikationen erarbeitet, die in der Bibliographie im Buch zur Gartendenkmalpflege von Peter Fibich verzeichnet sind. Fibich würdigte die Verdienste Jägers um die Gartendenkmalpflege auch im Text des Buches selbst.[3] Jäger absolvierte zudem zahllose Vorträge und Führungen. Ab 1971 lud er jährlich zu einem Spaziergang am Samstag vor Ostern. Nach mehr als vier Jahrzehnten endete die Ära dieser beliebten Osterspaziergänge. Am 30. März 2013 führte er letztmalig durch den von ihm favorisierten Landschaftspark Schloss Ettersburg, bekannt durch den legendären Pücklerschlag.

Ehrungen

Anlässlich des 80. Geburtstags von Jürgen Jäger pflanzte die Klassikstiftung Weimar am 28. Mai 2015 im Park Tiefurt, der seit 1998 UNESCO-Welterbe ist, einen durch seine panaschierte Blattfarbe auffallenden Ahornbaum als Ersatz für einen durch das Hochwasser vom Frühjahr 2013 zerstörten Baum.[4][5]

Am 28. Mai 2025, Jägers 90. Geburtstag, wurde bekanntgegeben, dass der Landesverband Thüringen der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) ihn gemeinsam mit dem Verein Grüne Wahlverwandtschaften und der Klassikstiftung Weimar mit dem Silbernen Lindenblatt 2025 auszeichnen würde.[6][7] Die Festveranstaltung fand am 4. Juni 2025 im Kaminzimmer des Weimarer Stadtschlosses statt.[8]

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Huschke: Die Geschichte des Parkes von Weimar. In: Thüringische Archivstudien. Hrsg. Willy Flach, Band 2, Weimar 1951, S. 154.
  2. Art. Stern, in: Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte, Böhlau, Weimar 1998, S. 432 f.
  3. Peter Fibich: Gartendenmalpflege in der DDR: Handlungsstrukturen und Positionen eines Fachgebiets. Akademische Verlagsanstalt München, München 2013, S. 277 ff.
  4. Klaus-Werner Haupt: Jürgen Jäger auf Weimar-Lese
  5. Klassik Stiftung Weimar ehrt Gartendirektor a. D. Jürgen Jäger: Ahornbaum im Schlosspark Tiefurt gepflanzt, Pressemitteilung der Klassikstiftung Weimar vom 28. Mai 2015.
  6. https://www.stiftunghaar.de/wp-content/uploads/2025/06/Ein_Leben_fuer_Weimarer_Gaerten_-_26.05.2025_-_TA_e-Paper.pdf
  7. Christiane Weber: Weimars Parks sind sein Zuhause geblieben: Jürgen Jäger wird 90, in: Thüringer Allgemeine vom 28. Mai 2025.
  8. Martin Baumann: 04.06.2025 – Verleihung des Silbernen Lindenblatts an Jürgen Jäger. Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e. V., abgerufen am 19. September 2025 (Laudatio (Volltext)).