Jüdischer Friedhof (Grünstadt)

Jüdischer Friedhof
Grünstadt, Eingang Jüdischer Friedhof

Grünstadt, Eingang Jüdischer Friedhof

Daten
Baujahr um 1700
Koordinaten 49° 33′ 54,3″ N, 8° 10′ 42,7″ O
Jüdischer Friedhof (Rheinland-Pfalz)
Jüdischer Friedhof (Rheinland-Pfalz)
Besonderheiten
* wurde bis 1969 belegt
* Grabstein des Stabsarztes Julius Fey wurde in der NS-Zeit geschändet

Der Jüdische Friedhof Grünstadt in Grünstadt im Landkreis Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz liegt in der „Sandtkaut“ nördlich der Obersülzer Straße. Seit 1989 ist er ein geschütztes Kulturdenkmal.

Geschichte

Grünstadt hatte eine alte und große jüdische Gemeinde. Bereits das erste Einwohnerverzeichnis der Stadt, vom 12. Dezember 1608, nennt drei jüdische Familien. In einem Kollektenbuch zugunsten des Wiederaufbaus der 1689 von den Franzosen niedergebrannten Wormser Synagoge wird 1698 erstmals eine jüdische Gemeinde in Grünstadt urkundlich erwähnt; im 19. Jahrhundert zählte sie zu den bedeutendsten der Pfalz. 1804 lebten hier 165 jüdische Einwohner, 1848 waren es 85 Familien mit insgesamt 473 Personen. Danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderungen zurück. 1875 gab es in Grünstadt 348, im Jahre 1900 noch 182 und 1925 nur noch 144 jüdische Personen. Kulturelles Zentrum der Gemeinde war die bereits im 18. Jahrhundert erbaute Synagoge (Östlicher Graben 19), die heute zu einem Geschäftshaus umgebaut ist.

Der Friedhof wurde etwa ab 1700 bis 1969 belegt. Als Verbandsfriedhof wurde auch von den Juden in Asselheim, Altleiningen, Bissersheim, Kirchheim, Lautersheim, Neuleiningen, Obersülzen, Obrigheim, Sausenheim und Wattenheim genutzt. 1881 wurde der Friedhof erweitert. Obwohl es sich um eine zusammenhängende Fläche handelt, unterscheidet die Literatur teilweise zwischen „altem“ und „neuem“ Friedhof.

Grabsteine

Der älteste erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1743. Bei den älteren Gräbern befindet sich der Grabstein des Elsässers Leopold Roos (1768–1838), Talmudlehrer und über 30 Jahre lang Rabbiner in Grünstadt. Hervorzuheben ist zudem der Grabstein des Königlich Bayerischen Stabsarztes Julius Fey, der im Ersten Weltkrieg umkam. Er trägt einen Davidstern, in dessen Zentrum sich ein Eisernes Kreuz befindet und wurde in der NS-Zeit geschändet. Man hat die Inschrift mutwillig zerschlagen.

Eine Karte der 463 Grabsteine auf dem Friedhof wurde in den Jahren 2023 und 2024 erstellt.[1] Mit Unterstützung von Freiwilligen aus Grünstadt, die ab 2015 viele der Steine reinigten, bietet die Karte Verweise auf Namen und Daten, soweit diese auf den Steinen lesbar sind, sowie Fotos. Übersetzungen aus dem Hebräischen wurden in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg angefertigt, wo dies zur Sicherung der historischen Überlieferung erforderlich war.

Commons: Jüdischer Friedhof Grünstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Interaktive Karte des Friedhofes mit Links zu den einzelnen Mazewot, abgerufen am 16. September 2025.