Ján Vojtaššák

Bronzebüste von Peter Valach in Ružomberok (dt. Rosenberg)
Bischofswappen

Ján Vojtaššák (* 14. November 1877 in Zákamennye-Klin, Königreich Ungarn; † 4. August 1965 in Říčany bei Prag, Tschechoslowakei) war ein slowakischer Priester. Er war römisch-katholischer Bischof von Spiš (Zips).

Leben

Ján Vojtaššák wurde als siebtes von elf Kindern des Bauern Anton Vojtaššák und seiner Ehefrau Anna geborene Klimčíková geboren. Der Matrikeleintrag im Taufbuch seiner Heimatpfarrei nennt den 15. November 1877 als seinen Tauftag. Auf Anraten des Ortspfarrers, dem er ministrierte, schickten die Eltern ihren Sohn 1887 zum Onkel Anton Klimčík, der als Pfarrer in Stankovany wirkte, dieser schickte den Jungen 1889 ans königliche Gymnasium nach Trstená und Ružomberok. Von seinen Erziehern geprägt, reifte in ihm schon früh der Wunsch Priester zu werden.[1] Er trat im September 1895 in das Priesterseminar in Spiš – Zips ein. Am 1. Juli 1901 spendete ihm der Zipser Bischof Pál Szmrecsányi die Priesterweihe. Seine Primiz feierte er eine Woche später in seinem Heimatort. In den Jahren in der Gemeindepastoral wurde der junge Priester ein beliebter Beichtvater. Als Herausgeber katholischer Zeitungen war er auch journalistisch tätig.

Am 16. November 1920 ernannte ihn Papst Benedikt XV. zum Bischof von Spiš. Die Bischofsweihe empfing er am 13. Februar 1921 in der Kathedrale des heiligen Emmeram in Nitra, zusammen mit den ebenfalls neu ernannten Bischöfen Karol Kmetko von Nitra und Marián Bláha von Banská Bystrica, durch den Apostolischen Nuntius, Erzbischof Clemente Micara. Mitkonsekratoren waren Karel Borromäus Kašpar, Weihbischof in Königgrätz, und Anton Podlaha, Weihbischof in Prag.[2] Im Juli 1925 berief er eine Diözesansynode ein, die das geistliche Leben der Priester, die Gottesdienstgestaltung, die Sakramentenspendung sowie die katechetische Unterweisung besonders der Kinder, aber auch der Jugendlichen und Erwachsenen, zum Thema hatte. Die Berufung neuer Ordensgemeinschaften in sein Bistum, Volksmissionen, Gemeinde-Visitationen und die Priesterausbildung gehörten zu seinen besonderen Anliegen.

Nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei wurde Vojtaššák Mitglied im Staatsrat der mit Deutschland kollaborierenden Ersten Slowakischen Republik. Seine Rolle angesichts der Deportation der slowakischer Juden ist unter slowakischen Historikern umstritten.[3] Einer zeitgenössischen Quelle zufolge billigte er sie sogar. Er schloss sich jedenfalls nicht dem Protest anderer slowakische Bischöfe dagegen an.[4] Offenbar beließ es dabei zu versuchen, für getaufte Juden ein „besseres“ Schicksal zu erwirken. Unklar ist, ob er sich darüber hinaus für einzelne Juden einsetzte.

In der Tschechoslowakei wurde Bischof Ján Vojtaššák im Juli 1950 der Prozess gemacht, er wurde im Januar 1951 im Alter von 73 Jahren wegen Hochverrats zu 24 Jahren Gefängnis (Leopoldov) verurteilt.[5] Im Jahre 1963 wurde er begnadigt, aber unter polizeiliche Aufsicht in Prag gestellt.

Ján Vojtaššák starb am 4. August 1965 in Řičany bei Prag, wo er in der Verbannung leben musste, da er slowakischen Boden nicht betreten durfte. Nach seinem Tod wurde er in die Slowakei überführt und in seiner Heimatstadt Zákamenné beigesetzt.

Seligsprechungsprozess

Papst Johannes Paul II. regte in einer Predigt bei seinem Besuch in der Slowakei 1995 die Seligsprechung des Bischofs an.[5] Daraufhin leiteten die slowakischen Bischöfe 1996 einen Seligsprechungsprozess ein. Die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse reagierte zurückhaltend. 2003 schrieb sie an František Tondra, den Nachfolger von Ján Vojtaššák als Bischof von Spiš: „Der Heilige Stuhl respektiert Bischof Vojtaššák, hält jedoch seine Seligsprechung bislang nicht für angemessen.“[6]

2003 wurden Ján Vojtaššáks sterblichen Überreste in die Kathedrale des heiligen Martin (Spišská Kapitula) überführt.[7]

Literatur

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Miklós Lackó: Vojtaššák, Ján. In: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Band 4. München 1981, S. 437 f.
  • Viktor Trstenský: Sila viery, sila pravdy. Život a dielo najdôstojnejšieho biskupa Jána Vojtaššáka, mučeníka cirkvi a národa. Senefeld-R, Bratislava 1990, ISBN 80-85222-00-0 (slowakisch).
  • Ján Hlavinka, Ivan Kamenec, Martin Styan: The Burden of the Past. Catholic Bishop Ján Vojtaššák and the Regime in Slovakia (1918–1945). Dokumentačné stredisko holokaustu, Bratislava 2014, ISBN 978-80-969857-7-7.
Commons: Ján Vojtaššák – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ján Vojtaššák, handschriftliche Aufzeichnungen
  2. Revue des Ordinations Épiscopales, Jg. 1921, Nr. 10.
  3. Eduard Nižňanský, Katarína Bohová: Perceptions of the Holocaust in Slovak Historiography and Among the General Public after the Establishment of the Slovak Republic in 1993. In: Marcela Menachem Zoufalá, Olaf Glöckner (Hrsg.): United in diversity. Contemporary European Jewry in an interdisciplinary perspective. De Gruyter Oldenbourg, Berlin 2023, ISBN 978-3-11-078310-0, S. 7–49, hier S. 30–31 und 43–48.
  4. Detlef Brandes: Rezension von: Slavomír Michálek, Natália Krajčovičová und andere (Hrsg.): Do pamäti národa: osobnosti slovenských dejín prvej polovice 20. storočia. Veda, Bratislava 2003, ISBN 80-224-0771-2. In: Bohemia, Jg. 45 (2004), S. 236–238, hier S. 237.
  5. a b Eduard Nižňanský, Katarína Bohová: Perceptions of the Holocaust in Slovak Historiography and Among the General Public after the Establishment of the Slovak Republic in 1993. In: Marcela Menachem Zoufalá, Olaf Glöckner (Hrsg.): United in diversity. Contemporary European Jewry in an interdisciplinary perspective. De Gruyter Oldenbourg, Berlin 2023, S. 7–49, hier S. 45.
  6. Eduard Nižňanský, Katarína Bohová: Perceptions of the Holocaust in Slovak Historiography and Among the General Public after the Establishment of the Slovak Republic in 1993. In: Marcela Menachem Zoufalá, Olaf Glöckner (Hrsg.): United in diversity. Contemporary European Jewry in an interdisciplinary perspective. De Gruyter Oldenbourg, Berlin 2023, S. 7–49, hier S. 45–46.
  7. Kurzbiografie Jan Vojtaššák (Diözese Spiš) (slowakisch)
VorgängerAmtNachfolger
Alexander PárvyBischof von Spiš
1920–1965
František Tondra