Iwona Śledzińska-Katarasińska
Iwona Elżbieta Śledzińska-Katarasińska (* 3. Januar 1941 in Komorniki; † 1. Januar 2024 in Warschau) war eine polnische Journalistin und Politikerin (UD, UW, PO). Sie war von 1991 bis 2023 Abgeordnete des Sejm in der I., II., III., IV., V., VI., VII., VIII. und IX. Wahlperiode. Sie war die einzige Person, die den ersten neun Wahlperioden des Sejm in der Dritten Republik angehört hat.
Leben und Beruf
Iwona Elżbieta Śledzińska-Katarasińska studierte Polonistik an der Universität Łódź und schloss das Studium 1963 mit dem Magister ab. Anschließend war sie ein Jahr als Lektorin beim Wissenschaftsverlag Wydawnictwo Naukowe PWN beschäftigt. Ab Mitte der 1960er Jahre arbeitete sie als Journalistin. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Jerzy Katarasiński (1936–1989) schrieb sie für die Zeitungen Dziennik Łódzki und Głos Robotniczy. Von 1973 bis 1975 war sie für das Łódźer Fernsehzentrum tätig. Nach einem Berufsverbot wegen oppositioneller Tätigkeit arbeitete sie zunächst in einem Reisebüro. Später war sie Herausgeberin der Monatszeitschrift Niewidomy Spółdzielca.[1] 1990/91 war sie Chefredakteurin der Łódźer Ausgabe der Gazeta Wyborcza, die sie mitbegründet hatte. Von 1990 bis 1994 war sie stellvertretende Vorsitzende des Polnischen Journalistenverbandes.

Śledzińska-Katarasińska war fast 35 Jahre verwitwet und hatte eine Tochter. Nach ihrem Tod wurde sie auf dem Doły-Friedhof in Łódź in Anwesenheit von Ministerpräsident Donald Tusk beigesetzt.[2]
Politik
Von 1972 bis 1981 war Śledzińska-Katarasińska Mitglied der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei. 1981 trat sie der unabhängigen Gewerkschaft Solidarność bei. Sie beteiligte sich im Januar 1981 an einem Warnstreik für arbeitsfreie Sonnabende. Nach der Verhängung des Kriegsrechts wurde sie kurzzeitig interniert, aber wegen ihrer Schwangerschaft bereits nach wenigen Tagen freigelassen. Bis 1985 wurde sie wegen ihrer oppositionellen Tätigkeiten von der Geheimpolizei Służba Bezpieczeństwa überwacht.
1989 wurde Śledzińska-Katarasińska Sekretärin des Komitet Obywatelski „Solidarność“ auf Woiwodschaftsebene und beteiligte sich am Wahlkampf bei den halbfreien Wahlen zum „Vertragssejm“. Sie schloss sich der aus einem Teil der Solidarność-Bewegung hervorgegangenen Partei Ruch Obywatelski Akcja Demokratyczna (ROAD) an. Diese ging 1991 in der Unia Demokratyczna (UD) auf, aus der wiederum 1994 die Unia Wolności (UW) hervorging. Bei den Selbstverwaltungswahlen 1990 wurde sie in den Stadtrat von Łódź gewählt. Bei der ersten vollständig freien Parlamentswahl 1991 wurde sie für die UD in den Sejm gewählt.[3] Bei den Wahlen 1993[4] (für die UD) und 1997[5] (für die UW) wurde sie jeweils erneut in den Sejm gewählt. Nach dem Regierungswechsel 1997 war sie als Bildungsministerin im Kabinett von Jerzy Buzek vorgesehen. Nach Protesten aus der Akcja Wyborcza Solidarność – ihr wurde vorgeworfen in den 1960er Jahren antisemitische Artikel veröffentlicht zu haben und die Studentenproteste im März 1968 kritisiert zu haben – musste sie ihre Kandidatur zurückziehen.[6] Zur Ministerin wurde dann Joanna Wnuk-Nazarowa ernannt. Anfang 2001 gehörte sie zu einer Gruppe von Parlamentariern um Donald Tusk, die die UW verließ und die Platforma Obywatelska (PO) gründete.[1] Bei den Parlamentswahlen 2001[7], 2005[8], 2007[9] und 2011[10] wurde sie jeweils für die PO erneut in den Sejm gewählt. Von 2005 an war sie bis 2015 Vorsitzende des Kultur- und Medienausschusses des Sejm. Nach der 2007er Wahl wurde sie zudem Schatzmeisterin der PO-Fraktion und gehörte auch dem Nationalrat der Partei an. 2010 wurde sie in den Programmrat von Telewizja Polska gewählt,[11] dessen Vorsitzende sie 2014 wurde.[12]
Nachdem sie bei der Parlamentswahl 2015 erneut gewählt worden war,[13] war sie die einzige Abgeordnete, die dem Sejm seit dessen erster vollständig freier Wahl 1991 ohne Unterbrechung angehörte. Während sie auch 2019 wiedergewählt worden war,[14] scheiterte sie bei der Parlamentswahl 2023[15] und schied nach 32 Jahren und neun Wahlperioden aus dem Sejm aus.
Ehrungen
- 2023 Goldene Gloria-Artis-Medaille für kulturelle Verdienste[16]
Weblinks
- Biogram auf der Seite des Sejm
Einzelnachweise
- ↑ a b „O mnie“ auf sledzinska-katarasinska.pl, abgerufen am 25. August 2025.
- ↑ „Pogrzeb Iwony Śledzińskiej-Katarasińskiej. Legendę Sejmu żegnał premier Donald Tusk“ auf lodz.wyborcza.pl, abgerufen am 25. August 2025.
- ↑ Ergebnis in Monitor Polski 1991, Nr. 41, S. 435.
- ↑ Ergebnis in Monitor Polski 1993, Nr. 50, S. 688.
- ↑ Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 25. August 2025.
- ↑ Maciej Marosz, Antysemityzm i legitymacja, in Gazeta Polska vom 9. April 2008, S. 8.
- ↑ Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 25. August 2025.
- ↑ Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 25. August 2025.
- ↑ Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 25. August 2025.
- ↑ Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 25. August 2025.
- ↑ „KRRiT wybrała nowe rady programowe TVP i TV Polonia“ auf www.wirtualnemedia.pl, abgerufen am 25. August 2025.
- ↑ „Nowe Prezydium Rady Programowej TVP“ auf www.tvp.pl, abgerufen am 25. August 2025.
- ↑ Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 25. August 2025.
- ↑ Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 25. August 2025.
- ↑ Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 25. August 2025.
- ↑ „Ostatnie pożegnanie Iwony Śledzińskiej-Katarasińskiej“ auf www.gov.pl, abgerufen am 25. August 2025.