Irene Seligo

Irene Renate Erika Seligo, geb. Woltereck (Pseudonym Peter Eck; * 7. Juli 1904 in Gautzsch;[1]17. Oktober 1988 in Lissabon[2]), war eine deutsche Journalistin und Autorin, die vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aktiv war. Sie war sowohl als Auslandskorrespondentin als auch als Buchautorin bekannt. Über Portugal, wo sie lange lebte, veröffentlichte sie mehrere Werke.

Leben und beruflicher Werdegang

Irene Seligo war die Tochter des Zoologen Richard Woltereck und Ehefrau des Journalisten Hans Seligo (1898–1976).

Sie arbeitete als Journalistin unter anderem für die Frankfurter Zeitung (FZ), wo sie als Auslandskorrespondentin tätig war. Damit war sie eine der wenigen Frauen, die sich in der männlich dominierten Welt des politischen und außenpolitischen Journalismus etablieren konnten. Sie veröffentlichte auch Beiträge in anderen Zeitungen und Zeitschriften, u. a. in Das Illustrierte Blatt[3] und der Kulturzeitschrift Der Querschnitt.[4]

Nach dem Verbot der FZ 1943 wurden deren Mitarbeiter auf noch verbliebene Zeitungen verteilt und Seligo wurde dienstverpflichtet zum Völkischen Beobachter, für den sie aus Lissabon berichtete.[5] Sie vertrat einen ausgeprägten Nationalismus, der bei der FZ zu Kontroversen geführt hatte,[6] und äußerte sich im Völkischen Beobachter spöttisch über Winston Churchill und die „britische Musterdemokratie“.[3] Dass sie im Gegensatz zu einigen anderen Deutschen in Lissabon bleiben durfte, lag unter anderem an ihrem 1942 erschienenen Buch „Delfina oder Die gute alte Zeit. Portugiesischer Bilderbogen“, das António de Oliveira Salazar schätzte.[7]

Seligos journalistische Tätigkeit erstreckte sich über die Zeit des Nationalsozialismus hinaus bis in die Nachkriegszeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlichte sie weiterhin Artikel, unter anderem für die Badische Zeitung.[8] Außerdem schrieb sie für die Wochenzeitung Die Zeit, insbesondere über Portugal und portugiesische Themen. Zu ihren dortigen Artikeln zählen unter anderem „Portugal in Krisenstimmung“ (1949) und „Das Sonnenwunder von Fatima“ (1950).[9][10]

Bis in die 1960er Jahre wohnte Seligo in Estoril.[11]

Themenschwerpunkte

Ein zentrales Thema ihrer Arbeit war Portugal, das sie sowohl in journalistischen Beiträgen als auch in Buchform behandelte. Für die Frankfurter Zeitung berichtete sie auch über literarische Themen.[12]

Bedeutung und Einordnung

Irene Seligo gehörte zu einer Generation von Journalistinnen, die trotz der politischen und gesellschaftlichen Einschränkungen ihrer Zeit bedeutende Beiträge zur Berichterstattung leisteten. Während des Nationalsozialismus waren Frauen im Journalismus oft auf sogenannte „weiche Themen“ beschränkt, doch Seligo konnte sich auch in Bereichen wie Außenpolitik und Reportage profilieren. Ihre Arbeit trug dazu bei, das Bild Portugals im deutschsprachigen Raum zu prägen und kulturelle wie politische Entwicklungen zu vermitteln.[13][14]

Rezeption

Seligos journalistische und schriftstellerische Tätigkeit wurde in der Forschung zur Rolle von Frauen im deutschen Journalismus des 20. Jahrhunderts mehrfach erwähnt. Sie gilt als Beispiel für Frauen, die trotz widriger Umstände eine professionelle Karriere in der Presse verfolgen konnten und deren Beiträge sowohl in der NS-Zeit als auch in der frühen Bundesrepublik Beachtung fanden.[15]

Werke (Auswahl)

  • Umweg über London. Roman. 1932.
  • Zwischen Traum und Tat. Englische Profile. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1938.
  • Delfina oder Die gute alte Zeit. Portugiesischer Bilderbogen. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1942.
  • Portugal in Krisenstimmung. In: Die Zeit. 1949.
  • Das Sonnenwunder von Fatima. In: Die Zeit. 1950.
  • Als Francos Stunde schlug. 38 Fortsetzungen. Argon-Verlag, Berlin 1954.
  • Fátima. In: Wallfahrten heute. Prestel, München 1960, S. 73–91.
  • (Übers.): Aquilino Ribeiro: Wenn die Wölfe heulen. Roman. Aufbau-Verlag, Berlin 1965.
  • mit Hans Seligo: Al Andalus. 1966.

Literatur

  • Anna Stüssi: Seligo, Irene. In: Deutsches Literatur-Lexikon. Bd. 17: Schwalb–Siewert. Saur, Bern & München 1997, ISBN 3-907820-20-7, Sp. 424.

Einzelnachweise

  1. Deutsches Geschlechterbuch. Band 126. C. A. Starke Verlag, Limburg 1960, S. 305.
  2. Irene Seligo. In: billiongraves.com. Abgerufen am 1. Juni 2025.
  3. a b Peter Köpf: Schreiben nach jeder Richtung: Goebbels-Propagandisten in der westdeutschen Nachkriegspresse. Links, Berlin 1995, ISBN 3-86153-094-5, S. 175 (online).
  4. Irene Seligo: Das Girl. In: Der Querschnitt. Mai 1936, S. 259 (arthistoricum.net).
  5. Hans Bohrmann (Hrsg.): NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit. Band 1, 1933. Saur, München 1984, ISBN 3-598-10552-5, S. 100 (online).
  6. Bernd Sösemann: Journalismus im Griff der Diktatur. Die „Frankfurter Zeitung“ in der nationalsozialistischen Pressepolitik. In: Christoph Studt (Hrsg.): „Diener des Staates“ oder „Widerstand zwischen den Zeilen“? : die Rolle der Presse im „Dritten Reich“. Lit, Berlin 2007, ISBN 3-8258-9781-8, S. 25 (online).
  7. Fernando, Clara: Notes on Twentieth-Century German Public Opinion, Colonialism, and the Portuguese Colonies (a Tentative Approach). In: RCCS Annual Review, Nr. 118 (2019), S. 151–172. DOI: 10.4000/rccs.8698
  8. Peter Köpf: Schreiben nach jeder Richtung: Goebbels-Propagandisten in der westdeutschen Nachkriegspresse. Links, Berlin 1995, ISBN 3-86153-094-5, S. 226 (online).
  9. Seligo, Irene: Das Sonnenwunder von Fatima. Die Zeit vom 30. November 1950. Abgerufen am 31. Mai 2025.
  10. Seligo, Irene: Portugal in Krisenstimmung, Die Zeit vom 4. August 1949. Abgerufen am 31. Mai 2025.
  11. Friedrich Mendes: Eröffnung des deutschen Kulturinstituts – Ein verschwiegenes Jubiläum. In: https://estudoslusoalemaes.blogspot.com/. 1. März 2019, abgerufen am 1. Juni 2025.
  12. Wilhelm Füger, Amsterdam, Atlanta, GA 2000: 256, Irene Seligo: Englische Literatur. Jahresübersicht 1932: Kritisches Erbe. Abgerufen am 1. Juni 2025.
  13. Kate Docking: 'Writing and Rewriting the Reich: Women Journalists in the Nazi and Post-War Press'. University of Toronto Press, Toronto 2024, ISBN 978-1-4875-4736-3. Abgerufen am 31. Mai 2025.
  14. Thomashausen, André: Verfassung und Verfassungswirklichkeit im neuen Portugal. Duncker & Humblot, Berlin 1982. (Gefördert u. a. von der DFG und der Fazit-Stiftung), Leseprobe als PDF. Abgerufen am 31. Mai 2025.
  15. Noelle-Neumann, Elisabeth: Die letzte Kerze, Frankfurter Allgemeine Zeitung, online erschienen am 31. August 2018. Abgerufen am 31. Mai 2025.