Ingrid Sonntag

Ingrid Sonntag (* 1953 in Gera) ist eine deutsche Lektorin und Verlagshistorikerin, Herausgeberin und Organisatorin literarischer Veranstaltungen.

Leben

Ingrid Sonntag wurde 1953 in Gera geboren und absolvierte hier eine Berufsausbildung mit Abitur zum Dreher. Sie studierte 1972–1976 Germanistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Nach dem Studium arbeitete sie 1976–1978 zunächst als Lektorats-Sekretär im Mitteldeutschen Verlag Halle/S., dann 1978–1984 als Lektorin für Gegenwartsliteratur. 1984–1987 freie Lektorin. 1987–1992 Lektorin für deutschsprachige Literatur im Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar. Seit 1992 Akademiesekretär und 1999–2002 Geschäftsführerin[1] der Freien Akademie der Künste zu Leipzig[2]. 1993–2002 Mitglied der Arbeitsgruppe Leipziger literarischer Herbst, 1997 als verantwortliche Programmleiterin mit Peter Geist. 2003–2004 Arbeit als freie Lektorin und Redakteurin. 2004–2007 Mitarbeiterin bei interDaF am Herder-Institut (Leipzig) und 2007–2008 freie Lektorin und Redakteurin, u. a. für die Sächsische Akademie der Künste, und Lehrbeauftragte der Buchwissenschaft an der Universität Leipzig. 2009–2014 Wissenschaftliche Mitarbeiterin mit Lehrauftrag bei der Buchwissenschaft der Universität Leipzig, dort Projektleitung „Leipziger Verlagsarchive[3]: Reclam als Erinnerungsspeicher und Labor“[4] im Sonderprogramm „Geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung“ des Freistaates Sachsen. Seit 2014 ist sie als freie Lektorin und Redakteurin, u. a. für das Fernstudium der Autorenschule Textmanufaktur, tätig; seit 2018 auch als Lehrerin im Studienkreis Leipzig. 1983–1995 war sie mit dem Autor Heinz Czechowski verheiratet, 1982 wurde beider Sohn Jonas geboren.

Mitwirkung in Gremien und Jurys

Herausgaben

  • Denk ich an Deutschland. Reflexionen über die Zukunft. (Hrsg. unter dem Namen Ingrid Czechowski). Reclam Leipzig (RB 1527) 1995. ISBN 3-379-01527-X.
  • Das Vergängliche überlisten. Selbstbefragung deutscher Autoren. (Hrsg. unter dem Namen Ingrid Czechowski). Reclam Leipzig (RB 1536) 1996. ISBN 3-379-01563-6.
  • Drei Meilen vor dem Anfang. Reden über die Zukunft. (Hrsg. unter dem Namen Ingrid Czechowski). Reclam Leipzig (RB 1633) 1998. ISBN 3-379-01633-0.
  • Heimliche Leser in der DDR. Kontrolle und Verbreitung unerlaubter Literatur. Ch. Links Verlag Berlin 2008. ISBN 3-86153-494-0 (mit Siegfried Lokatis), chinesische Ausgabe, übersetzt von Wu Xuelian, erschien 2013 im Social Sciences Academic Press.
  • 100 Jahre Kiepenheuer-Verlage. Ch. Links Verlag Berlin 2011. ISBN 3-86153-635-8 (mit Siegfried Lokatis).
  • An den Grenzen des Möglichen. Reclam Leipzig 1945–1991. Ch. Links Verlag Berlin 2016, ISBN 3-86153-931-4.
  • Mein '68. Aufbruch nach Europa. Sächsische Akademie der Künste. Dresden 2019, ISBN 3-95498-493-8 (mit Holk Freytag).
  • „Einem Stern folgen, nur dieses...“ Egon Ammann und sein Verlag. Hrsg. Ingrid Sonntag und Marie-Luise Flammersfeld. Wallstein-Verlag Göttingen 2022. ISBN 3-8353-5179-6.

Aufsätze

  • Freundschaft als Refugium. In: Briefe zwischen Ernst & Karola Bloch und Jürgen & Johanna Teller. In: Karola Bloch. Architektin, Sozialistin, Freundin. Hrsg. Irene Scherer und Welf Schröter. Talheimer Verlag, Mössingen-Talheim 2010. ISBN 978-3-89376-073-2.
  • Wurde Hilbigs „Stimme. Stimme“ auf der Leipziger Buchmesse ausgestellt? In: Flachware. Fußnoten der Leipziger Buchwissenschaft. Hrsg. Carmen Laux und Patricia F. Zeckert. Plöttner Verlag, Leipzig 2011. ISBN 978-3-86211-056-8.
  • Die Freie Akademie der Künste zu Leipzig 1992–2003. Nur aus einer Prägung des sächsischen Kulturraumes hervorgegangen? In: Deutschland Archiv 2/2011.[7]
  • Abschied von der DDR. Kommentar zu einer Festrede von Hans Mayer auf Anna Seghers am 26. Januar 1962. In: Deutschland Archiv 3/2012.[8]
  • „Es messet“ wieder. Eine Geschichte des Leipziger Reclam-Verlages im Spiegel seiner Messestände von 1945 bis 1990. Mit Carmen Laux. In: Leipzigs Wirtschaft in Vergangenheit und Gegenwart. Akteure, Handlungsspielräume, Wirkungen (1400–2011). Hrsg. Susanne Schötz. Leipziger Universitätsverlag, 2012.
  • Eine einzigartige Bibliothek der Weltliteratur. Reclams Universal-Bibliothek im Leipziger Reclam-Verlag 1945–1990. In: H-Soz-Kult 4. Januar 2013.
  • Ein Statthalter von Gedankenfreiheit und politischer Redlichkeit. Zum Gedenken an Roland Links. Privatdruck, Berlin 2020.
  • Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig. In: Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Bd. 5 DDR, Teil 1: SBZ, Institutionen, Verlage 1, Teilband 2. Im Auftrag des Börsenverein des Deutschen Buchhandels herausgegeben von der Historischen Kommission Christoph Links, Siegfried Lokatis und Klaus G. Saur in Zusammenarbeit mit Carsten Wurm. Verlag De Gruyter, Berlin 2022.
  • „Maulwurf sous la terre“ für Künstler der Wiener Moderne und ihre Schüler. In: Literaturbeziehungen im Kalten KriegÖsterreich und die DDR. Hrsg. Jacques Lajarrige und Alfred Prédhumeau. Frank & Timme Verlag, Berlin 2025. ISBN 978-3-7329-1131-8.

Lektorate und Redaktionen

Für Verlage u. a.

Für die Freie Akademie der Künste zu Leipzig u. a.

Für die Sächsische Akademie der Künste, u. a.

Organisation literarischer Veranstaltungen

Für die Freie Akademie der Künste zu Leipzig übernahm Ingrid Sonntag 1994–1997 die Konzeption und Organisation der Reihe „Kulturort Mitte Europa“, die im Reclam-Verlag Leipzig dokumentiert wurde (3 Bd.).

Für die Sächsische Akademie der Künste konzipierte sie 2012–2015 die Reihe „Bücher, Mythen und Verlage“ zu den Schriften des Leipziger Reclam Verlags, die in Kooperation mit dem Haus des Buches (Leipzig) und der Buchwissenschaft der Universität Leipzig durchgeführt wurde. Ferner die Konferenz „Musik im geteilten Deutschland“ 2012, in Kooperation mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und 2023 und 2024 das Programm der Sächsischen Akademie der Künste zur Leipziger Buchmesse, in Kooperation mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt, der Buchmesse Leipzig und dem Polnischen Institut Berlin, Filiale Leipzig.

Einzelnachweise

  1. Friederike Biron: Powerfrau mit Sorgenfalten. Die Freien Akademie der Künste zu Leipzig ist umgezogen: Am Markt 9 kämpft Ingrid Czechowski um große Namen und kleine ABM-Stellen, Kreuzfahrt Kultur. In Kreuzer. Die Leipziger Illustrierte, Heft 10, Oktober 1995, S. 8.
  2. Ralph Gambihler: Auf dem Weg zu einer neuen Ära. Die Freien Akademie der Künste zu Leipzig feiert 10. Geburtstag. Im Gespräch mit Präsident Helmut Brade. Leipziger Volkszeitung 15./16.6.2002.
  3. Ralf Julke: Neuer Förderschwerpunkt in Sachsen: Forschungsprojekte zu Reclams Archiv, Klostergeschichte und NS-Militärjustiz. In: Denkströme. Zeitschrift der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Heft 4 (2010). Abgerufen am 3. Juni 2025.
  4. Susann Huster: Fachkonferenz zur Geschichte des Leipziger Reclam-Verlages. Pressestelle der Universität Leipzig vom 17.10.2012. Abgerufen am 3. Juni 2025.
  5. Preisverleihung der Deutschen Schillerstiftung von 1859 am 9.11.2006 im Haus des Buches Leipzig Literaturhaus Leipzig. Abgerufen am 3. Juni 2025.
  6. Ingrid Sonntag: Laudatio auf Andreas Koziol. Empfänger der Eugen-Viehof-Ehrengabe 2005. Abgerufen am 3. Juni 2025.
  7. Ingrid Sonntag: Die Freie Akademie der Künste in Leipzig 1992–2003. Nur aus einer Prägung des sächsischen Kulturraumes hervorgegangen? Abgerufen am 3. Juni 2025.
  8. Ingrid Sonntag: Langsamer Abschied von der DDR. Kommentar zu einer Festrede von Hans Mayer auf Anna Seghers am 26. Januar 1962. Abgerufen am 3. Juni 2025.
  9. Werner Heiduczek: Begegnung mit Stefan Heym. Dresdner Neueste Nachrichten 9.4.2013.