Inge Frohburg

Inge Frohburg

Inge Frohburg (* 1937 in Offenbach am Main) ist eine deutsche Psychologin und emeritierte Hochschullehrerin der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihr Arbeits- und Forschungsgebiet war vor allem die Gesprächspsychotherapie.

Leben

Von 1964 bis 1969 studierte sie Klinische Psychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte 1975 zum Dr. rer. nat. mit dem Thema Indikation von Gesprächspsychotherapie[1] Nach der Verleihung der Facultas Docendi 1979 und der Habilitation 1985 war sie ab 1990 Hochschul-Dozentin und seit 1993 Professorin für das Lehrgebiet Klinische Psychologie / Psychotherapie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Bis zu ihrer Pensionierung 2003 leitete sie den Lehrstuhl für Psychotherapie.[2]

An der Humboldt-Universität Berlin bildete Johannes Helm 1968 eine erste Arbeits- und Forschungsgruppe, die sich autodidaktisch das Verfahren der Gesprächspsychotherapie aneignete. Zu dieser gehörte Inge Frohburg als Gründungsmitglied.[3][4] Sie hat gemeinsam mit Helm die Konzepte der Gesprächspsychotherapie weiterentwickelt, in der DDR psychotherapeutisch anwendungsreif gemacht und entsprechende Aus- und Weiterbildungsprogramme entwickelt. Diese wurden seit 1971 realisiert. Die Ausbildung begann bereits im Psychologie-Studium in der Fachrichtung Klinische Psychologie[5][6] und wurde in der postgradualen Aus- und Weiterbildung fortgeführt.[3] Bereits ab 1969 wurden in der Ambulanz der Sektion Klinische Psychologie Patienten gesprächspsychotherapeutisch behandelt, woran Frohburg einen wesentlichen Anteil hatte.

Frohburg leitete diverse Forschungsprojekte zur Gesprächspsychotherapie – die eine wichtige Bedingung für die Anerkennung dieser Psychotherapierichtung unter den damaligen gesellschaftlichen Bedingungen waren.[7] Mit vielen wissenschaftlichen Vorträgen hat sie sich an Kongressen und Tagungen der Gesellschaft für Psychotherapie bzw. der Gesellschaft für Psychologie der DDR beteiligt und mehrere eigenständige Veranstaltungen organisiert bzw. geleitet.[8][2]

Gesprächspsychotherapie wurde in der DDR zum vorherrschende Psychotherapieverfahren, das Angebot erfolgte stationär wie ambulant in Einzel- und Gruppenverfahren.[9]

Nach dem Ausscheiden von Johannes Helm 1986 übernahm Frohburg die Leitung der Arbeitsgruppe.[10] Im Sommersemester 1990 wurde ihr die Vertretung des Lehrstuhls für Gesprächspsychotherapie an der Universität Hamburg (vormals Reinhard Tausch) übertragen.[11]

Inge Frohburg ist Fachpsychologin der Medizin (DDR) und approbierte Psychotherapeutin.[2] 1971 wurde sie als Gesprächspsychotherapeutin und Ausbilderin für Gesprächspsychotherapie durch die Gesellschaft für Psychologie der DDR anerkannt, seit 1990 ist sie Klientenzentrierte Psychotherapeutin und Ausbilderin für Gesprächspsychotherapie in der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie e.V. (GwG) sowie Klinische Psychologin/Psychotherapeutin des Berufsverbandes Deutscher Psychologen e.V. (BDP).[11]

Veröffentlichungen

Google Scholar kennt 126 Artikel von Inge Frohburg als Autorin oder Mitautorin.[12] Ihre Publikationen erfolgten vor allem zu konzeptionellen Grundlagen und empirischen Arbeiten, vorrangig auf dem Gebiet der Indikation, der Prozessanalyse, der Effektivitäts- und Veränderungsmessung in der Psychotherapie sowie zur Ausbildung von Psychotherapeuten.

Sie war (Mit-)Herausgeberin von Sammelbänden zur Forschung und Praxis der Psychotherapie: 1972, 1983, 1986, 1988, 1989. „Psychotherapie-Ausbildung: Beitrag zur wissenschaftlichen Begründung von Zielstellungen, Inhalten und Methoden“. Supplement X der Zeitschrift für Psychologie (1988). „Auskünfte über die Psychotherapie in der DDR“ und „20 Jahre Gesprächspsychotherapie in der DDR“. In: GwG-Zeitschrift 79 (1990).[11]

Auswahl

  • Forschung in der Psychotherapie-Ausbildung. Notwendigkeit – Möglichkeiten – Ergebnisse. Berlin 1985.
  • Psychotherapie-Ausbildung. Beitrag zur wissenschaftlichen Begründung von Zielstellungen, Inhalten und Methoden. Leipzig 1988.
  • Blickrichtung Psychotherapie. Potenzen – Realitäten – Folgerungen. Berlin 1996.
  • Zwölf Beiträge zum sozialrechtlichen Anerkennungsverfahren der Gesprächspsychotherapie. Köln 2007, ISBN 3-926842-39-3.

Einzelnachweise

  1. Inge Frohburg: Zur Indikation von Psychotherapiegesprächen. (dnb.de [abgerufen am 28. August 2025]).
  2. a b c Frohburg, I.: Vergessene Daten - Zur Entwicklung der Psychotherapie in der DDR . In: Psychotherapeutenjournal. 3. 2004, S. 231–234, abgerufen am 26. August 2025.
  3. a b Hans-Joachim Maaz: Zur Geschichte der Psychotherapie in der DDR. In: European Journal of mental health. Band 6, Nr. 2, Dezember 2011, S. 213 - 238, doi:10.5708/EJMH.6.2011.2.6.
  4. Inge Frohburg: Lernen und Lehren von Psychotherapie an psychologischen Universitätsinstituten der DDR. In: Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung 3/24. 2024, abgerufen am 24. August 2025.
  5. Johannes Helm (Hrsg.): Psychotherapieforschung. Fragen, Versuche, Fakten. Unter Mitarbeit von Inge Frohburg. 2. Auflage, Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1972.
  6. Helm: Gesprächspsychotherapie: Forschung — Praxis — Ausbildung. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-48172-7 (google.ch [abgerufen am 25. August 2025]).
  7. Hans-Joachim Maaz: Zur Geschichte der Psychotherapie in der DDR. In: European Journal of mental health. Band 6, Nr. 2, Dezember 2011, S. 213 - 238, doi:10.5708/EJMH.6.2011.2.6.
  8. I. Frohburg: Gesprächspsychotherapie I: Die universitären Gründerjahre (S. 292–307) sowie I. Frohburg: Gesprächspsychotherapie II: Bewährung in der klinischen Praxis (S. 496–507) sowie I. Frohburg: Gesprächspsychotherapie III: Zurück in die Zukunft (S. 772–781) In: Geyer, M. (Hrsg.):. Psychotherapie in Ostdeutschland, Geschichte und ,Geschichten 1945–1995, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011
  9. Michael Geyer: Psychotherapie in Ostdeutschland: Geschichte und Geschichten 1945-1995. Vandenhoeck & Ruprecht, 2011, ISBN 978-3-525-40177-4 (google.ch [abgerufen am 25. August 2025]).
  10. DDR PSYCHOTHERAPIESCHULEN. Abgerufen am 26. August 2025 (deutsch).
  11. a b c Inge Frohburg: Blickrichtung Psychotherapie: Potenzen – Realitäten – Folgerungen Öffentliche Vorlesung. In: Öffentliche Vorlesung. Humboldt-Universität zu Berlin, 6. Februar 1995, abgerufen am 28. August 2025 (Lebenslauf auf Seite 28).
  12. Inge Frohburg in Google Scholar. Abgerufen am 26. August 2025.