Index of American Design

Der Index of American Design war ein Projekt des Federal Art Project (FAP), das im Rahmen der New-Deal-Kunstprogramme der 1930er Jahre in den USA initiiert wurde. Der Index umfasst 18.257 Aquarelle von rund 1000 Künstlern. 1943 wurde der Gesamtbestand der National Gallery of Art in Washington, D.C., übergeben. Die Werke der Index of American Design machen etwa 12 % der Sammlung aus.[1]
Die New Deal–Kunstprojekte basierten auf der Annahme, dass Künstler als Arbeiter zu betrachten sind und Kunst eine kulturelle Arbeit darstellt, die staatliche Unterstützung verdient. Das Federal Art Project diente als Arbeitsbeschaffungsprogramm für Künstler während der Weltwirtschaftskrise. Einige Künstler erhielten Zuschüsse, um in ihren Ateliers weiterhin eigene Werke zu schaffen, die anschließend an öffentliche Einrichtungen wie Bibliotheken und Schulen gingen. Gleichzeitig unterstützte das Programm Gemeinschaftszentren, die Kunstunterricht und -vermittlung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machten.[1]
Geschichte
Die Idee für den Index stammt von einer Künstlerin und einer Bibliothekarin. Im Jahr 1935 wandte sich die Textildesignerin Ruth Reeves mit einem Problem an Romana Javitz, die als Bibliothekarin bei der New York Public Library tätig war. Reeves war von Gemeinschaften, die traditionelle Handwerkskunst herstellten und nutzten, begeistert. Sie hatte jedoch Schwierigkeiten, die gewünschten Reproduktionen zu finden. Romana Javitz stimmte ihr zu. In einem Interview aus dem Jahr 1965 berichtete Javitz, dass sie zwar leicht Bilder von aufwendigen europäischen Abendkleidern finden konnte, jedoch keine von dem, was sie als typisch amerikanischen Sonnenhut betrachtete. Die beiden wollten diese Lücke schließen und entwickelten schnell einen Plan für einen Index. Ruth Reeves schlug das Index-Projekt Beamten in Washington, D.C. und New York vor und wurde zur nationalen Koordinatorin des Projekts ernannt. Zusammen mit staatlichen Verwaltungsbeamten begann sie mit der Arbeit und stellte Hunderte von Künstlern und Forschern ein.[2][3]
Ziel und Inhalt
Das Projekt verfolgte das Ziel, das Amerikanische in der dekorativen Kunst zu entdecken und zu dokumentieren. Zu diesem Zweck fertigten mehrere hundert Künstler detaillierte, farbige Illustrationen von Tausenden Gegenständen aus Museen und privaten Sammlungen an. Diese stellen heute eine wichtige Quelle für Kunsthistoriker, Soziologen und Kulturwissenschaftler dar. Die Objekte umfassen ein breites Spektrum an Gebrauchs- und Dekorationsgegenständen wie Glaswaren, Keramik, Kleidung, Textilien, Metallarbeiten, Spielzeug und Möbel.[2]
Indexobjekte und ihre Darstellung
Die Auswahl und Darstellung der Objekte für den Index war nicht immer einfach. In einem Interview aus dem Jahr 1964 erinnerte sich die Projektleiterin Phyllis Crawford daran, dass die Mitarbeiter in Washington darüber stritten, welche Objekte aufgenommen und wie diese dargestellt werden sollten. In Anlehnung an europäische Modelle enzyklopädischer Designbücher sollten die Objekte in sogenannten „Portfolios“ organisiert werden, großformatige Kataloge mit Abbildungen. Bevor ein Künstler mit der Arbeit begann, füllte ein Forscher für jedes Objekt ein Datenblatt aus. Das Archiv der National Gallery verfügt über mehr als 20.000 solcher Berichte, in denen Informationen zu den Eigentümern der Objekte und den ursprünglichen Herstellern aufgeführt sind. Zu den vorgeschlagenen Objektklassen gehörten selbst gewebte Textilien, Silber, Steingut, Beleuchtungsgeräte und Holzschnitzereien. Die Objekte wurden auch nach den Gruppen von Menschen kategorisiert, die sie hergestellt hatten: Shaker- und pennsylvania-deutsche Handwerkskunst, Stickereien aus Neuengland, Möbel aus Connecticut und „spanisch-koloniale Kunst“. Pressemitteilungen und PR-Kampagnen der Works Progress Administration (WPA) ermutigten Privatpersonen, ihre Häuser für Index-Forschern, Künstlern und Fotografen zu öffnen.[2]
Die Künstler verwendeten manchmal Fotos als Vorlage. Diese Technik ersetzte die direkte Beobachtung der Objekte, aber verschönerte (oder verfälschte) Details wie die Oberflächenstruktur oder Gebrauchsspuren. Obwohl Aquarellzeichnungen das Hauptprodukt waren, beauftragten einige Index-Einheiten ausschließlich Fotografen mit der Dokumentation der Objekte. Eine Vielzahl dieser Fotos befindet sich ebenfalls im Archiv der National Gallery of Art. Die Künstler schickten ihre fertigen Werke nach Washington, D.C., wo Verwaltungsbeamte entschieden, ob sie den Index-Standards entsprachen. Verwaltungsbeamte lehnten manche Aquarelle ab, die ihrer Meinung nach keine genaue Darstellung der Objekte oder der Designkategorien waren.[2]
Besondere Aufmerksamkeit galt dabei bislang wenig erforschten Bereichen des amerikanischen Designs, darunter Volkskunst, religiöse Gemeinschaften und spezielle regionale Kulturformen.
Besondere Beispiele für dokumentierte Kulturen und Regionen sind:
- Die Pennsylvania-Deutschen mit ihren spezifischen Handwerkstraditionen
- Die Bergbauzeit im Nordkalifornien der 1870er Jahre
- Die schwedischen Einwanderer in Minnesota
- Die vorbürgerlichen Kostüme von New Orleans
- Die angewandte Kunst der Mormonen in Utah
- Die Shaker-Gemeinden in Neuengland und den angrenzenden Bundesstaaten
- Schiff-Figurenköpfe, Werbe- und Ladenfiguren sowie nautische Kunst wie Scrimshaw und Knochenritzungen
Kulturelle Bedeutung

Im Rahmen der Feldforschung wurden in ehemaligen Missionen Südkaliforniens zudem bislang unentdeckte Wandmalereien freigelegt und dokumentiert. Portfolios, von denen bereits etwa ein Dutzend ausgearbeitet wurde, wurden in Museen, Kunstzentren, Universitäten und Kaufhäusern ausgestellt. Sie trugen erheblich zur Steigerung des Interesses an amerikanischem Design bei.[2]
Während seiner sechsjährigen Laufzeit beschäftigte das Index of American Design Programm rund 1000 Künstler, darunter auch Magnus S. Fossum.[4] Dieser war ursprünglich Landwirt im Mittleren Westen, musste aufgrund der Weltwirtschaftskrise jedoch nach Florida ziehen. Nachdem er 1934 bei einem Unfall seine linke Hand verloren hatte, fertigte er für den Index of American Design Aquarelle an. Um Genauigkeit und Präzision zu gewährleisten, verwendete er dabei Lupen und Zeicheninstrumente. Fossum erhielt eine Entschädigungszahlung von der Versicherung, die es ihm ermöglichte, eine Farm zu kaufen und das Federal Art Project zu verlassen.
Der Index of American Design bot jedoch ein unausgewogenes Bild der Vereinigten Staaten. Er zielte darauf ab, durch dekorative Kunst eine gemeinsame Identität zu schaffen. Laut FAP-Direktor Holger Cahill war er auch „eine Art Archäologie“. Gleichzeitig schloss er – absichtlich oder versehentlich – Objekte der indigenen, afroamerikanischen und asiatisch-amerikanischen Bevölkerung weitgehend aus. Cahill beschrieb das Thema des Index als „praktische, populäre und volkstümliche Kunst der Menschen europäischer Herkunft, die die materielle Kultur dieses Landes geschaffen haben“.[3]
Forschung und Dokumentation
Die Erfassung umfangreicher Hintergrundinformationen, darunter ausführliche Listen von Handwerkern, Biografien von Kunsthandwerkern, Geschichten über ursprüngliche Besitzer und Produzenten sowie die Geschichte der einzelnen Objekte, war eine wichtige Ergänzung zu den Bilddokumentationen. Mithilfe dieser Forschung konnte die oft verworrene und verstreute Geschichte des amerikanischen Designs geordnet und somit zugänglicher gemacht werden.[2][3]
Werke (Auswahl)
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Fliegenfänger -
Sattel, um 1938 -
Tor, 1935–1942 -
Kleid, 1935–1942 -
Umhang, 1935–1942 -
Adler, 1935–1942 -
Tapete, 1935–1942 -
Holzsäger, 1935–1942 -
Lokomotive, 1935–1942 -
Taubenköder, 1935–1942 -
Glas, 1935–1942 -
Adlerkopf, 1935–1942 -
Anbindepfosten, 1935–1942 -
Fächer, 1943 -
Charles von Urban, Kastenofen, ca. 1942
Literatur
- Francis V. O’Connor: Art for the Millions: Essays from the 1930s by Artists and Administrators of the WPA Federal Art Project, Boston, New York Graphic Society, 1973, 156–66, 167–70.
- Maine and the Index of American Design, Farnsworth Art Museum, Katalog, 2018.
Weblinks
- Index of American Design
- Creating an Index of American Design
- Looking for America: The Index of American Design
- Farnsworth Art Museum
Einzelnachweise
- ↑ a b Index of American Design | National Gallery of Art. Abgerufen am 21. August 2025 (englisch).
- ↑ a b c d e f Creating an Index of American Design | National Gallery of Art. 20. Juni 2025, abgerufen am 21. August 2025 (englisch).
- ↑ a b c Francis V. O’Connor: Art for the Millions: Essays from the 1930s by Artists and Administrators of the WPA Federal Art Project. Hrsg.: Boston, New York Graphic Society. Boston 1973, S. 156–66, 167–70.
- ↑ Magnus S. Fossum. Abgerufen am 22. August 2025 (amerikanisches Englisch).