Ilske Schwimmer
Ilske Schwimmer (Herta Marie Ilse, geb. Naumann; * 11. Mai 1915 in Leipzig; † 28. Januar 1969 in Zwenkau) war eine autodidaktische deutsche Malerin und Zeichnerin.
Leben und Werk
Die Eltern Ilse Naumanns, die später den Künstlernamen Ilske trug, waren der Leipziger Buchbinder Ernst Reinhold Georg Naumann (* 1889) und dessen Ehefrau Marie Louise Naumann, geb. Winkler (1879–1947). Ihre Schwester war Ruth, verh. Schattling (1913–1974).
Ilske verdingte sich nach dem Schulabschluss als Fabrikarbeiterin. Sie interessierte sich schon seit früher Jugend für Musik, Tanz, Theater, Malen und Zeichnen, konnte sich aber dazu keine Ausbildung leisten.
Zu Silvester 1936 traf sie zufällig in der Leutzscher Bahnhofsgaststätte den Maler Max Schwimmer, der sie sofort als sein Modell haben wollte. Wenige Monate später wurde sie dann das Modell, die Muse und Geliebte Schwimmers, der 1936 von seiner ersten Frau Eva Schwimmer geschieden worden war.
Ilske litt an einer Tuberkuloseerkrankung und war u. a. von September bis Mai 1939 zur Kur in der Lungenheilanstalt Coswig. Auch weil sie mit ihrer Familie Konflikte wegen ihrer Beziehungen zu dem deutlich älteren Schwimmer hatte, zog Ilske zu ihm. Sie war ab 4. Oktober 1939 als Verwalterin seines Haushalts und Wirtschafterin polizeilich gemeldet und kümmerte sich außer um den Haushalt auch um die Vermarktung der Bilder Schwimmers. Dazu sagte dieser: „Wenn Ilske nicht so gewissenhaft Haus hielte, müsste ich wie ein Bettler leben.“
Als während des Zweiten Weltkriegs die Gefahr der Einziehung Schwimmers zur Wehrmacht wuchs, heirateten sie am 3. August 1943, und sie bemühten sich mehrfach um die Verschiebung der Einberufung.
Am 3./4. Dezember 1943 wurde ihre Wohnung in der Kaiser-Friedrich-Straße (heute Lützow-Straße) 26 bei den Luftangriffen auf Leipzig beschädigt, und sie konnten nur wenig retten. Bei einem weiteren Angriff im Februar 1944 wurde das Haus erneut schwer beschädigt, und sie zogen im März 1944 nach Wohlbach. Wenig später wurde Schwimmer zur Wehrmacht eingezogen. Es bestand in dieser Zeit zwischen beiden ein reger Briefverkehr, und Ilske versorgte ihren Mann mit Lebensmitteln, Kleidung und Zigaretten. Fast immer verzierten kleine liebevolle Zeichnungen, „Kritzeleien“ die Briefe, und Schwimmer lobte und ermutigte seine Frau: „Deine Zeichnungen haben mir wirklich einen ganz eigenen Reiz.“
Nach dem Untergang des NS-Staats gingen beide am 27. Juli 1945 nach Leipzig zurück. Sie wohnten in der heutigen Sasstraße 22 und ab November 1950 in der Gottschedstraße 4.
Ilske trat im November 1945 dem Kulturbund und, wie Schwimmer, im Dezember 1945 der KPD bei und wurde dann mit der Zwangsvereinigung von SPD und KPD Mitglied der SED.
Sie begann sich als Autodidaktin intensiv künstlerisch zu betätigen, nachdem sie schon vorher handwerklich-technische Erfahrungen von Schwimmer übernommen, ihm beim Aquarellieren seiner Buchillustrationen geholfen und erste eigenständige Bilder geschaffen hatte.
Im Januar 1948 erkrankte Ilske wieder an Lungentuberkulose, und es begannen lange Krankenhaus- und Kuraufenthalte.
Ab 1948 hatte sie unter ihrem Künstlernamen Ilske Ausstellungen in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR und in Göttingen, München und Stuttgart. Sie war Mitglied des Verbands bildender Künstler der DDR. Ilske malte und zeichnete mit Vorliebe Stillleben, Selbstporträts, Blumen und Schiffe. Dabei arbeitete sie vor allem in Aquarell und mit einer selbst entwickelten Mischtechnik von Ölkreide und Aquarell. Zudem schuf sie, oft karikatureske, Zeichnungen.[1][2] Lothar Bolz erwarb für seine Sammlung Arbeiten Ilskes und beauftragte sie als Vorsitzender der NDPD, zwei Wandbilder zur Türumrahmung des Festsaals im Sitz der Partei in der Mohrenstraße 20/21 zu fertigen, die sie 1957 ausführte.
Schwimmer schuf eine Anzahl von Bildern, die Ilske darstellen, u. a. Bildnis Ilske (1951, Öl, 55 × 48 cm)[3] und Ilske im Atelier (um 1951, Öl, 89,3 × 116,5 cm; Galerie Neue Meister Dresden, Inv.-Nr. 81/18).[4] Von Gerda Schimpf sind mehrere Fotografien Ilskes überliefert.[5]
Ilske hatte ab 1948 eine bedeutende Zahl von Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR, u. a. in der renommierten Galerie Henning in Halle/Saale, und in Göttingen, München und Stuttgart.
Ab 1950 hielt sie sich im Sommer regelmäßig im Eschenhaus bei Theodor Schultze-Jasmer in Prerow auf. Ab 1956 musste sie krankheitsbedingt ihre künstlerischen Aktivitäten stark einschränken.
Sie starb während eines Krankenhausaufenthaltes in Zwenkau und wurde auf dem Friedhof Leipzig-Lindenau im Grab ihres Mannes bestattet.[6]
Werke Ilskes befinden sich als Bestandteil des künstlerischen Nachlasses von Max Schwimmer im Bestand der Leipziger Stadtbibliothek.
Postume Ausstellungen (ergänzen)
- 1996//1997: Leipzig: Großer Saal der Leipziger Stadtbibliothek („Ilske. Arbeiten auf Papier“)
- 1998: Leipzig, Leipziger Stadtbibliothek, Ständige Max-Schwimmer-Ausstellung des Fachbereichs Kunst („Ilske“)
- 2001/2002: Leipzig, Leipziger Stadtbibliothek, Ständige Max-Schwimmer-Ausstellung („Max und Ilske Schwimmer. Bilder aus dem Nachlass“)
- 2025: Berlin, Galerie Mutter Furage („Neue Aspekte? Künstlerinnen von der Secession bis zur Gegenwart“)[7]
Literatur
- Magdalena George (Hrsg.): Max Schwimmer. Kritzeleien für Ilske. Eulenspiegel Verlag, Berlin 1983
Weblinks
- Schwimmer, Ilske (Herta Marie Ilse), geborene Naumann - Leipziger Frauenporträts - Stadt Leipzig
- easydb.archive
- SCHWIMMER Ilske (1915-1969) aquarellkünstler, maler, Auktionen
Einzelnachweise
- ↑ Schwimmer, Ilske. Mädchenschar mit Gouvernante by Ilske Schwimmer: sehr guter Zustand - (1950) Rechts unten in schwarzer Feder signiert: Ilske. | GALERIE HIMMEL. Abgerufen am 22. August 2025 (englisch).
- ↑ Schwimmer, Ilske. Unterwerfung (Europa kniet vor Napoleon) by Ilske Schwimmer: guter Zustand - (1950) Rechts unten in schwarzer Feder signiert: Ilske. | GALERIE HIMMEL. Abgerufen am 22. August 2025 (englisch).
- ↑ Bildnis Ilske | Max Schwimmer | Bildindex der Kunst & Architektur - Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex. Abgerufen am 22. August 2025.
- ↑ SKD | Online Collection. Abgerufen am 22. August 2025.
- ↑ Ilske Schwimmer (1915-1969) :: museum-digital:berlin
- ↑ Fotoalbum. Abgerufen am 22. August 2025.
- ↑ AUSSTELLUNG • Neue Aspekte? Künstlerinnen von der Secession bis in die Gegenwart. In: Mutter Fourage. Abgerufen am 22. August 2025.