Ikonenecke

Ikonenecke

Eine Ikonenecke, Ikonennische, heilige Ecke oder Gebetsecke (Im Russischen: Красный угол Krasny ugol, zu Deutsch: schöne Ecke; griechisch: εικονοστάσι Ikonostasi) ist eine christliche Andachtsfläche mit einer oder mehreren Ikonen, die im privaten (Wohn-)Raum eingerichtet wird. Sie ist im östlich-orthodoxen, griechisch-katholischen, östlich-lutherischen und römisch-katholischen Christentum verbreitet und besitzt Ähnlichkeiten zum Herrgottswinkel.

Aufbau

Idealtypisch besteht die Ikonenecke in seiner einfachsten Form lediglich aus einer oder mehreren in und um die Raumecke angeordnete Ikonen, welche in diesem Fall häufig nach unten (möglicherweise entstanden aus dem Verlauf der Dachbalken) angeschrägt sind. Komplexere Formen besitzen ein Brettgestell oder sind als Schrank, manchmal sogar als aufwändiger gestalteter Schrein aufgebaut.[1] Fällt die Zahl der Ikonen höher aus und verbreitet sich, wird auch von einer Ikonenwand gesprochen.[2] Davor finden sich häufig eine oder mehrere stehende oder hängende Lampen.[3]

Zeichen der Verehrung sind – häufig bestickte – Leinentücher, welche die Ikonen umgeben, indem sie entweder um einzelne Ikonen gefältelt werden oder breiter mehrere Ikonen beschirmen.[4]

Zusätzlich kann die Ikonenecke mit weiteren Objekten des Glaubenslebens wie der Bibel, Gebetsbüchern, Gebetsketten (im orthodoxen Umfeld Komboskini oder Lestowka), heiliges Wasser, geweihtes Öl und Kerzen ausgestattet werden.[5] Darüber hinaus können im Laufe des Jahres Elemente für Feste und Zeiten in der heiligen Ecke untergebracht werden, beispielsweise für das Osterfest das russische Osterei mit den Anfangsbuchstaben des Ostergrußes Хрїсто́съ воскре́се Christos voskrese oder das griechische rote Ei.[6]

Die Ikonennische ist traditionell in der östlichen Ecke eingerichtet[1] und befindet sich an der dem Raumeingang gegenüberliegenden Seite, sodass sie beim Eintritt direkt gesehen werden kann.[5]

Galerie

Literatur

  • Maia Araviashvili und Konstantine Ladaria: Constructing sites of memory and practising nationalism beyond the homeland: Georgian migrants in the USA and Germany. In: Caucasus survey. 9, Nr. 3 2021, S. 286–299, hier S. 295.
  • Judith Herrin: Unrivalled Influence. Women and Empire in Byzantium. Princeton University Press, Princeton 2013, ISBN 978-1400845217, Kapitel: The Icon Corner in Medieval Byzantium, S. 281–301.
  • Sarah Riccardi-Swartz: Enshrining gender. Orthodox women and material culture in the United States. In: Helena Kupari (Hrsg.). Orthodox Christianity and Gender. Dynamics of Tradition, Culture and Lived Practice. Taylor & Francis Group, Milton 2020, ISBN 978-1351329873 (Routledge Studies in Religion Series), S. 115–130.
  • Marguerite Theophil: The Icon Corner Inspires Sacred Heartfelt Prayer. In: The Times of India. 3. Febr. 2009, S. 14.
  • Gertrud Weinhold: Zeit und Raum zur Ehre Gottes. Herausgeber: Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1984, ab S. 19: Altzeitliche Gottesecken. Nach Gustav Ränk. Aus: Folklore Fellows’ Communications. 137.
Commons: Ikonenecke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ↑ a b Gertrud Weinhold: Zeit und Raum zur Ehre Gottes. Herausgeber: Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1984, S. 26.
  2. ↑ Gertrud Weinhold: Zeit und Raum zur Ehre Gottes. Herausgeber: Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1984, S. 38, 105.
  3. ↑ Gertrud Weinhold: Zeit und Raum zur Ehre Gottes. Herausgeber: Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1984, S. 99, 100.
  4. ↑ Gertrud Weinhold: Zeit und Raum zur Ehre Gottes. Herausgeber: Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1984, S. 39.
  5. ↑ a b Marguerite Theophil: The Icon Corner Inspires Sacred Heartfelt Prayer. In: The Times of India. 3. Febr. 2009, S. 14.
  6. ↑ Gertrud Weinhold: Zeit und Raum zur Ehre Gottes. Herausgeber: Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1984, S. 40, 96.
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