Ibn Kunasa
Abu Yahya Muhammad bin Kunasa, arabisch أبو يحيى محمد بن كناسة, DMG Abū Yaḥyā Muḥammad b. Kunāsa, (geb. 741 in Kufa, Irak, gest. 823/4 in Kufa),[1][2] war ein im Abbasiden-Kalifat lebender arabischer Dichter, Philologe und Besitzer der Sängersklavin Dananir al-Kufiya.
Leben
Ibn Kunasa wurde im Jahr 741 im irakischen Kufa geboren und wuchs dort auf.[2][3] Er entstammte dem Stamm der Banu Asad[3] und war ein Neffe des Mystikers Ibrahim ibn Adham (gest. 778).[2]
Ibn Kunasa war ein geschätzter Dichter und Philologe, Kenner der aiyam und der frühen Poesie.[2] Ebenso interessierte er sich für Astronomie und war ein Gewährsmann einer Vielzahl von Traditionsgelehrten.[2] Zudem war er ein Spezialist für akhbar und Gedichte seines Stammesbruder al-Kumait, die er in Kufa bei Gelehrten der Banu Asad gelernt hatte.[2] Nach Ibn al-Nadim hatte sein Diwan einen 50 Umfang von Seiten.[2] Ebenso soll er Autor der Bücher Kitab Ma'ani asch-Schi'r, dem Astronomie-Buch Kitab al-Anwa' und weiterer Werke sein.[2] Die arabischen Quellen zeichnen Ibn Kunasa als sanften, humorvollen, frommen, aber nicht puritanischen Mann.[3] Er starb 823/4 in Kufa.[2]
Beziehung zu seiner Sklavin Dananir
Von einem Sklavenhändler erwarb Ibn Kunasa das Mädchen Dananir, das er bei sich aufzog und zu einer Sängersklavin ausbildete.[1] Sie war eine muwallada, ein Kind von ethnisch verschiedenen Eltern[1] und stammte wie Ibn Kunasa aus Kufa.[1] Als Sängersklavin war sie in der arabischen Hochsprache, Literatur und Musik ausgebildet und eine begnadete Geschichtenerzählerin.[1] Ibn Kunasa erlaubte Dananir ihre eigenen literarischen Salons zu unterhalten, die von der literarischen Elite besucht wurden.[3] Ibn Kunasa lehnte es auch ab sie für das Angebot von tausenden Dirham oder Dinaren zu verkaufen.[1] Sie starb bereits vor dem Ableben ihres Besitzers.[1]
Rezeption
In der klassisch-arabischen Literatur findet Ibn Kunasa unter anderem Erwähnung in den Werken von Ibn Qutaiba (828–889)[2], Abū l-Faradsch al-Isfahānī (897–967),[3] Ibn al-Nadim (gest. 995/998),[3] Al-Safadi,[3] und im Lexikon-Werk Masālik al-abṣār von Ibn Fadlallah al-Umari (1301–1349).[1]
Literatur
- Yasemin Gökpinar: Der ṭarab der Sängersklavinnen: Masālik al-abṣār fī mamālik al-amṣār von Ibn Faḍlallāh al-ʿUmarī (gest. 749/1349): Textkritische Edition des 10. Kapitels Ahl ʿilm al-mūsīqī mit kommentierter Übersetzung, Ergon Verlag, Baden-Baden 2021.
- Michael V. McDonald: A Minor Early Abbasid Poet: Muḥammad B. Kunāsa, Journal of Arabic Literature, Band 25, Nr. 2 (Jul., 1994), S. 107–115.
- Fuat Sezgin: Geschichte des Arabischen Schriftentums, Band 2: Poesie bis ca. 430 H. Leiden 1975., S. 533.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Yasemin Gökpinar: Der ṭarab der Sängersklavinnen: Masālik al-abṣār fī mamālik al-amṣār von Ibn Faḍlallāh al-ʿUmarī (gest. 749/1349): Textkritische Edition des 10. Kapitels Ahl ʿilm al-mūsīqī mit kommentierter Übersetzung, Ergon Verlag, Baden-Baden 2021, S. 100–103.
- ↑ a b c d e f g h i j Fuat Sezgin: Geschichte des Arabischen Schriftentums, Band 2: Poesie bis ca. 430 H. Leiden 1975., S. 533.
- ↑ a b c d e f g Michael V. McDonald: A Minor Early Abbasid Poet: Muḥammad B. Kunāsa, Journal of Arabic Literature, Band 25, Nr. 2 (Jul., 1994), S. 107f.