Iasson Bakradse

Iasson Bakradse

Iasson Bakradse (georgisch იასონ ბაქრაძე; * 1869 in Ratscha; † 1. April 1938 in Tiflis) war ein georgischer Jurist, Politiker und Publizist. Er gehörte der sozial-föderalistischen Partei an und wurde 1919 zum offiziellen Vertreter der Demokratischen Republik Georgien in Deutschland ernannt. In Berlin organisierte er die Rückführung georgischer Kriegsgefangener und arbeitete in der georgischen Wirtschaftsvertretung. Nach der sowjetischen Besetzung Georgiens 1921 lebte er in Tiflis. 1938 wurde er während der stalinschen Säuberungen verhaftet und erschossen.

Biographie

Iasson Bakradse wurde 1869 in Ratscha in der Familie des Adligen Thoma Bakradse geboren. Über seine frühen Lebensjahre ist wenig bekannt.

Im Jahr 1900 immatrikulierte sich Bakradse an der juristischen Fakultät der Universität Odessa. Bei der Deutschen Botschaft in Georgien, im Abschnitt zur Geschichte der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Georgien, wird Bakradse als „Doktor“ bezeichnet, was bestätigt, dass er in Deutschland den Doktortitel erworben hatte.[1]

Ende der 1910er Jahre arbeitete Jason am Gericht von Kutaissi als Assistent des Richters und war später als selbständiger Rechtsanwalt tätig.[2]

Gesellschaftliche Tätigkeit

Gesellschaft zur Verbreitung der Lese- und Schreibkenntnisse

Von 1902 bis 1921 war Bakradze Mitglied der sozial-föderalistischen Partei und einer ihrer führenden Köpfe. Gleichzeitig war er Vorstandsmitglied der kutaissischen Abteilung der „Gesellschaft zur Verbreitung der Lese- und Schreibkenntnisse unter den Georgiern“.[3] 1915 nahm er als Sekretär an zahlreichen Sitzungen teil und galt als einer der aktivsten Mitglieder. 1908 übersetzte Bakradse Rudolf von Jherings Werk „Der Kampf ums Recht“ ins Georgische. Damit machte er grundlegende Fragen der Rechtsphilosophie für georgische Leser zugänglich.[4]

Petition an die Haager Konferenz (1907)

Bakradze initiierte eine Petition, die 1907 auf der Haager Friedenskonferenz eingereicht wurde. Darin wurde Russland die Verletzung des Georgievsker Vertrages von 1783 vorgeworfen und die Wiederherstellung der georgischen Autonomie gefordert. Das Originaldokument befindet sich heute in der Bodleian-Bibliothek der Universität Oxford.

Georgi Sdanowitsch, Elena Nazarishvili, Kita Abaschidse und Iasson Bakradse

Kaukasische Freimaurerloge

Im Jahr 1911 gründeten die engen Freunde von Iason, Georgi Sdanowitsch, Ewgeni Gegetschkori und Nikolos Tschcheidse in Kutaissi die Kaukasische Freimaurerloge, der sich nach ihrer Gründung auch Iasson Bakradse, Kita Abaschidse, Alexander Diasamidse, Petre Kipiani und andere anschlossen.[5] Dieses angesehene Bündnis wurde von Giorgi Sdanowitsch geleitet, während Bakradse die Rolle des Sekretärs übernahm.[6]

Politische Tätigkeit in Deutschland

Telegramm aus Bern nach Berlin an Iasson Bakradse über seine Ernennung zum offiziellen Vertreter der georgischen Regierung.

Von 1918 bis 1921 war Iasson Bakradse offizieller Vertreter der georgischen Regierung in Deutschland.[7] In dieser Funktion organisierte er die Rückführung georgischer Kriegsgefangener und arbeitete in der georgischen Wirtschaftsvertretung in Berlin.[8]

Verhaftungen, Prozess und Erschießung

Nach der Errichtung des sowjetischen Regimes in Georgien wurde Iason Bakradze zweimal von den Organen des NKWD verhaftet. Das erste Mal erfolgte die Festnahme 1923, er wurde im Gefängnis von Tiflis inhaftiert.

Das zweite Mal wurde er 1938 verhaftet. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits im Ruhestand und lebte in Tiflis in der Dznelladze-Straße Nr. 45. Ihm wurde vorgeworfen, Agent des deutschen Geheimdienstes gewesen zu sein und eine aktive Spionagetätigkeit ausgeübt zu haben. Man beschuldigte ihn, ein Agentennetzwerk aufgebaut und persönlich geleitet zu haben.

Das Verfahren wurde von einer NKWD-„Troika“ durchgeführt. Berichterstatter war Korkhmaziani, beteiligt waren Goglidse, Talachadse und Morosow. Bakradze wurde nach den Artikeln 58-1-a und 58-6 des Strafgesetzbuches für schuldig befunden und am 1. April 1938 erschossen.[9]

Mit Beschluss Nr. 105/n des Militärtribunals des ZakVO vom 22. Februar 1957 wurde das Urteil der Troika aufgehoben und das Verfahren wegen mangelnder Beweise eingestellt.[10]

Einzelnachweise

  1. https://botschaftgeorgien.de/politik/
  2. Ясон Фомич Бакрадзе (дворянин) NI17288. In: Georgian Nobility - Genealogy of Georgian Nobility. (russisch).
  3. https://society.iliauni.edu.ge/factoids/31251-qartvelta-shoris-tsera-kitkhvis-g
  4. http://www.nplg.gov.ge/civil/wignebi-avtorebi/Wb5.htm
  5. Николаевский, Б. И. Русские масоны и революция. Москва, 1990. Интервью с Николаем Семёновичем Чхеидзе, Марсель, 24–26 августа 1925 г. (запись Б. И. Николаевского).
  6. Б. И. Николаевский. Русские масоны и революция. TEPPA 1990 (russisch).
  7. Botschaft Georgiens in Deutschland – Politik
  8. „Sakartwelo“, 11. Januar 1920.
  9. https://stalin.historyproject.ge/ru/info/2204
  10. Informationen über die Opfer der Repressionen in Georgien 1937–1938. In: Название сайта, если есть. (ge).