SB-Warenhaus
Ein Selbstbedienungs-Warenhaus oder Hypermarkt ist ein großflächiger Einzelhandelsbetrieb, der von seiner Aufmachung her an einen Supermarkt erinnert.
Definition
SB-Warenhäuser haben große Verkaufsflächen, wodurch sie sich von Verbrauchermärkten abgrenzen; in Deutschland liegt die Schwelle bei 5000 m².
SB-Warenhäuser bieten ein umfassendes Sortiment, vor allem an Lebensmitteln und Ge- und Verbrauchsgütern.[1] Dabei werden Discount- und Fertigprodukte durch Frischwaren aus Fleisch-, Wurst-, Käse-, Fischtheke sowie Kühl- und Tiefkühlregalen ergänzt. Im Unterschied zu einem herkömmlichen Supermarkt finden sich zudem häufig weitläufige Non-Food-Abteilungen mit Bekleidung, Spielzeug, Sportartikeln, Elektronik usw. Dabei ist, anders als in Kaufhäusern oder klassischen Warenhäusern, die gesamte Verkaufsfläche supermarktmäßig angeordnet und mit Einkaufswagen über meist breite Kontaktstrecken befahrbar. Zwar wird in der Regel intensiv mit günstigen Preisen geworben, eine Discounter-Strategie ist allerdings wegen der erforderlichen Breite des Sortiments und der sehr großen Handelsflächen (hoher Kostenfaktor) nicht durchzuhalten.
Das SB-Warenhaus verzichtet auf kostenintensiven Kundendienst und setzt überwiegend auf Selbstbedienung. Es betreibt eine Dauerniedrigpreis- oder Sonderangebotspolitik.
Standorte und Verbreitung

Typischerweise werden Hypermärkte „auf der grünen Wiese“ errichtet oder innerhalb von Einkaufszentren angesiedelt und sind somit sehr stark auf motorisierte Kunden ausgerichtet.[2][3]
Als Geburtsland des Einzelhandelsformat der Hypermärkte gilt Frankreich (dort: Hypermarché), wo Carrefour dieses Konzept als erste einführten. In den USA (Hypermarket) gilt besonders der heutige Handelsriese Walmart als Vorreiter.[4] Mit der Eröffnung im Jahr 1961 in Auderghem ist Belgien das erste europäische Land, indem ein Hypermarkt eröffnet wurde, der erste französische Standort folgte zwei Jahre später in Sainte-Geneviève-des-Bois.[5]
SB-Warenhausketten in Europa (Auswahl)
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- Asda (aus Großbritannien)
- Auchan (aus Frankreich, in mehreren Ländern vertreten)
- Bennet (aus Italien)
- Carrefour (aus Frankreich, in mehreren Ländern vertreten)
- Conad (aus Italien, in mehreren Ländern vertreten)
- Coop (aus Italien)
- E.Leclerc (aus Frankreich, in mehreren Ländern vertreten)
- Eroski (aus Spanien)
- Esselunga
- Géant (aus Frankreich)
- Globus (aus Deutschland, in mehreren Ländern vertreten)
- Hiper Froiz (aus Spanien)
- Intermarché (aus Frankreich, in mehreren Ländern vertreten)
- Maxi ICA Stormarknad (aus Schweden)
- Interspar
- Hipercor (aus Spanien)
- Kaufland (aus Deutschland, in mehreren Ländern vertreten)
- Panorama (aus Italien)
- Sainsbury’s (aus Großbritannien)
- Tesco (aus Großbritannien, in mehreren Ländern vertreten)
- Système U (aus Frankreich)
Ehemalige Hypermarktketten:
- Continent (aus Frankreich, in mehreren Ländern vertreten gewesen)
- Cora (aus Frankreich, in mehreren Ländern vertreten gewesen)
- Géant Casino (aus Frankreich, Fortbestand als Géant nur in Uruguay)
- Mammouth (aus Frankreich)
- Record (aus Frankreich)
Deutschland
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Als Grundstein des deutschen SB-Warenhauses gilt die Eröffnung des ersten allkauf-Marktes im Jahr 1962, der anfangs nur für Großkunden zugänglich war.[6] Der erste reguläre Allkauf-Standort eröffnete am 1. März 1968 in Heinsberg.[7] Im gleichen Jahr eröffnete auch die Schwarz-Gruppe in Backnang ihren ersten Kaufland-Markt, damals noch als Handelshof bekannt.[8] Auch die Gründung von Famila geht auf das Jahr 1968 zurück. Bereits 1965 entstand in Alzey das erste Massa-SB-Warenhaus.[9][10] Mit divi, basar, Continent, esbella und real-kauf entstand aus gleich mehreren Ketten 1992 die bis 2024 bestehende Kette Real, bis Ende 1995 folgten massa, später zudem massa-Mobil, Meister, BLV, Huma und Suma.[11][12]
2020 wurden rund 139,4 Milliarden Euro im deutschen Lebensmitteleinzelhandel umgesetzt. SB-Warenhäuser machten davon einen Marktanteil von rund 16,1 Prozent aus[13]. Zu den größten SB-Warenhausketten in Deutschland zählen Kaufland und Marktkauf.
Weitere:
Ehemalige SB-Warenhausketten:
- allkauf (1968–1998)
- Basar (1971–1992)
- BLV (1947–1996)
- Carrefour (1977–1979)[14]
- Continent (1990–1996)
- Esbella (1965–1992)
- Grosso-Magnet (bis 2000)
- Interspar (bis 1998)
- Meister (bis 2002)
- Massa AG (1964–1996)
- plaza (bis 2019)
- Real (1992–2024)
- Real-kauf (1967–1992)
- Schleckerland (1967–2010)
- Walmart (1997–2007)
- Wertkauf (bis 1997)
Österreich


Hypermärkte in Österreich werden hauptsächlich von österreichischen Lebensmittelkonzernen betrieben. Neben eigenen österreichischen Hypermärkten wie Interspar oder Billa Plus gibt es auch Metro-Hypermärkte, die sich meist an den Randgebieten größerer Städte niedergelassen haben.
Laut eigener Aussage betreibt Spar Österreich seit den 1970er Jahren Hypermärkte[15], wobei sich die Verkaufsfläche zwischen 2.500 m² bis 8.000 m² beläuft.
Derzeitige Hypermärkte:
- Interspar
- Maximarkt (nur in Oberösterreich und Salzburg)
- Billa Plus
Ehemalige Hypermärkte:
Als die Shopping City Süd im Jahre 1976 eröffnet wurde, entstand mit Carrefour der damals größte Einzelhandelsmarkt Österreichs mit einer Verkaufsfläche von 17.000 m² und 400 Mitarbeitern. Trotz der zunächst erfolgreichen Bilanz sanken nach und nach die Umsätze und Carrefour zog sich aus Österreich zurück.
Schweiz
In der Schweiz werden großflächige Supermärkte von den beiden Großverteilern Migros und Coop betrieben. Für diese gibt es keinen eigenen Begriff, sowohl Hypermarkt als auch SB-Warenhaus sind dort nicht gebräuchlich, bei Migros sind sie an der Anzahl der am Gebäude angebrachten Ms zu erkennen.[16] Märkte der Variante MMM haben eine Fläche von durchschnittlich 7614 m². Coop führt sie teilweise unter der Bezeichnung Megastore, u. a. auch bei von Waro übernommenen Verkaufslokalen.
Ehemalige großflächige Supermärkte:
- Waro (1969–2003)
- Carrefour Schweiz (1999–2007)
Siehe auch
Weblinks
- Literatur von und über SB-Warenhaus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Wertschöpfung im Handel von Werner Reinartz et al., Herausgeberin Monika Käuferle, erschienen im Kohlhammerverlag 2014 S. 22
- ↑ Runia, Peter.: Marketing: eine prozess- und praxisorientierte Einführung. Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-57858-8, Distributionspolitik, S. 209.
- ↑ Boris Kalnoky: Supermarkt? Hypermarkt? Ultrahypermarkt! In: Die Welt. 18. August 2001 (welt.de [abgerufen am 21. Februar 2020]).
- ↑ The Beginning of Big. In: walmartworld.com. Juli 2022, abgerufen am 24. August 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Najstarszy hipermarket w Europie zostanie zrównany z ziemią. Wiemy, co powstanie w jego miejsce. In: wiadomoscihandlowe.pl. 23. August 2025, abgerufen am 24. August 2025 (polnisch).
- ↑ Karsten Langer, manager magazin: Gerhard Ackermanns: Ölmüller, Medienmann, Multimillionär. Abgerufen am 30. August 2021.
- ↑ Umsatzerwartungen übertroffen. Hamburger Abendblatt, 3. August 1981, abgerufen am 4. Mai 2023 (deutsch).
- ↑ Aus Handelshof wurde Kaufland. In: Heilbronner Stimme. 11. Oktober 2011, abgerufen am 20. März 2020.
- ↑ Der Spiegel: Böse Überraschung. Abgerufen am 14. September 2021.
- ↑ Von den Anfängen bis heute: Die wechselvolle Geschichte von Real. Abgerufen am 14. September 2021.
- ↑ Real-Motto: "Riesig einkaufen". In: genios.de. Horizont, 31. Januar 1992, abgerufen am 7. August 2023.
- ↑ Parzellierung der Grossflaeche. Premium für Abonnenten – Das Printarchiv der Absatzwirtschaft – ASW NR. ASW vom 01. September 1989 Seite. In: printarchiv.absatzwirtschaft.de. Printarchiv der absatzwirtschaft, 1. September 1989, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 15. Januar 2022; abgerufen am 26. März 2024.
- ↑ Umsatzanteil von SB-Warenhäusern im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland bis 2020. Abgerufen am 14. Dezember 2021.
- ↑ Der Spiegel: Carrefour auf dem Rückzug. Abgerufen am 23. August 2021.
- ↑ Interspar-Hypermärkte Geschäftstypen von Spar Österreich
- ↑ Supermärkte. In: migros.ch. Abgerufen am 2. März 2021.