Hugo Siegmüller

Hugo Siegfried Siegmüller (* 30. Oktober 1889 in Böhmisch Kamnitz, Böhmen, Österreich-Ungarn[1]; † 24. Juni 1958 in Mühlhausen/Thüringen)[1] war ein deutsch-böhmischer Grafiker, Maler und Illustrator sowie Lehrer. Auf Grund seiner populären Darstellungen von Winterlandschaften sowie des Wintersports wird er auch als „Alfons Walde des Riesengebirges“ (cz. Alfons Walde z Krkonoš, pl. Alfons Walde z Karkonoszy) bezeichnet.

Leben

Als Sohn einer Lehrerfamilie besuchte er die Schulen in Benešov nad Ploučnicí (dt. Bensen) und Gymnasium in Děčín (dt. Tetschen).[2]

Er absolvierte gefördert von der Gesellschaft zur Förderung der deutschen Kunst und Wissenschaft in Böhmen (Metznerbund) in Děčín eine künstlerische Ausbildung. Anschließend studierte er an den Kunstakademien in Wien und Prag, bei Franz Thiele. Nach seinen Studien war er in Berlin als Kopist am Kaiser-Friedrich-Museum (heutige Bode-Museum) tätig. Im Ersten Weltkrieg diente Siegmüller als Aufklärungsflieger.

Nach weiteren Jahren der Wanderschaft wird er erst mit der Anstellung als „Mittelschulprofessor“ in Varnsdorf (dt. Warnsdorf) sesshaft.[2] Er war hier als Zeichenlehrer am Gymnasium tätig.[2] In den 1920er Jahren illustrierte Siegmüller unter Anderen die Erzählung Der Bergkristall von Adalbert Stifter (1805–1868).[1][2]

Seine Beiträge für die Tschechoslowakische Republik zu den Kunstwettbewerben der Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles und Berlin 1936 sorgten auch international für seine Bekanntheit. Die Gemälde Schussfahrt, Skiläufer oder Der letzte Kilometer wurden vielfach abgedruckt.[1][2][3]

Seine künstlerischen Arbeiten wurden nie auf der Großen Deutschen Kunstausstellung (1937 bis 1944) im Haus der Kunst in München gezeigt[4], wenngleich Siegmüller in der Zeit der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei (Sudetenkrise) weiterhin den Professorentitel führte.

Nach 1945 lebte und arbeitete Siegmüller in Thüringen.[1]

Siegmüller war seit seiner Zeit in Varnsdorf verheiratet und hatte mehrere Kinder, die er u. a. auch porträtierte.[2]

Bekannte Einzelwerke

Bei den künstlerischen Wettbewerben zu den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles war er vertreten mit den Ölbildern „Bahnfrei“, „Nach dem Kampf“, „Der rote Wimpel“ und „Wintersonne im Riesengebirge“.[5] Vor der Verschiffung der Kunstwerke in die USA wurden Siegmüllers Arbeiten im Frühjahr 1932 in der renommierten Prager Galerie Topičův (cz. Topičův salon) in der Národní třída, (dt. Nationalallee) gezeigt.[6]

Ebenso 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin vertrat er mit den zwei Gemälden „Skiläufer“ sowie „Der letzte Kilometer“ und drei Holzschnitten die Tschechoslowakische Republik.[7] Die Gemälde wurden nach der Kunstausstellung von der Stadt Berlin angekauft.[7][8]

Werkbestände und Ausstellungen (Auswahl)

Das Sudetendeutsche Museum (cz. Sudetoněmecké muzeum) in München sowie das Muzeum Krkonoš (dt. Museum des Riesengebirges) in Vrchlabí (dt. Hohenelbe) besitzt neben dem Muzeum Varnsdorf pobočka Oblastního muzea v Děčíně (dt. Heimatmuseum Varnsdorf) noch die umfangreisten Werkbestände von Siegmüller.[2]

Zuletzt wurden Teile von Siegmüllers Werk in der tschechisch-deutschen Ausstellung „Junge Löwen im Käfig“ im Jahr 2013 im Museum der schönen Künste (cz. Oblastní galerie Liberec), Liberec / Isergebirgs-Museum Neugablonz, Kaufbeuren gezeigt.[9]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Rolf Reinhardt, Ralph Schlüter: Die Olympischen Kunstwettbewerbe 1912-1948. III (Malerei). BoD Books on Demand GmbH, Norderstedt 2024, ISBN 978-3-7597-2395-6, S. 268.
  2. a b c d e f g Hugo Siegmüller. In: Wilfried Brosche (Hrsg.): Sudetendeutsches Jahrbuch (Berichtsjahr 1936). Dritte Folge, Vierter Band. Ed. Kaiser Verlag, Böhm.-Leipa / Leipzig / Wien 1937, S. 127 ff.
  3. Hugo Siegmüller Biographical information. In: Olympedia - Athletes. 2023, abgerufen am 24. Februar 2025 (englisch).
  4. Prof. Dr. Ulrich Pfisterer: GDK Research – Bildbasierte Forschungsplattform zu den Großen Deutschen Kunstausstellungen 1937-1944 in München. Zentralinstitut für Kunstgeschichte, 27. Februar 2025, abgerufen am 27. Februar 2025.
  5. Hans Jacobi: Ein sudetendeutscher Künstler auf der Olympiade. In: Hamburger Tageblatt. 4. Jahrgang, Nr. 135. Theodor Bühring, Hamburg 10. Juni 1932, S. 4 (deutsche-digitale-bibliothek.de).
  6. Ausstellungen. In: R. Keller / Chefredakteur: Dr. Sigmund Blau (Hrsg.): Prager Tageblatt. Nr. 95. Praha 21. April 1932, S. 6.
  7. a b Heinrich Perst: Der olympische Kunstwettbewerb 1936 in Berlin - Für eine deutsche Kunstförderung. In: Hans Waltzik, Franz Leppa (Hrsg.): Der Ackermann aus Böhmen - Monatszeitschrift für das geistige Leben der Sudetendeutschen. Band 5. Adam Kraft Verlag, Karlovy Vary [Karlsbad] 1937, S. 249 ff.
  8. Ernst August Schneider (Redakteur): Berlin kauft auf der Olympischen Kunstausstellung. In: Dortmunder Zeitung. 108. Jahrgang, Nr. 358. Otto Fischer, Druck: Dortmunder Verlags- und Druckerei-Gesellschaft Otto Fischer und Söhne G.m.b.H., Dortmund 4. August 1936, S. 7.
  9. Dr. Anna Habánová, Ivo Habán: Junge Löwen im Käfig 1918–1938 Künstlergruppen der deutschsprächigen bildenden Künstler in Böhmen, Mähren und Schlesien in der Zwischenkriegszeit. Oblastní galerie v Liberci, příspěvková organizace, 2013, abgerufen am 24. Februar 2025.