Howard Armstrong (Bluesmusiker)

Howard „Louie Bluie“ Armstrong (* 4. März 1909 in Dayton, Tennessee, USA als William Howard Taft Armstrong; † 30. Juli 2003 in Boston, Massachusetts, USA) war ein US-amerikanischer Stringband- und Country-Blues-Musiker und Songwriter. Er war ein Multiinstrumentalist und Sänger, spielte unter anderem Fiddle, Cello, Mandoline und Gitarre, und war auch ein begabter Maler und mehrsprachiger Geschichtenerzähler.
Biografie
William Howard Taft Armstrong[1][2] wurde am 4. März 1909 in Dayton (Tennessee) geboren und wuchs in La Follette (Tennessee) auf.[1][3] Er lebte in einer musikalisch begabten Familie mit neun[4] (nach anderen Quellen elf[5]) Kindern. Sein Vater war ebenfalls Musiker, ernährte die Familie aber mit seiner Arbeit in einem Stahlwerk.[4] Bereits als Kind malte Armstrong mit selbstgemachten Pinseln aus Katzenhaaren und Farben aus Beeren.[6] Mit neun Jahren spielte er auf einer Geige, die sein Vater aus einer alten Kiste gebaut hatte, sowie Mandoline und Gitarre.[6]
Mit 10 Jahren trat Armstrong mit seinen jüngeren Brüdern in den Straßen von La Follette auf;[6][7] sie spielten ein weitgefächertes Spektrum verschiedener musikalischer Stile – diese Aussage trifft auf Armstrongs gesamte musikalische Karriere zu.[4] Mit 12 Jahren verließ Armstrong Schule und Zuhause und schloss sich der Familie des Geigers Blind Roland Martin in Knoxville (Tennessee) an.[6] Er bildete mit dessen Bruder, dem Gitarristen Carl Martin, ein Duo,[3] das durch Virginia, West Virginia, Pennsylvania und Kentucky tourte und in Bars und Restaurants, bei Picknicks und in Medicine Shows musizierte. Sie spielten für ethnisch unterschiedliches Publikum, und Armstrong erwarb dabei Kenntnisse in etlichen Sprachen.[4]
Einige Jahre lang besuchte Armstrong die Tennessee State Normal School als Kunststudent und studierte Malerei und Design. Gleichzeitig spielte er Cello im Sinfonieorchester und Geige in einer Jazzband.[4] Armstrong nahm mit seinem Bruder Roland Armstrong und Carl Martin am 3. April 1930 in Knoxville für Vocalion Records die Songs Vine Street Rag und Knox County Stomp auf; einer der Produzenten gab ihnen den Namen Tennessee Chocolate Drops.[1][3][5][7][8]
Um diese Zeit bekam Armstrong von Fans den Spitznamen Louie Bluie.[7] Er lernte den Gitarristen Ted Bogan kennen, mit dem er zusammen mit Carl Martin und Bill Ballinger die Gruppe The Four Keys bildete. Auf dem Weg nach Chicago tourten sie durch Ohio. 1933 verließ Ballinger die Band, das verbliebene Trio nannte sich The Wandering Troubadours.[4] Als Martin, Bogan und Armstrong traten sie auch auf der Weltausstellung 1933 in Chicago auf.[8] Am 23. März 1934 nahmen Armstrong und Bogan State Street Rag und Ted’s Stomp für Bluebird Records auf.[7] Armstrong begleitete auch andere Musiker bei Aufnahmen und Auftritten, darunter Bumble Bee Slim, Memphis Minnie, Big Bill Broonzy und Tampa Red.[4][7]
1934 zog Armstrong mit seiner Frau nach Sparta (Tennessee); er trat weiterhin auf, gab Musikunterricht und arbeitete als Schildermaler. Zeitweise lebte er auf Hawaii, während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er in der Automobilindustrie in Detroit. Nach dem Krieg hatte er verschiedene Jobs, er gab die Musik jedoch nie ganz auf.[4]

Als das Interesse an afroamerikanischer Musik wieder auflebte, kamen Martin, Bogan und Armstrong 1972 als „die letzte der schwarzen Stringbands“ wieder zusammen. Sie machten Aufnahmen, traten in Clubs und bei Festivals auf und tourten in Südamerika und Afrika. Sie spielten bis zu Martins Tod 1979 zusammen, danach traten Armstrong und Bogan noch als Duo auf; Bogan starb 1990.[3][4][5][7]
1985 veröffentlichte der Filmemacher Terry Zwigoff den Dokumentarfilm Louie Bluie mit Howard Armstrong, Ted Bogan, Yank Rachell und anderen Oldtime-Musikern.[1][3][4][5] 1990 erhielt Armstrong eine National Heritage Fellowship des National Endowment for the Arts, die höchste Auszeichnung der US-Regierung im Bereich der traditionellen Künste.[4] Armstrong und seine Frau Barbara Ward Armstrong waren 2002 Gegenstand des Dokumentarfilms Sweet Old Song von Leah Mahan.[2]
Armstrong trat weiterhin mit einer jüngeren Generation von Musikern auf und veröffentlichte 1995 sein erstes Soloalbum Louie Bluie in Zusammenarbeit mit Ralphe Armstrong und Ray Kamalay. Für dieses Album wurde er 1996 für einen Blues Music Award in der Kategorie „Akustisches Album“ nominiert.[7]
Armstrong war auch ein begeisterter Maler und entwarf Albumcover für seine Gruppe und gelegentlich auch für andere Künstler, so zum Beispiel für das Album Street Corner Cowboys (2000) von Elijah Wald.[6][9] Er entwarf das Juke-Joint-Set für die 1985 für den Oscar nominierte Verfilmung von Die Farbe Lila.[4] Er fertigte außerdem Halsketten aus Perlen, Pfeifenreinigern und Fundstücken an.[6]
Howard „Louie Bluie“ Armstrong starb am 30. Juli 2003 im Alter von 94 Jahren in Boston (Massachusetts) an den Folgen eines Herzinfarkts.[1][2][5]
Nachwirkung
Das Louie Bluie Festival, das jedes Jahr im Cove Lake State Park in der Nähe von Armstrongs Elternhaus in La Follette stattfindet, feiert seine Musik und sein Vermächtnis.[3]
Auszeichnungen
- 1990: National Heritage Fellowship[4]
- 1996: Handy Blues Award: Nominierung in der Kategorie „Acoustic Album“ für Louie Bluie (Howard Armstrong, Ralphe Armstrong & Ray Kamalay)[10]
- 2000: Handy Blues Award: Nominierung in der Kategorie „Blues Instrumentalist – Other (Violin)“[10]
- 2003: Handy Blues Award: Nominierung in der Kategorie „Blues Instrumentalist - Other (Mandolin)“[10]
- 2003: Tennessee Governor’s Art Award – Folklife Heritage Award[11]
Diskografie
Singles
- 1930: Vine Street Rag und Knox County Stomp (Vocalion Records) – Tennessee Chocolate Drops (Howard und Roland Armstrong, Carl Martin)[7][8]
- 1934: State Street Rag und Ted’s Stomp (Bluebird Records) – Louie Bluie und Ted Bogan[7][12]
Alben
- 1972: The Barnyard Dance (Rounder Records) – Martin, Bogan & Armstrong[13]
- 1974: Martin, Bogan & Armstrong (Flying Fish Records) – Martin, Bogan & Armstrong[13]
- 1978: That Old Gang Of Mine (Flying Fish Records) – Martin, Bogan & Armstrong[13]
- 1995: Louie Bluie (Blue Suit Records) – Louie Bluie (Soloalbum)[14]
- 1998: Louie Bluie (Arhoolie Records) – Soundtrack zum gleichnamigen Film[14]
Filmografie
- 1985: Louie Bluie
- 2002: Sweet Old Song[2]
Weblinks
- Howard Armstrong bei AllMusic (englisch)
- Howard Armstrong bei Discogs
- Howard Armstrong bei IMDb
- 2003 Howard Armstrong auf YouTube
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e A Multifaceted Maestro of the Blues. River Road Awards, Mississippi Valley Blues Society (englisch), abgerufen am 3. September 2025
- ↑ a b c d Remembering Howard „Louie Bluie“ Armstrong, Part I. Public Broadcasting Service (PBS), 2009 (englisch), verfügbar im Web Archive, abgerufen am 3. September 2025
- ↑ a b c d e f Jack Neely: Louie Bluie Festival Celebrates the Legacy of Eclectic Musician Howard Armstrong. Knoxville History Project, 24. September 2015 (englisch), abgerufen am 3. September 2025
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Howard Armstrong. National Endowment for the Arts (englisch), abgerufen am 3. September 2025
- ↑ a b c d e Howard Armstrong Biography by Jason Ankeny. AllMusic (englisch) abgerufen am 3. September 2025
- ↑ a b c d e f Howard „Louie Bluie“ Armstrong. Louie Bluie Music & Arts Festival (englisch), abgerufen am 3. September 2025
- ↑ a b c d e f g h i Big Road Blues Show 4/1/12: Louie Bluie: Howard Armstrong & Pals. Big Road Blues, 1. April 2012 (englisch), abgerufen am 3. September 2025
- ↑ a b c Tennessee Chocolate Drops. Knoxville Old Time (englisch), abgerufen am 3. September 2025
- ↑ Elijah Wald – Musical Projects: Street Corner Cowboys. Elijahwald.com (englisch), abgerufen am 3. September 2025
- ↑ a b c Award Winners and Nominees. The Blues Foundation (englisch), Suche nach Howard Armstrong, abgerufen am 3. September 2025
- ↑ Previous Winners 2001–2013. Tennessee Arts Commission (englisch), abgerufen am 3. September 2025
- ↑ Louie Bluie. Discogs, abgerufen am 5. September 2025
- ↑ a b c Martin, Bogan & Armstrong. Discogs, abgerufen am 5. September 2025
- ↑ a b Howard Armstrong. Discogs, abgerufen am 5. September 2025