Horst Gellert

Horst Gellert (2011)

Horst Gellert (* 20. Oktober 1939 in Koblenz)[1] ist ein deutscher Bankkaufmann und Industrie-Manager, hauptsächlich im Bereich der Telekommunikation. Er war Vorstandsvorsitzender der Bull AG, Köln und anschließend Vorstandsmitglied der Deutschen Bundespost Telekom (später Deutschen Telekom AG). Gemeinsam mit seiner Frau ist er Gründer der gemeinnützigen Horst & Karin Gellert Stiftung mit Sitz in Bergisch Gladbach.

Leben

Horst Gellert absolvierte eine Ausbildung zum Bankkaufmann und arbeitete zunächst als Angestellter in der Kreditwirtschaft. 1964 trat er in die Kölner Computerfirma Bull AG ein, die damals als Bull-General Electric firmierte und eine deutsche Tochtergesellschaft des US-amerikanischen Konzerns General Electric war.[1][2]

Zu Beginn seiner Tätigkeit war er für die Geschäftsaktivitäten des Unternehmens im Bankensektor zuständig. Im Jahr 1971 übernahm er die Leitung des Marketings für Großcomputer und wurde 1978 zum Geschäftsbereichsleiter für Marketing und Dienstleistungen ernannt.[3][2] Ab 1982 fungierte er als stellvertretendes Vorstandsmitglied und wurde Mitte 1985 zum ordentlichen Vorstandsmitglied ernannt. 1987 trat er die Nachfolge von Franz Scherer im Vorstandsvorsitz an, nachdem dieser zu Rank Xerox gewechselt war. Im gleichen Jahr wurde er in den Aufsichtsrat der Pariser Bull S.A. berufen.[1][4]

Von 1986 bis 1988 war Gellert zudem Vorsitzender des Aufsichtsrates der Eutelis International S.A[5], einer Beratungsgesellschaft für Telekommunikation mit Sitz in Paris, und ab 1988 Mitglied im Anwenderbeirat des Bundespostministers Christian Schwarz-Schilling.[1] 1987 übernahm er den Vorstandsvorsitz der Bull AG.

Im April 1990 wechselte er in den Vorstand der Deutschen Bundespost Telekom, wo er für die Bereiche Informationstechnologie, Organisation und Personalwirtschaft zuständig war.[6] Nach der Restrukturierung übernahm Gellert die Verantwortung für die Geschäftskunden (Vorstandsbereich GK) der Telekom.[7][8]

Zu den Leistungen Gellerts beim Umbau der vormaligen Post-Einheit zu einem wettbewerbsfähigen Telekommunikationsanbieter zählten das Konzept für Reorganisationsmaßnahmen und Stelleneinsparungen[9] sowie die Monetarisierung technischer Potenziale der ISDN-Technologie[10]. Gellert reorganisierte im Zuge einer Strukturreform, die auf Divisionalisierung und Kundenorientierung zielte,[9] zum einen den fragmentierten Bereich der Informationsverarbeitung bei der Telekom. Er erreichte dabei bis März 1994 Kosteneinsparungen von mehr als 30 Prozent. Die mehr als 140 Rechenzentren und 40 Entwicklungszentren wurden zu fünf zentralen Großrechenzentren und sechs Softwarezentren konsolidiert. Parallel erfolgte – wie im gesamten Unternehmen der früheren Post – die Umstellung von der kameralistischen Buchführung auf ein betriebswirtschaftliches Rechnungswesen nach handelsrechtlichen Vorschriften. Zum andern setzte Gellert im Zuge der Neuorganisation den Abbau von 60.000 Planstellen durch. Er schlug außerdem die Auflösung seines eigenen Vorstandsbereichs vor, ohne zu diesem Zeitpunkt über ein neues Ressort zu verfügen. Der Manager erkannte frühzeitig die multimedialen Möglichkeiten des PCs und bereitete das Unternehmen darauf vor.[11] Er setzte durch, dass das Telekomnetz auf der Basis von ISDN-Anschlüssen für Multimedia-Anwendungen passend gemacht wurde. Unter seiner Regie wuchs der ISDN-Umsatz von 2,5 Mrd. DM in im Jahr 1993 auf 3,7 Mrd. DM im Jahr 1994.[1]

Im April 1995 wechselte Horst Gellert als Sprecher in die Geschäftsführung der Detecon GmbH (Deutsche Telepost Consulting) in Köln, die sich damals im Besitz von drei deutschen Großbanken befand.[12] 1996 wurde er zudem Mitglied der Geschäftsleitung der Eurobell Ltd in Hook, Hampshire.[13] In den Folgejahren übernahm Gellert eine Reihe von Aufsichtsrats- und Beiratsfunktionen, unter anderem bei der Delton AG.[14]

Im Dezember 2009 gründete Gellert gemeinsam mit seiner Frau Karin die gemeinnützige Horst & Karin Gellert Stiftung, die Menschen in der ersten sowie in der letzten Lebensphase unterstützen will, ein weitgehend selbstbestimmtes und würdiges Leben zu führen.[15]

Commons: Horst Gellert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Horst Gellert im Munzinger-Archiv, abgerufen am 4. Februar 2025 (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. a b Wechsel in der Führungsspitze In: Computerwoche, 2. Juli 1982, abgerufen am 4. Februar 2025
  3. Bull auf einen Blick 1862–1983 (Memento vom 2. Juli 2024 im Internet Archive)
  4. Scherer von Bull zu Xerox In: Computerwoche, 16. Januar 1987, abgerufen am 4. Februar 2025
  5. Societe.com: EUTELIS INTERNATIONAL, abgerufen am 4. Februar 2025
  6. Gellert und Gallist sind neue Mitglieder des Telekom-Vorstandes In: Computerwoche, 26. Januar 1990, abgerufen am 4. Februar 2025
  7. Neue Mehrwertdienste auf der Basis von Windows Telekom und Microsoft wollen Multimedia im Paket anbieten In: Computerwoche, 28. Oktober 1994, abgerufen am 5. März 2025
  8. Dicke Postmaus – Die Giganten Telekom und Microsoft vereinbaren Kooperation im ISDN-Netz In: taz, 22. Oktober 1994, abgerufen am 5. März 2025
  9. a b Telekom will bürokratische Fesseln abstreifen: In: General-Anzeiger, 5. September 1992. Größere Kundenorientierung angestrebt – Tarife für Mietleitungen gesenkt – Neue Tochtergesellschaft. Neue Struktur soll Telefonkonzern für den Wettbewerb fit machen. In: Handelsblatt, 7. September 1992, S. 15. Hans-Peter Scherer: Neue Post: Kundenorientierung statt Bürokratie. Wende um 180 Grad. In: Wirtschaftswoche, 25. September 1992.
  10. Die Telekom und der US-Chiphersteller Intel kooperieren. PC wird zum Videokonferenz-Studio. In: Handelsblatt, 11. März 1994.
  11. Zweistellige Zuwachsrate erwartet. Multimedia-Technik lässt die Kassen klingeln. In: Handelsblatt, 17. März 1994, S. 15. Telekom-Dienste: Multimedia-Hoffnung. In: Saarbrücker Zeitung vom 17. März 1994. Multimedia „Perfekte Ergänzung“. Telekom-Vorstand Horst Gellert zur strategischen Allianz zwischen der Telekom und Microsoft. In: Wirtschaftswoche, 27. Oktober 1994. Petra Adamik: Telekommunikation Motor für Multimedia. PC über digitale Netze verbunden. In: Handelsblatt, 19. April 1995.
  12. Menschen In: Computerwoche, 14. April 1995, abgerufen am 4. Februar 2025
  13. GOV.UK - Company Information: Horst GELLERT, abgerufen am 4. Februar 2025 (englisch)
  14. Bundesanzeiger, Bekanntmachung vom 5. Mai 2006
  15. Gellert-Stiftung: Über uns/Die Stifter, abgerufen am 4. Februar 2025