Horkenstein

Horkenstein in Hattingen, 2007
Skizze von 1823

Der Horkenstein ist ein etwa 20 Tonnen schwerer Fels, der sich bis 1876 in Dahlhausen befand und dann nach Hattingen gebracht wurde. Es wird vermutet, dass er in der Frühgeschichte entweder für die Bestimmung der Sonnenwenden oder als Opferstein zur Opferung von Menschen oder Tieren (darauf deutet eine „Blutrille“ hin) verwendet wurde. Er befindet sich heute an der Kreuzung von Martin-Luther-Straße und August-Bebel-Straße am Busbahnhof am Rand der Hattinger Altstadt.

Der Stein ist vier Meter lang, einen Meter breit und 1,5 Meter hoch. Es handelt sich nicht um einen Findling, denn er besteht aus örtlichem Ruhrsandstein.

Geschichte

Der Horkenstein befand sich ursprünglich auf einer rechtsseitigen Anhöhe des Ruhrtals, auf dem Groten oder Grotenberg, südöstlich der ehemaligen Zeche Vereinigte Dahlhauser Tiefbau. Unmittelbar daneben fließt die Haimbecke durch einen Siepen in die Ruhr.

Eine erste schriftliche Erwähnung findet der Stein zwischen 1711 und 1721.[1]

Einer Volkssage nach holte der Teufel den Stein aus dem Morgenland, um damit den Heiligen Liudger zu erschlagen, ließ ihn aber hier fallen, als er von einem Missionar mit dem Kreuz gebannt wurde. Nach einer anderen Legende seien hier von einem Riesen namens Horkus römische Kriegsgefangene nach der Varusschlacht hingerichtet worden. Zum Namen selbst gibt es verschiedene Deutungsversuche wie Högr, altnordisch für „Heiligtum“, oder Eorcanstan, angelsächsisch für „Heiliger Stein“, oder horkos, altgriechisch für „Schwur“. Zuweilen soll sich hier des Nachts am alten Standort bei den Wihekeln („geweihte Eichen“) eine Spukgestalt gezeigt haben.[2]

Im Jahre 1876 verschenkte der damalige Besitzer Heinrich Eggemann, ein Holzhändler und Gastwirt, den Stein an den Hattinger Amtmann Schuhmacher. Dieser ließ ihn auf einem Schlitten bis in den Garten des Amtshauses in Hattingen-Winz bringen.

Im Jahre 1984 schlugen Heimatkundler eine Rückführung an die alte Stelle vor, die bis heute von Wald und Wiesen geprägt ist. Der Hattinger Rat bat hingegen den Hattinger Ortsheimatpfleger Heinrich Eversberg um ein Gutachten. Dieser empfahl wiederum die Verlegung des Steindenkmals in die Hattinger Innenstadt. Heute liegt der Stein mitten in Hattingen in der Nähe einer Ampelanlage an der Kreuzung August-Bebel-Straße/Martin-Luther-Straße. Eine Tafel an einer nahegelegenen Laterne erläutert die Sage und den ursprünglichen Standort.

Inschrift: Vor Zeiten hatte Niederwenigern eine Kapelle mit einem Marienbild, vor dem ihr Erbauer, der heilige Ludgerus, betete. Die Leute aus der Gegend kamen zu ihm, und solange der Heilige sich dort aufhielt, kamen alle Verstorbenen in den Himmel. Das ärgerte den Teufel. Wütend lief er ins Morgenland, um einen großen Stein zu holen, mit dem er die Kapelle vernichten wollte. Nachdem er einen geeigneten Stein gefunden hatte, nahm er ihn auf den Rücken, machte Riesenschritte und sprang mit einem Satz über das Schwarze Meer. Nachdem er Dahlhausen an der Ruhr erreicht hatte, kam ihm ein jüdischer Händler entgegen. Als dieser den Teufel erblickte, bekam er Angst und wollte davonlaufen. Der Teufel fragte ihn freundlich: „Sage, wie weit ist es noch bis Niederwenigern, antworte schnell, denn ich habe schwer zu tragen?“ Der Händler erwiderte: „Der Weg ist noch sehr lang.“ Der Teufel stöhnte auf und entgegnete: „Welcher Fluss strömt denn dort unten im Tal ?“ Der Händler flunkerte darauf: „Nun ja, es ist der Jordan, wir sind hier im gelobten Land Israel!“ Da fluchte der Teufel: „Nun habe ich das Schleppen satt“. Er schleuderte den Felsen von sich, flog dann steil in die Höhe und ist seitdem nie wieder auf die Erde zurückgekommen. Der Felsen aber wurde seitdem „Horkenstein“ genannt. Der Horkenstein lag ursprünglich in Bochum-Dahlhausen. Möglicherweise fand er einst kultische Verwendung als Kalenderstein, Menhir oder Opferstein, siehe seine „Blutrinne“. Er ist etwa 20 t schwer, 4 m lang, 1,5 m hoch und 1 m breit. St. Ludgerus lebte von 742–809. Die „Kapelle“, die heutige St. Mauritius-Kirche befindet sich in Niederwenigern am Domplatz. Literatur: Dr. Dirk Sondermann, Hattinger Sagen, Bottrop 2007, S. 14–19, 106–109
Erklärtafel „Die Sage vom Horkenstein“

Der Horkenstein in der Literatur

Literatur

  • Johannes Groht: Menhire in Deutschland. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) 2013, ISBN 978-3-943904-18-5, S. 239–241, 245–247.
  • O. Höckmann: Der Menhir bei Kaiserwerth. In: Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hrsg.): Essen, Düsseldorf, Duisburg (= Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 15) Mainz 1969.
  • Heinrich Kämpchen: Der Horkenstein. In: Was die Ruhr mir sang. Bochum 1909, S. 25.
  • Wolfhard Schlosser: Der Horkenstein in astronomischer Sicht. In: Dirk Sondermann (Hrsg.): Hattinger Sagenbuch. Bottrop 2007, S. 106–109.
  • Dirk Sondermann: Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf. Bottrop 2005.
Commons: Horkenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Daniel Roeschies: Der liegende Mythos. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Funke Mediengruppe, 13. April 2012, abgerufen am 1. Mai 2025.
  2. Joseph Esser: Denkmäler der Eiszeit in der Bochumer Landschaft. (= Vereinigung für Heimatkunde Bochum [Hrsg.]: Bochumer Heimatbuch. Band 3). Bochum 1930 (online).

Koordinaten: 51° 23′ 52,8″ N, 7° 10′ 47″ O