Holzerode

Holzerode
Gemeinde Ebergötzen
Koordinaten: 51° 36′ N, 10° 4′ O
Eingemeindung: 1. Januar 1973
Postleitzahl: 37136
Vorwahl: 05507
Holzerode (Niedersachsen)
Holzerode (Niedersachsen)
Lage von Holzerode in Niedersachsen

Holzerode ist ein Dorf im Landkreis Göttingen. Es gehört zur Gemeinde Ebergötzen und hat knapp 700 Einwohner.

Geografie

Die Holzeröder Feldflur ist fast vollständig von Wäldern umgeben. Nachbarorte sind Spanbeck und Billingshausen im Nordwesten, Gillersheim im Norden, Renshausen im Osten, Ebergötzen und Krebeck im Südosten und Bösinghausen im Süden.

Die Feldmark Holzerode stößt im Westen an den Muschelkalk des Plesser Forstes, südwestlich befindet es sich auf einem Oberen Buntsandsteinplateau, auch Röt genannt, während die übrige Feldmark sich auf dem mittleren Buntsandstein befindet. Die Feldmark steigt auf eine Höhe von bis zu 360 m an, das Dorf selbst liegt auf etwa 250 bis 260 m. Die Landstraße von Nörten-Hardenberg über Billingshausen nach Ebergötzen bildet die Grenze der beiden Formationen.

Im Talgrund des Ortes entspringt der Beverbach.

Südwestlich von Holzerode gibt es mit dem Hünstollen (423,5 m) ein lohnendes Wanderziel, das einen weiten Ausblick über das Eichsfelder Becken Richtung Harz bietet. In derselben Richtung befindet sich der Mäuseturm.

Geschichte

Holzerode wurde erstmals 1055 in einer Urkunde des Erzbischofs Luitpold I. von Mainz erwähnt und bezeichnet eine Rodesiedlung, die wohl zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert entstand. Folgt man der plattdeutschen Umgangssprache, so lässt sich Holzerode, das in früheren Urkunden mitunter Hozesruoth, Hotzesrouth, Hozzesrouth und Hozzesroth geschrieben wird, als Rodung eines Hozzo (oder Hozzi) interpretieren.[1] In den ab 1322 ausgestellten plessischen Urkunden wird der Ort ohne das Genitiv-s geführt. Bis zum Übergang an die Landgrafschaft Hessen wird der Ortsname Hotzerode oder Hosserode geschrieben, die Bewohner Holzerodes verwendeten ihn so auch noch über diese Zeit hinaus. Weitere Varianten des Ortsnamens treten in den Urkunden und Salbüchern der Landgrafschaft Hessen in den folgenden Zeiten immer wieder auf. Es gehörte über Jahrhunderte zur Herrschaft Plesse, kam 1571 in hessischen Besitz, 1816 zum Königreich Hannover und 1866 zu Preußen. 1349 wird zum ersten Mal ein plessisches Vorwerk in Holzerode genannt, im 16. Jahrhundert wird von einem herrschaftlichen Haupthof sowie zwei Meierhöfen gesprochen. Teilungen des Haupthofes und der Meierhöfe führten dazu, dass im Jahre 1664 das plessische Meiergut aus insgesamt 8 Hufen bestand.[2] 1848 hatte das Dorf insgesamt 572 Einwohner, welche sich auf 94 Wohnhäuser verteilten.[3] Im Jahre 1912 wurde in der Holzeröder Feldmark, auf dem Eckgrundstück zwischen Billingshäuser Weg und Spanbecker Weg, eine Versuchsbohrung installiert und man begann mit der Suche nach abbauwürdigem Kalisalz. Die Lagerstättenbeschaffenheit war sehr ähnlich zu jener im gleichzeitig erkundeten, und später abgeteuften Schacht Hindenburg-Wilhelmshall in Reyershausen. Man verzichtete allerdings in Holzerode auf die Abteufung eines Schachtes. Nicht zuletzt wegen der kaum möglichen Einrichtung einer Eisenbahnverbindung. Holzerode liegt rund 80 Meter höher als das Rodetal bei Reyershausen. Mglw. standen die Versuchsbohrungen im Zusammenhang mit dem sog. Kalifieber, welches um 1900 zu einem Run auf höffige Kalilagerstätten führte[4], welches aber wegen des zu großen Höhenunterschiedes in der Trassenführung aufgegeben wurde. Da das Projekt der Kaliförderung nun also in Holzerode abgebrochen wurde, konzentrierte man den Kaliabbau in Reyershausen, wo die Anlagen 1915 in Betrieb genommen und auch einige Arbeiter aus Holzerode eingestellt wurden. Die Ergebnisse der Probegrabungen wurden in langen Glasröhren in der örtlichen Schule aufbewahrt. Zugehörig zum Gemeindeverband war damals die Ziegelei Hölle, die Lindenbrückemühle, das Landgut Neuwaake (im Hessendreisch zwischen Waake und Roringen) und das Wirtshaus Strutkrug. Im Rahmen der Gebietsreform erfolgte am 1. Januar 1973 der Zusammenschluss mit Ebergötzen.[5]

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl Holzerodes[6]:

  • 1848: 572 Einwohner
  • 1871: 519 Einwohner
  • 1925: 510 Einwohner
  • 1939: 526 Einwohner
  • 1950: 904 Einwohner
  • 1955: 759 Einwohner
  • 1961: 718 Einwohner[5]
  • 1970: 644 Einwohner[5]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

In der Liste der Baudenkmale in Ebergötzen sind für Holzerode 14 Baudenkmale aufgeführt.

Ev.-ref. Kirche Holzerode

Ev. reformierte Kirche in Holzerode

Die ev.-ref. Kirche in Holzerode wurde 1738 in Form eines dreiachsigen Rechtecksaales erbaut. Über dem ausladenden Traufgesims trägt der Saal ein hohes Dach, welches an seinen Schmalseiten als Krüppelwalm ausgebildet ist. An der Westseite erhebt sich ein kleiner verschieferter, oktogonaler Dachreiter mit rechteckigen Schallöffnungen und einer bekrönten Spitze, welcher als Glockenturm der Kirche dient. Werksteinumrahmungen umfassen die rundbogig geschlossenen Fenster und das rechteckige Eingangsportal, das sich mittig an der südlichen Längsseite befindet. Über dem Portal befindet sich ein kleines, ebenfalls mit Werkstein gerahmtes Rundfenster. Bis auf die Eckquaderungen und Werksteineinrahmungen ist die Kirche verputzt.[7] Im Innern befindet sich eine 1840 erbaute und 2023 restaurierte Orgel aus der Werkstatt des August von Werder.[8]

Schüttenhoff

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts ist dieses besondere Heimatfest in nachweisbar, wobei seine Wurzeln sowohl auf das mittelalterliche Schützenwesen als auch auf die beginnende Volksbewaffnung im 17. Jahrhundert zurückzuführen sind. In jener Zeit sahen sich die Landesherren dazu veranlasst, die Bauern und Bürger mit Schusswaffen auszurüsten, um die Bevölkerung in den Dörfern und ländlichen Ansiedlungen vor den vor allem seit Ende des Dreißigjährigen Krieges herumziehenden räuberischen Banden zu schützen. Zwecks Ausbildung solcher „Landaufgebote“ wurden dann regelmäßig Schießübungen und als Höhepunkte auch Schützenfeste in den Dörfern abgehalten. Die damit den „Schützen“ auf dem Lande übertragende Schutz- und Wehrfunktion hatte zu diesem Zeitpunkt das schon im Mittelalter traditionelle Schützenwesen vor allem der Städte längst verloren.

Die dortigen Schützenfeste mit dem Königsschießen auf den Vogel und die Scheibe, mit volkstümlichen Wettkämpfen sowie Tanz und Musik dienten jetzt nur noch der Unterhaltung und Geselligkeit. Fast alle Schützengesellschaften entwickelten sich nun zu Traditionsvereinen und die Schützenplätze wurden allgemeine Festplätze.

In einigen Orten Südniedersachsens und im Gebiet der mittleren und oberen Weser nahmen die Schützenfeste jedoch spezielle Formen an, die den Funktionswandel vom 17. bis ins 19. Jahrhundert noch deutlich markierten. Als „Schüttenhöfe“ waren sie zwar auch allgemeine Schützen- und Volksfeste mit Königsschießen und Volksbelustigung; der Ablauf, das Zeremoniell und zusätzliche Programmteile verwiesen aber noch stark auf die ursprüngliche Funktion und Aufgabe der Schulung zur Wehrhaftigkeit.

Im Mittelpunkt stand dabei ein symbolisches „Kriegsspiel“ der militärisch geführten und ausgerüsteten Bürger gegen die von außen eindringenden Banden. Hierbei wurde die gesamte Ortsbevölkerung mit einbezogen. Holzerode ist neben Bodenfelde und Nörten-Hardenberg einer der Orte in unserer Region, in dem dieses Fest, hier „Schüttenhoff“ genannt, seit Beginn des 19. Jahrhunderts gefeiert wurde. Den ältesten Hinweis hierauf gibt ein Kleinod an der Schützenkette der Realgemeinde aus dem Jahre 1837. Der erste Schüttenhoff in fand aber sicherlich schon einige Jahre vorher statt.

Fast 100 Jahre lang verblieb das damals alle fünf bis sechs Jahre gefeierte Fest in unveränderter Form – bis zum Jahre 1913, in dem kurz vor dem ersten Weltkrieg der letzte Schüttenhoff „alter Art“ gefeiert wurde. Über dieses Fest im Sommer 1913 liegen noch Zeitzeugenberichte vor. Danach stand im Mittelpunkt des Festes das Kriegsspiel, das „Barrikadenstürmen“, das am Montag des fünftägigen, von Samstag bis Mittwoch durchgeführten Festes stattfand.

Der genaue Zeitpunkt des Festes wurde ca. vier Wochen vorher vom Bürgermeister – 1913 der legendäre, 34 Jahre amtierende Georg Hartmann – in einer Versammlung aller Bürger auf dem Thieplatz festgelegt (beachte die kurze Vorbereitungszeit gegenüber unseren heutigen Planungen!). Gleichzeitig erfolgte per Wahl die Vergabe der Festämter, wie z.B. der militärischen Dienstgrade. Hierzu zählten damals an der Spitze der „kommandierende Oberst“, die sonstigen Offiziere und Unteroffiziere, das Feldgericht, der Feldarzt, der Apotheker und der sonstige Stab.

Für jeden Holzeröder war es eine hohe Ehre, einen der herausgehobenen Dienstgrade bekleiden zu dürfen. Der Ablauf des Festes hatte sich in den langen Jahren seit der Begründung fest herausgebildet: Samstags wurde beim Volksschießen der Schützenkönig auf dem Schießstand im „Rischen“ (heute das Gebiet zwischen Eichstraße und Eichanger) ermittelt, sonntags folgte der Festumzug für alle Aktiven, montags war Tag des „Barrikadenstürmens“, bei dem das Dorf von einer eingedrungenen „räuberischen Bande“ wieder befreit wurde, dienstags herrschte das „Regiment der Frauen“ und mittwochs war zum Abschluss „Ziegenauktion“ der Junggesellen auf dem Thieplatz. Am Donnerstag wurde gemeinschaftlich das Dorf wieder aufgeräumt. An allen Tagen galt übrigens für die Beteiligten im Dorf „Schüttenhoff-Kriegsrecht“ sowie Uniformzwang.

Die politische Entwicklung der nachfolgenden schweren Zeiten in Deutschland und insbesondere auch im Ersten Weltkrieg, die Lasten der ersten Nachkriegszeit in den 20er-Jahren mit einer weitgehenden politischen und sozialen Spaltung der Ortsbevölkerung in zwei Lager, die NS-Zeit, der Zweite Weltkrieg und dann die zweite Nachkriegszeit mit ihrer totalen Veränderung der Ortsbevölkerung – all dies ließ kein großes, freudvolles Gemeinschaftsfest mehr im Ort zu. Erst 1952 begann man wieder mit Kirmesfeiern im Herbst jeden Jahres.

1969 kam es dann aber zur Neubegründung des Schüttenhoffes „neuer Art“, insbesondere durch den Altbürger Hermann Heinemann, der das letzte Fest vorher 1913 noch als Kleinkind miterlebt hatte. Zusammen mit dem damaligen Vorsitzenden der Realgemeinde , Willi Finke, dem Vorstand des 1958 gegründeten Schützenvereins unter Führung des 1. Vorsitzenden Otto Heise und einigen jungen Mitstreitern wie z.B. dem Autor dieses Beitrages stellte Hermann Heinemann ein nur noch dreitägiges Programm für die Zeit vom 19. bis 21. Juni 1969 zusammen, das in die „neue Zeit“ passte und großen Anklang in der Bevölkerung fand.

Von nun an feierte man diesen „Schüttenhoff“ wieder alle sieben Jahre in , 1976, 1983, 1990 und 1998, wobei letztlich eine achtjährige Differenz gewählt wurde, um mit dem „Sechsten Schüttenhoff neuer Art“ genau in das Jubiläumsjahr 2005 zu kommen. Längst hat der „Schüttenhoff“ seinen ursprünglich etwas militaristischen Charakter verloren und ist ein großes „Spiel ohne Grenzen“ geworden – auch wenn im Bemühen um alte, volkstümliche Traditionen das bunte Bild der Uniformen und Zeremonien des 19. Jahrhunderts geblieben ist. Dies gilt aber auch für den Karneval am Rhein und der „Schüttenhoff“ ist nun einmal so etwas wie Holzeröder Karneval – nur eben alle sieben Jahre.

Autor: Wolfgang Buss. Aus: Festschrift 950 Jahre , 2005

Nachtrag

6. Historischer Schüttenhoff: 2005 7. Historischer Schüttenhoff: 2012 8. Historischer Schüttenhoff: 2019 9. Historischer Schüttenhoff: 11.-14. Juni 2026

Literatur

  • Günther Meinhard: Chronik der Gemeinden Ebergötzen und Holzerode. Ebergötzen 1991.
  • Peter Aufgebauer (u. a.): Festschrift zur Feier des Ortsjubiläums vom 24. Juni bis 3. Juli 2005 / Holzerode: 950 Jahre Holzerode. Holzerode 2005.
  • Peter Aufgebauer: Holzerode als „Plessedorf“. In: Südniedersachsen: Zeitschrift für regionale Forschung und Heimatpflege. Band 34, Nr. 3. Mecke, Duderstadt 2006, S. 85–87.
  • Otto Fahlbusch: 1055-1955. 900 Jahre Holzerode. Saß, Göttingen 1955.
Commons: Holzerode – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Otto Fahlbusch: 1055-1955. 900 Jahre Holzerode. Saß, Göttingen 1955, S. 4.
  2. Otto Fahlbusch: Der Landkreis Göttingen in seiner geschichtlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung. Heinz Reise-Verlag, Göttingen 1960, S. 28.
  3. Friedrich Wilhelm Harseim, C. Schlüter: Statistisches Handbuch für das Königreich Hannover. Hrsg.: Friedrich Wilhelm Harseim, C. Schlüter. Schlütersche Hofbuchdruckerei, Hannover 1848, S. 75.
  4. Wolfgang Busse: Der Kalischacht. In: Förderverein 950-Jahrfeier Holzerode e. V. (Hrsg.): 950 Jahre Holzerode. Festschrift zur Feier des Ortsjubiläums. Förderverein, Holzerode 2005, S. 72.
  5. a b c Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 208.
  6. Uta Klaer: Der Flecken Bovenden im Stadtumland von Göttingen. Vororturbanisierung bei Zentralitätsschwund eines alten Exklavemittelpunktes. In: Plesse-Archiv. Band 1, 1965, S. 142.
  7. Jens-Uwe Brinkmann: Die Kirchenbauten in der Herrschaft Plesse. In: Plesse Archiv. Band 22, 1986, S. 52.
  8. Ulrich Meinhard: Klänge wie vor 200 Jahren. Orgeleinweihung in Holzerode. In: Göttinger Tageblatt, 21. März 2023, S. 17.