Hojsova Stráž
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| Basisdaten | |||||
| Staat: | |||||
| Bezirk: | Klatovy | ||||
| Gemeinde: | Železná Ruda | ||||
| Geographische Lage: | 49° 13′ N, 13° 12′ O | ||||
| Höhe: | 900 m n.m. | ||||

Hojsova Stráž (deutsch Eisenstraß) ist eine frühere eigenständige Gemeinde und ein jetziger Ortsteil der Stadt Železná Ruda (Markt Eisenstein) im Okres Klatovy (deutsch Bezirk Klattau) der Region Pilsen in Tschechien. Wirtschaftliche Bedeutung erlangte sie als Bergbau- und Glashüttensiedlung sowie als Erholungsgebiet im Böhmerwald.[1]
Geschichte
Die erste schriftliche Erwähnung von Eisenstraß stammt aus dem Jahr 1614. Die Gründung des Ortes steht im Zusammenhang mit dem Abbau von Eisenerz, der dem Dorf auch seinen Namen gab. Beim tschechischen Namen Hojsova Stráž verweist „Stráž“ auf die historische Funktion des Ortes als Grenzwachtposten, wo „künische Bauern“ oder „Freisassen“ angesiedelt wurden, die verpflichtet waren, die Landesgrenze zu sichern.[2][3][4][5] „Hojsova“ leitet sich ab vom Huishofbauern, der im frühen 17. Jahrhundert Ortsrichter war. Im Jahr 1615 wurde durch ein Edikt die deutsche Sprache in ganz Böhmen verboten, weswegen tschechische Gerichtsnamen erfunden werden mussten.[6]
Im 16. und 17. Jahrhundert entwickelte sich Eisenstraß zu einem Zentrum der Eisenverarbeitung. In der Umgebung wurden Eisenhämmer betrieben und Glashütten gegründet. Die Wasserkraft der Úhlava trieb zahlreiche Hammerwerke, Mühlen und später auch eine Papierfabrik an. Im 18. Jahrhundert kamen weitere Glashütten, Glasschleifereien und Sägewerke hinzu, die das Holz aus den umliegenden Wäldern nutzten.[7][8]
Im Jahr 1850 wurde Eisenstraß eine eigenständige Gemeinde. Zu dieser Zeit lebten dort überwiegend deutschsprachige Bewohner. Vor dem Zweiten Weltkrieg zählte der Ort rund 1450 Einwohner. Nach 1945 kam es infolge der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung zu einem starken Bevölkerungsrückgang. Viele Siedlungen und Höfe in der Umgebung verschwanden, lediglich Obstbäume und Grundmauern zeugen heute noch von ihrer Existenz.[9][10][11][12]
Sehenswürdigkeiten

Das markanteste und bedeutendste Bauwerk des Ortes ist die katholische Kirche „Zur Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria“. Sie entstand zwischen 1824 und 1826 durch den Umbau einer älteren Holzkapelle aus den Jahren 1760–1761. Der barocke Altar von Jakub Brandt aus Dešenice stammt aus dem Jahr 1762.[13][14][15]
Im Jahr 2014 beschloss das katholische Bistum Pilsen, sich von einer Reihe von Immobilien zu trennen. Danach befand sich die Kirche im Privatbesitz des Eisenstraßer Bürgers Viktor König, der die Kirche dem Bürgerverein Společnost Hojsova Stráž vermacht hat. Der Verein versucht, die Kirche als historisches Denkmal zu erhalten. Zugleich dient die Kirche als kulturelles Zentrum des Ortes, in dem neben Bürgerversammlungen auch Ausstellungen, Lesungen und Konzerte stattfinden. Die kulturellen Aktivitäten von Hojsova Stráž haben nach und nach an Beliebtheit gewonnen. So gelang es, Konzerte mit tschechischen Stars von nationalem Rang zu veranstalten, etwa mit der Sängerin Lucie Bílá oder der Band Čechomor.[16]

In der Kirche ist seit 2001 eine beeindruckende Kunstinstallation mit Gipsfiguren zu sehen. Diese wurden von Viktor König geschaffen und repräsentieren unter anderem Maria und Josef mit dem Jesuskind, einen großen Engel sowie den Tod. Dazu kommen mehrere kleine Engel, die Kinder aus Železná Ruda unter der Anleitung von Viktor König verwirklicht haben. Die Installation erinnert in einiger Hinsicht an jene in der St.-Georgs-Kirche, der berühmten „Geisterkirche“ von Luková, die seit 2012 von dem damaligen Design-Studenten Jakub Hadrava geschaffen wurde und die sich seit einigen Jahren zu einem Touristenmagneten entwickelt hat.[17]
Der Friedhof des Ortes befand sich bis ins frühe 19. Jahrhundert innerhalb der Umfassungsmauer um die damals hölzerne Kirche. Als diese durch einen Blitzschlag eingeäschert wurde, verlegte man ihn vor dem Bau der neuen Steinkirche in den Jahren 1825/6 an die jetzige Stelle jenseits der Straße. Jahre später wurde er nach oben hin erweitert. Nach der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg verwahrloste der Friedhof vollständig. Im Jahr 1992 wurde daher von Heimatvertriebenen der „Verein zur Renovierung des Friedhofs und der Kirche der Heimatgemeinde Eisenstraß“ gegründet, dessen Mitglieder dem Friedhof wieder ein würdiges Aussehen verschafften. Mittlerweile dient der Friedhof auch wieder als regulärer Gemeindefriedhof, in dem tschechische Bewohnerinnen und Bewohner begraben werden.[18][19]

An der Hauptstraße von Hojsova Stráž steht eine ästhetisch imposante astronomisch-astrologische Himmelsuhr (Orloj Sumava), die von dem Amateuruhrmacher Zdeněk Landa gebaut wurde und die Mechanik, Wissenschaft und Kunst miteinander verbindet. Die Arbeiten daran dauerten mehr als drei Jahre. Landa begann 2014 mit dem Bau seines Uhrwerks, das am 17. November 2017 in Betrieb genommen wurde.[20][21] Die Uhr beeindruckt durch ihre präzise Darstellung himmlischer Zyklen. Sie zeigt nicht nur die genaue Ortszeit, sondern auch astronomische Phänomene wie die Position von Sonne und Mond sowie die Sternzeichen am Himmel. So lassen sich Tages- und Jahreszeiten, Mondphasen sowie astrologische Tierkreiszeichen ablesen. Dieses komplexe mechanische Werk spiegelt ein Verständnis des Universums wider, als Astronomie und Astrologie noch eng verknüpft waren. Die Himmelsuhr ist zudem ein Zeugnis handwerklicher Meisterschaft, da sie Zahnräder, Zeiger und Zifferblätter kunstvoll kombiniert. Gekrönt wird die Uhr von der Inschrift „Carpet diem“ ("Nutze den Tag") sowie von zwei Figuren, einem Mönch und dem Tod, die sich jeweils um 12 Uhr mittags bewegen und sich einander zuwenden.[22][23][24]
In unmittelbarer Nachbarschaft der Himmelsuhr befindet sich ein Denkmal in Form eines traditionellen bayerisch-böhmischenTotenbrettes in Gedenken an die Menschen, die von 1948 bis 1989 beim Versuch, die tschechoslowakisch-deutsche Staatsgrenze zu überqueren, getötet wurden.[24]
Nahe des Ortes liegt der Černé jezero (deutsch: Schwarzer See), mit 18 Hektar der größte Gletschersee im Böhmerwald und der größte natürliche See Tschechiens. Das lange auch Bistritzer oder Eisenstraßer See genannte Gewässer wird von der 320 m hohen Felswand Jezerni stena (Seewand) eingerahmt und gilt als der schönste See des Böhmerwalds.[25][26]
Tourismus
Seit dem späten 19. Jahrhundert entwickelte sich Eisenstraß zu einem beliebten Ziel für Sommerfrischler und später für Wintersportler. Heute ist der Ort ein Zentrum für Tourismus im Böhmerwald, insbesondere für Wanderer, Radfahrer und Skifahrer. Die landschaftliche Schönheit und die Nähe zu den Naturschutzgebieten des Böhmerwalds machen Hojsova Stráž (Eisenstraß) zu einem attraktiven Erholungsort.[27][28]
Bevölkerung
Die Einwohnerzahl ist nach dem Zweiten Weltkrieg stark zurückgegangen. Bei der Volkszählung im Jahr 1930 hatte die Gemeinde in 124 bewohnten Häusern 928 Einwohner, darunter 56 Tschechen. 928 Bewohner waren römisch-katholisch.[29] Während vor 1945 noch über 1400 Menschen in der Gemeinde lebten, waren es im Jahr 1992 nur noch rund 100.[12][30] 2023 hatte Hojsova Stráž 122 Einwohner.[16]
Berühmte Persönlichkeiten
In Frischwinkel (tschechisch: Brčálník), einer Gruppe von Höfen bei Eisenstraß, lebte der legendäre volkstümliche Seher Sepp Wudy, genannt Knecht vom Frischwinkel, der zwischen 1910 und 1914 erstaunliche Prophezeiungen geäußert haben soll.[31]
Der bekannte deutsche Maler, Zeichner und Grafiker Richard Birnstengel (1881–1968) aus Dresden hielt sich bei seinen Studienreisen in den Bayerischen Wald und in den Böhmerwald auch in Eisenstraß auf und veröffentlichte im Eigenverlag neben Postkarten mit eigenen Werken auch solche mit Landschaftsaufnahmen, u. a. mit Motiven aus der Gegend um Eisenstraß.[32]
Literatur
- 1926 – Michael Ernst: Chronik der künischen Freibauerngemeinde Eisenstraß im Böhmerwald (Ergänzte Neuauflage als Abschrift des Sütterlinhandschift-Originals durch Hartmut Zelzer; Hg.): Eisenstraß im Böhmerwald. 2005. Zeuthen (Eigenverlag)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Spitzberg und Umgebung - Hojsova Stráž (Eisenstrass). In: http://www.sumavanet.cz. Sumavanet, abgerufen am 31. Mai 2025.
- ↑ Karin Kiradi: Geschichten und Geschichtliches rund um den Zentralfriedhof - Historische Gräber: Jakob Zelzer (1802 - 1874) die „erste schöne Leich“ am Zentralfriedhof. In: karinkiradi.at. 1. Januar 2022, abgerufen am 30. Mai 2025.
- ↑ Die Orte Eisenstrass (Hojsova Stráž) / Janowitz (Janovice nad Úhlavou). In: https://forum.ahnenforschung.net. Media Empire GmbH - Abteilung: Ahnenforschung.Net, abgerufen am 31. Mai 2025.
- ↑ Hojsova Stráž. In: tschechische-gebirge.de. Abgerufen am 1. Juni 2025.
- ↑ Hojsova stráž. In: sumavanet.cz. Abgerufen am 28. Juli 2025 (tschechisch).
- ↑ Michael Ernst: Chronik der künischen Freibauerngemeinde Eisenstraß im Böhmerwald. Hrsg.: Hartmut Zelzer. Neuauflage Auflage. Eigenverlag, Zeuthen 2009, S. 43, 51.
- ↑ Der Name Zelzer. In: fundgeschichten.jimdofree.com. Jenny, Lukas und Klaus Dünser, abgerufen am 11. Juni 2025.
- ↑ Železná Ruda – Geschichte. In: gabreta.info. Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald - Böhmerwald, abgerufen am 11. Juni 2015.
- ↑ Hamry - Geschichte der Gemeinde. In: sumavanet.cz. Abgerufen am 31. Mai 2025.
- ↑ Adolf Heidler: Gemeinde Eisenstrass. In: Volkskundlicher Arbeitskreis für den mittleren Böhmerwald „Künische Freibauern e.V.“ (Hrsg.): Im Lande der künischen Freibauern. Morsak-Verlag, Grafenau 1979, ISBN 3-87553-101-9, S. 844–851.
- ↑ Michael Ernst: Chronik der künischen Freibauerngemeinde Eisenstraß im Böhmerwald. In: Hartmut Zelzer (Hrsg.): Eisenstraß im Böhmerwald. Abschrift (2005) und überarbeitete Auflage. Selbstverlag, Zeuthen 2. Oktober 1926, S. 38 - 133.
- ↑ a b Lotte Guggeis: Eisenstraß im Böhmerwald - Anhang 3: Die Zeit von 1936 bis 1946. In: Hartmut Zelzer (Hrsg.): Eisenstraß im Böhmerwald. Selbstverlag, Zeuthen 1. Mai 2005, S. 259 - 265.
- ↑ Hojsova Stráž (Eisenstrass). In: https://www.zelezna-ruda.cz. Gemeindeamt Železná Ruda, abgerufen am 31. Mai 2025.
- ↑ Christliche Denkmäler in Železná Ruda, Hojsova Stráž und Umgebung. In: https://www.sumavanet.cz. Abgerufen am 31. Mai 2025.
- ↑ Böhmerwald - Eisenstein-Region. In: Reiseführer durch Böhmen-Mähren-Schlesien. Soukup & David, Prag 2001, ISBN 80-86050-87-4, S. 30.
- ↑ a b Freddy Valverde/Kateřina Dobrovolná: “Compré una iglesia y ahora organizo la vida cultural de mi pueblo”. In: https://espanol.radio.cz. Radio Prague International, 15. März 2023, abgerufen am 6. August 2025 (spanisch).
- ↑ Geisterhafte Gestalten sitzen auf den Bänken - Die wohl gruseligste Kirche Europas. In: https://www.travelbook.de. Travel Book, 7. März 2023, abgerufen am 7. August 2025.
- ↑ Lotte Guggeis: Familiengeschichte und Geschichten - Charlotte Guggeis, geb. Wierer. Eigenverlag, Bad Kötzting 2018, S. 405–410.
- ↑ Lotte Guggeis: Eisenstraß mit Bildern. Eigenverlag, Bad Kötzting 2018, S. 55–57.
- ↑ Jana Heenen: Wenn du denkst, es geht nicht mehr… kommt von irgendwo ein Bus daher. In: https://landesecho.cz. LandesEcho - Das Magazin der Deutschen in der Tschechischen Republik, 5. November 2019, abgerufen am 18. September 2025.
- ↑ Orloj Hojsova Stráž – první orloj na Šumavě. In: https://www.kudyznudy.cz. CzechTourism, Kudy z nudy, abgerufen am 18. September 2025 (tschechisch).
- ↑ Zdeněk Landa: Über das Projekt - Willkommen auf der Website der ersten Astronomischen Uhr im Böhmerwald. In: http://www.orloj-sumava-hojsovastraz.cz. Zdeněk Landa, abgerufen am 18. September 2025.
- ↑ Orloj Šumava. In: https://www.jednoustopouceskem.cz. Jednou stopou Českem, 21. Mai 2023, abgerufen am 18. September 2025 (tschechisch).
- ↑ a b Orloj Šumava. In: Facebook. http://www.orloj-sumava-hojsovastraz.cz, abgerufen am 18. September 2025 (tschechisch).
- ↑ Schwarzer See. In: https://www.bayerischer-wald.de. Tourismusverband Ostbayern e.V., abgerufen am 27. August 2025.
- ↑ Sepp Skalitzky: Vom Böhmerwald ins Schwabenland. Martin Verlag / Walter Berger, Buxheim/Allgäu 1980, ISBN 3-7865-0077-0, S. 9–10.
- ↑ Hojsova Straz (Eisenstrass). In: http://webmuzeum.sumava.cz. Abgerufen am 1. Juni 2025.
- ↑ Ben Wanderschuh: Tschechien - Von Hojsova Stráž Brčálník zum Panciř Panzer mit Panoramaausblick. In: https://www.youtube.com. 6. August 2023, abgerufen am 27. August 2025.
- ↑ Adolf Heidler: Chronik der Gemeinde Eisenstraß. Eigenverlag, Großkarolinenfeld, S. 44 (ca. 1960).
- ↑ Stadt Železná Ruda (Hrsg.): Šumava Železnorudsko. SV Foto, Plzen/Pilsen 2016, ISBN 978-80-260-9601-6, S. 4.
- ↑ Hans Watzlik: Böhmerwald-Sagen - Der seltsame Sepp. In: Böhmerwalder Dorfbücher. Heft 5. Moldavia, Budweis 1921.
- ↑ Richard Birnstengel. In: https://www.kunstausstellung-kuehl.de. Kunstausstellung Kühl, abgerufen am 10. Juli 2025.

