Hochkommissar für Palästina und Transjordanien

Hochkommissar für Palästina
englisch High Commissioner for Palestine
arabisch المفوض السامي لفلسطين, DMG
al-Mufawwaḍ as-Sāmī li-Filasṭīn
hebräisch נְּצִיב עֶלְיוֹן לְפָלֶשְׂתִּינָה (אָ״י)
Nətzīv ʿEljōn ləFalestīnah (AI)
Siegel des Hochkommissars
Standarte des Hochkommissars
Amtierend
als letzter Hochkommissar 1945–1946/1948 für Transjordanien / Palästina: Alan Cunningham
Government of Palestine
Anrede His Excellency The Right Honourable
Amtssitz 1931–1948: Government House
1920–1931: Auguste-Victoria-Hospiz, beide Jerusalem
Ernennung durch Britische Krone auf Vorschlag des Secretary of State for the Colonies
Schaffung des Amtes 1. Juli 1920
Auflösung des Amtes 14. Mai 1948
Erster Amtsinhaber Herbert Samuel
Letzter Amtsinhaber Alan Cunningham

Der Hochkommissar für Palästina und ab 1928 der Hochkommissar für Transjordanien war der britische Beamte höchsten Ranges im Mandatsgebiet Palästina, er gehörte regelmäßig zum Stab des Colonial Office. Die Briten überließen in Erfüllung ihres Versprechens (Hussein-McMahon-Korrespondenz, 1915–1916) für die Arabische Revolte gegen die osmanische Herrschaft 1923 das Mandatsgebiet östlich des Jordans als Transjordanien an einen seinerzeit aufständischen haschimitischen Prinzen. Das Hochkommissariat für Palästina wurde aber zunächst nicht geteilt. Doch 1928 schließlich wurde für Transjordanien ein eigener Titel geschaffen, Hochkommissar für Transjordanien, der aber stets in Personalunion mit dem bestehenden Amt des Hochkommissars für Palästina vergeben wurde.

Die verbliebenen Mächte der Triple Entente (Frankreich, Großbritannien, Italien) teilten 1920 auf der Konferenz von Sanremo Gebiete des besiegten Osmanischen Reichs unter sich auf, was der Völkerbund 1922 durch Schaffung der Mandatsgebiete und Erteilung der Mandate (Völkerbundmandat für Syrien und Libanon, Britisches Mandat Mesopotamien und Völkerbundsmandat für Palästina) legitimierte und völkerrechtlich regularisierte.

Amtsbezeichnungen in den Landessprachen

Die Landessprachen des Mandatsgebiets waren Arabisch, Englisch und Hebräisch, die Amtsbezeichnungen lauteten auf arabisch المفوض السامي لفلسطين, DMG al-Mufawwaḍ as-Sāmī li-Filasṭīn, auf englisch High Commissioner for Palestine und auf hebräisch הַנְּצִיב הָעֶלְיוֹן לְפָלֶשְׂתִּינָה (אָ״י) Nətzīv ʿEljōn ləFalestīnah (AI). Die Bezeichnung Hochkommissar für Transjordanien lautet auf arabisch المفوض السامي لشرق الأردن, DMG al-Mufawwaḍ as-Sāmī li-Šarq al-Urdun ‚der Hohe Kommissar für den Osten des Jordans‘, auf englisch High Commissioner for Transjordan und auf hebräisch הַנְּצִיב הָעֶלְיוֹן לְעֵבֶר הַיַּרְדֵּן Nətzīv ʿEljōn ləʿEver haJarden, deutsch ‚Hoher Kommissar für Jenseits des Jordans‘.

Amt

Der erste Hochkommissar wurde schon berufen, bevor der Völkerbund überhaupt die britische Verwaltung legitimierte. Dies geschah, als die Briten die Militärregierung des 1917/1918 eroberten Besatzungsgebiets Occupied Enemy Territory Administration South (OETA South) 1920 auflösten zu Gunsten einer britischen Zivilverwaltung. Der Hochkommissar nahm seinen Sitz im 1917 beschlagnahmten Auguste-Victoria-Hospiz, dessen Eigentümerin, der Ölbergstiftung, das Government of Palestine ab 1925 Miete zahlte. Nach schweren Schäden durchs Erdbeben von Jericho 1927 beschloss der Hochkommissar ein eigenes Domizil zu erbauen, das Government House, das 1931 bezogen werden konnte.

War der Hochkommissar verhindert, durch Reisen oder Krankheit, oder das Amt vakant, bevollmächtigte das Colonial Office üblicherweise den palästinensischen Regierungschef, den Chief Secretary of the Government of Palestine mit den Aufgaben des Hochkommissariats.[1] Die Aufgaben waren dahin gehend getrennt, dass der Hochkommissar im cisjordanischen Mandatsgebiet das Government of Palestine führte, zu dem als Pendant in Transjordanien eine eigene Verwaltung bestand. Die britischen Residenten in Amman unterstanden dem Hochkommissar in seiner Eigenschaft als höchstem britischen Vertreter im Auftrag des Völkerbundsmandats, nicht aber als Chef des Government of Palestine.[2] Das Hochkommissariat für Transjordanien erlosch mit dessen Unabhängigkeit am 22. März 1946, das Hochkommissariat für Palästina um Mitternacht am 14. Mai 1948.

Liste der Hochkommissare

Liste der Hochkommissare für Palästina und Hochkommissare für Transjordanien

Portrait Name Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
Herbert Louis Samuel
als Hochkommissar für Palästina
1. Juli 1920 30. Juni 1925
Chief Secretary Gilbert Clayton
kommissarisch
als Hochkommissar für Palästina
2. Juli 1925 25. August 1925
Herbert Plumer
als Hochkommissar für Palästina
25. August 1925 31. Juli 1928
Chief Secretary Harry Charles Luke
kommissarisch
als Hochkommissar für Palästina
31. Juli 1928 6. Dezember 1928
John Chancellor
als Hochkommissar für Palästina
wie als Hochkommissar für Transjordanien
6. Dezember 1928 3. September 1931[3]
Chief Secretary Mark Aitchison Young
kommissarisch
als Hochkommissar für Palästina
wie als Hochkommissar für Transjordanien
3. September 1931[3] 20. November 1931
Arthur Grenfell Wauchope
als Hochkommissar für Palästina
wie als Hochkommissar für Transjordanien
20. November 1931 1. März 1938

Battershill rechts
William Denis Battershill
kommissarisch
als Hochkommissar für Palästina
wie als Hochkommissar für Transjordanien
21. Juni 1937 3. März 1938
Harold MacMichael
als Hochkommissar für Palästina
wie als Hochkommissar für Transjordanien
3. März 1938 30. August 1944
Chief Secretary John Shaw
kommissarisch
als Hochkommissar für Palästina
wie als Hochkommissar für Transjordanien
30. August 1944 31. Oktober 1944
John Vereker, 6. Viscount Gort
als Hochkommissar für Palästina
wie als Hochkommissar für Transjordanien
31. Oktober 1944 5. November 1945
Chief Secretary John Shaw
kommissarisch
als Hochkommissar für Palästina
wie als Hochkommissar für Transjordanien
5. November 1945 21. November 1945
Alan Cunningham
als Hochkommissar für Palästina
wie bis 22. März 1946 als Hochkommissar für Transjordanien
21. November 1945 22. März 1946 (Transjordanien)
14. Mai 1948 (Palästina)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. The Palestine Order in Council. 1922, Clause 7.
  2. Mary Christina Wilson, King Abdullah, Britain and the Making of Jordan, Cambridge (Engl.): Cambridge University Press, 1990, ISBN 0-521-39987-4, S. 73 (books.google.com).
  3. a b Official Gazette of the Government of Palestine, 3. September 1931