Girolamo Mercuriale



Girolamo Mercuriale (latinisiert Hieronymus Mercurialis; * 30. September 1530 in Forlì; 13. November 1606 ebenda) war ein italienischer Arzt.
Leben
Girolamo Mercuriale studierte Medizin und Philosophie in Bologna und Padua, dann folgte er Kardinal Alexander Farnese nach Rom, wo er an die Universität ging, um dort zu lehren. Von 1569 bis 1587 lehrte er als Professor in Padua. 1573 wurde er zur Behandlung des Kaisers Maximilian II. nach Wien berufen. Als außerordentliche Belohnung wurde er dafür in den Adelsstand erhoben. 1587 wechselte er als Professor an die Universität von Bologna. Schließlich holte ihn Ferdinand I., Großherzog der Toskana, für ein Rekordsalär als Leibarzt und Professor an die Universität Pisa. 1605 zog er sich in seinen Heimatort Forlì zurück.
Mit seiner De arte gymnastica schuf er ein vielfach nachgedrucktes Werk, das ihm bereits zu Lebzeiten große internationale Anerkennung verschaffte. Er bezog sich hierbei zwar überwiegend auf die antiken Vorbilder und nicht auf die Leibesübungen seiner Zeit[1], durch die medizinisch-therapeutische Anwendung seiner Prinzipien am Kaiserlichen Hof bekam das Werk jedoch Aufmerksamkeit bis in die Gegenwart.[2]
In seiner heilkundlichen Abhandlung über die Körperpflege (De decoratione liber, 1587), die auf medizinischen Vorlesungen an der Universität Padua beruhte, legte Mercuriale eine erste genaue Beschreibung der Funktionsweise der Haut und ein Konzept zur Erklärung von Körperfarben vor. Sein Schüler Giulio Mancini, der die Schrift für ihn kompiliert hatte, übertrug Mercuriales Überlegungen Anfang des 17. Jahrhunderts auf die Malerei. Damit erlangten sie auch Einfluss auf zeitgenössische kunsttheoretische Auffassungen.[3]
Mercuriale beschäftigte sich daneben sowohl praktisch als auch literarisch mit Säuglingspflege und Kinderheilkunde, mit Otologie und Ophthalmologie, Dermatologie und mit den Infektionskrankheiten. Im Jahr 1576 bekämpfte Mercuriale die Pest in Venedig.[4]
Werke
- Artis gymnasticae apud antiquos celeberrimae, nostris temporis ignoratae, libri sex. Venedig, 1569
- De morbis cutaneis, et omnibus corporis humani excrementis tractatus locupletissimi..., Venedig, 1572
- De pestilentia, Venedig, 1577
- De morbis puerorum tractatus locupletissimi..., Venedig, 1583
- De venenis, et morbis venenosis tractatus locupletissimi..., Venedig, 1584
- De morbis muliebribus libri, Venedig, 1587
- De decoratione liber, Francofurdi, 1587
- De venenis, et morbis venenosis tractatus locupletissimi, Venedig, 1588
- De morbis puerorum tractatus locupletissimi, Venedig, 1588
- Variarum lectionum, in medicinae scriptoribus & aliis, libri sex, 1598
Ausgaben und Übersetzungen
- Libri VI de re gymnastica veterum. Venedig 1569.
- Concetta Pennuto, Vivian Nutton (Hrsg.): Girolamo Mercuriale: De arte gymnastica. Olschki, Florenz 2008, ISBN 978-88-222-5804-5 (kritische Edition mit englischer Übersetzung).
Literatur
- Richard J. Durling: Girolamo Mercuriale's De modo studendi. Osiris, 1990. PMID 11612688
- Fritz Roderich Wendt: Die Idee der Leibeserziehung in der italienischen Renaissance. Ein kritischer Beitrag zum Verständnis des Werkes „De Arte Gymnastica“ von Hieronymus Mercurialis (1530–1606). Triltsch, Würzburg-Aumühle 1940 (Leipzig, Phil. Diss., 1940)
- Markwart Michler: Aus der Geschichte der Bewegungstherapie. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 24, 2005, S. 195–221; hier: S. 207 f.
- Romana Sammern: Von der Fleischfarbe zur Hautfarbe. Firenzuola, Dolce, Mercuriale und Mancini zum Weißsein in den Künsten des 16. Jahrhunderts. In: WerkstattGeschichte. Nr. 89, 2024, S. 17–35 (pdf).
- Daniel Schäfer: Mercuriale, Gerolamo. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 972.
Einzelnachweise
- ↑ vgl. McInstosh, Peter. Hieronymus Mercurialis' De Arte Gymnastica'. Klassifizierung und Dogma der Leibeserziehung im 16. Jahrhundert. In: Arnd Krüger, John McClelland (Hrsg.): Die Anfänge des Modernen Sports in der Renaissance, London: Arena Publ. 1984.
- ↑ Arnd Krüger: Geschichte der Bewegungstherapie, in: Präventivmedizin. Heidelberg: Springer Loseblatt Sammlung 1999, 07.06, 1 – 22.
- ↑ Romana Sammern: Von der Fleischfarbe zur Hautfarbe. Firenzuola, Dolce, Mercuriale und Mancini zum Weißsein in den Künsten des 16. Jahrhunderts. In: WerkstattGeschichte. Nr. 89, 2024, S. 17–35, hier bes. S. 29–32 (werkstattgeschichte.de).
- ↑ René Raggenbass: Girolamo Mercuriale, In: Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann (Hrsg.): Ärztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart, 1. Aufl. 1995 C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung München S. 249, 2. Aufl. 2001 S. 216+217, 3. Aufl. 2006 Springer Verlag Heidelberg, Berlin, New York S. 225. Ärztelexikon 2006, doi:10.1007/978-3-540-29585-3.