Hertha Wolf-Beranek

Hertha Wolf-Beranek (* 24. Juli 1912 in Mariaschein bei Teplitz, Böhmen; † 2. Juni 1977 in Gießen) war eine deutsche Volkskundlerin und Sprachwissenschaftlerin. Sie wurde vor allem bekannt als Leiterin des Sudetendeutschen Wörterbuchs und als Expertin für sudetendeutsche und karpatendeutsche Volkskunde.[1]

Leben

Hertha Wolf wurde am 24. Juli 1912 in Mariaschein bei Teplitz in Böhmen geboren.[2] Nach der Schule begann sie ein Studium der Germanistik, Slawistik und Volkskunde an der Prager Karlsuniversität, das sie 1936 mit Auszeichnung abschloss.[2] Anschließend studierte sie zusätzlich Chemie und Physik.

Während ihres Studiums war sie bereits als Mitarbeiterin im Archiv für Volkserziehung tätig und verfasste mehrere volkskundliche Arbeiten.[2] Ab 1936 war sie Assistentin bei Gustav Jungbauer, bei dem sie 1942 kurz vor seinem Tod promovierte.

Während des Zweiten Weltkriegs war Wolf-Beranek Leiterin der volkskundlichen Abteilung in Käsmark in der Slowakei und Assistentin bei Edmund Schneeweis am Slawischen Institut in Prag.[2]

Nach den Forschungen von Tomáš Kubisa war Hertha Wolf-Beranek Mitglied des Ahnenerbe und weiterer SS-Organisationen.[3]

Nach der Vertreibung kam Hertha Wolf mit ihrem Mann Franz J. Beranek nach Hessen.[2] Dort arbeiteten beide am Aufbau der Sudetendeutschen Landsmannschaft und der Sudetendeutschen Jugend mit.

Hertha Wolf-Beranek starb im Juni 1977 in Gießen.[1]

Wirken

Sudetendeutsches Wörterbuch

Gemeinsam mit ihrem Mann Franz J. Beranek arbeitete sie am Aufbau des Sudetendeutschen Wörterbuchs.[4] Das Wörterbuch wurde am 1. Mai 1957 offiziell ins Leben gerufen, nachdem Franz Beranek zunächst in seiner Privatwohnung mit der neuen Materialsammlung begonnen hatte und 1959 Räume an der Justus-Liebig-Universität Gießen erhielt.[4]

Nach dem Tod ihres Mannes 1967 übernahm Hertha Wolf-Beranek die ehrenamtliche Leitung des Sudetendeutschen Wörterbuchs vom Collegium Carolinum und führte das Projekt bis zu ihrem eigenen Tod im Juni 1977 weiter.[1] Unter ihrer Leitung wurden die Sammel- und Auswertungsarbeiten energisch vorangetrieben.[1]

Wissenschaftliche Tätigkeit

Hertha Wolf-Beranek war als profunde Kennerin der sudeten- und karpatendeutschen Volkskunde anerkannt.[1] Sie schrieb wissenschaftliche Artikel und volkskundliche Arbeiten für Fachzeitschriften und das Jahrbuch des Collegium Carolinum.[2]

An den jährlichen Kulturtagungen des Südmährischen Landschaftsrates hielt sie jeweils Vorträge über Brauchtum, Sitte und Mundartforschung.[2] In zahlreichen Vorträgen machte sie Fachkollegen und auch ein breites interessiertes Laienpublikum mit der sudeten- und slowakeideutschen Volks- und Mundartenkunde bekannt.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Ernst Schwarz: Zum Tode von Dr. Hertha Wolf-Beranek (1912–1977). 31. Juli 1977, abgerufen am 22. Januar 2025.
  2. a b c d e f g SM Kulturverband: Hertha Wolf-Beranek. Abgerufen am 22. Januar 2025.
  3. Tomáš Kubisa: Franz Beranek and his activities in Slovakia. In: Muzeológia a kultúrne dedičstvo. Band 8, Nr. 2, 2020, S. 77–89, doi:10.46284/mkd.2020.8.2.5.
  4. a b Collegium Carolinum: Sudetendeutsches Wörterbuch. Abgerufen am 22. Januar 2025.

Literatur

  • Ernst Schwarz: Zum Tode von Dr. Hertha Wolf-Beranek (1912–1977). In: Bohemia. Band 18, Nr. 1, 1977, S. 459–460.