Herren von Schwangau

Die Herren von Schwangau waren eine Ministerialenfamilie, die im 13. Jahrhundert die reichsfreie Herrschaft Hohenschwangau begründete und im 16. Jahrhundert ausstarb.
Geschichte

Ein früher Leitname der Familie war Hiltebold. Die Existenz eines Hiltebold, der 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld gefallen sein soll, ist aber wohl eine Legende. Erstmals urkundlich erwähnt ist ein Hiltibold von Swanegow 1146/1147 als Ministeriale in den Diensten von Welf VI. Bis 1191 dienten die Schwangauer den Welfen, danach bis 1263 den Staufern. Sie hatten die wichtige strategische Aufgabe, den Zugang zum Fernpass zu sichern, und besaßen auf der Straße dorthin das Geleitrecht.[1][2]
In der Zeit von Rudolf von Habsburg stiegen die Herren von Schwangau Ende des 13. Jahrhunderts in die Reichsunmittelbarkeit auf. Ein Teil der Herrschaft Hohenschwangau bestand aus Eigenbesitz der Familie: ehemalige Lehen der Welfen und Staufer und durch Rodungen erworbener Grundbesitz. Dazu kamen Güter und Rechte, die ihnen als Reichslehen überlassen wurden. In der Folgezeit waren die Schwangauer auch in Diensten bzw. Lehensträger des Hochstifts Augsburg, der Grafen von Tirol-Görz und der Grafen von Tirol.[1][2]
Die Schwangauer bauten in Hohenschwangau mehrere Burgen, was sie zunehmend in Geldnot brachte. Im 15. Jahrhundert brachen zwischen den drei Linien der Familie Konflikte und Erbstreitigkeiten aus, die sie mit mehreren Vergleichen und Verträgen beizulegen versuchten. 1434 führten sie ein Seniorat ein, um den Familienbesitz vor dem Ausverkauf zu bewahren. All dies konnte nicht verhindern, dass Jörg der Ältere 1440 Burg Frauenstein und Burg Schwanstein an Herzog Albrecht III. von Bayern-München verkaufte und Caspar 1481 die Tiroler Güter und Rechte an Herzog Siegmund von Tirol. 1535 verkauften die letzten Schwangauer, die kinderlosen Brüder Heinrich und Georg, die Herrschaft an den Augsburger Kaufmann und Patrizier Hans Baumgartner.[1][2]
Burgen

Vermutlich war der erste Sitz der Herren von Schwangau ein Festes Haus in Schwangau, das später zur Kirche St. Georg umgebaut wurde.[3] Danach baute die Familie ihre Burgen in Hohenschwangau. Die ersten waren ein gemauerter Turm über der Pöllatschlucht, der Scheiblingsturm oder Synwellenturm, und die Burg Frauenstein auf dem Berzenkopf, die beide abgegangen sind. Danach errichteten sie die Burgen Vorder- und Hinterschwangau (auch Vorder- und Hinterhohenschwangau genannt), deren Überreste beim Bau von Schloss Neuschwanstein abgetragen wurden. Zuletzt kam die Burg Schwanstein hinzu, die heute noch als Schloss Hohenschwangau existiert.[1][4]
Bekannte Vertreter

- Hiltbolt von Schwangau (* um 1195; † um 1254), Minnesänger
- Margareta von Schwangau (* um 1392; † um 1460), Ehefrau von Oswald von Wolkenstein
Literatur
- Joseph von Hormayr: Die goldene Chronik von Hohenschwangau, der Burg der Welfen, der Hohenstauffen und der Scheyren. München 1842 (digitale-sammlungen.de).
- Wilhelm Jacob: Die Herren von Schwangau. In: Alt Füssen. Historische Beilage zum „Füssener Blatt“. 1932, ISSN 0939-2467.
- Hans-Uwe Rump: Historischer Atlas von Bayern. Teil Schwaben. Heft 9: Füssen. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1977, Die Reichsherrschaft Hohenschwangau, S. 337–378 (digitale-sammlungen.de).
- Karl Heiserer: Zur Besitzgeschichte der Herren von Schwangau und ihrer Nachfolger in der Herrschaft Hohenschwangau. In: Alt Füssen. Jahrbuch des Historischen Vereins „Alt Füssen“. 1984, ISSN 0939-2467, S. 71–92.
- Wilhelm Liebhart: Die Reichsherrschaft Hohenschwangau. In: Wilhelm Liebhart (Hrsg.): Schwangau: Dorf der Königsschlösser. Thorbecke, Sigmaringen 1996, ISBN 3-7995-3435-0, S. 117–146.
Weblinks
- Schwangau, Herren von im Historischen Lexikon Bayerns
- Hohenschwangau, Herrschaft im Historischen Lexikon Bayerns
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Wilhelm Liebhart: Schwangau, Herren von. In: Historisches Lexikon Bayerns. 13. September 2016, abgerufen am 28. Mai 2025.
- ↑ a b c Hans-Uwe Rump: Historischer Atlas von Bayern. Teil Schwaben. Heft 9: Füssen. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1977, Die Reichsherrschaft Hohenschwangau, S. 337–378 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Georg Paula: Filialkirche St. Georg zu Schwangau. In: Wilhelm Liebhart (Hrsg.): Schwangau: Dorf der Königsschlösser. Thorbecke, Sigmaringen 1996, ISBN 3-7995-3435-0, S. 481–489.
- ↑ Wilhelm Liebhart: Hohenschwangau, Herrschaft. In: Historisches Lexikon Bayerns. 26. September 2016, abgerufen am 30. Mai 2025.