Hermann Witt (Offizier)
Hermann Robert Witt (* 28. Juni 1892 in Altona; † 10. Dezember 1988 in Lütjenburg) war ein deutscher Kapitän zur See der Kriegsmarine, Reeder und Heimatforscher.
Leben
Hermann Witt trat am 1. April 1912 in die Kaiserliche Marine ein. Am 3. April 1912 kam er an die Marineschule Kiel und belegte ab 14. April 1912 die erste infanteristische Ausbildung. Bis 1. April 1913 war er zur praktischen Bordausbildung auf der Vineta. Anschließend belegte er für ein Jahr einem Offizier-Kursus an der Marineschule. Später diente er bis August 1914 als Offiziersstellvertreter auf der Ariadne. Für zwei Monate war er als Wachoffizier auf dem Torpedoboot T 66 in der neu aufgestellten Hafenflottille Jade-Weser. Bis Kriegsende war er in gleicher Funktion auf S 34. Im Oktober/November 1917 war er als Kommandant eines Transportschiffs im Rahmen des Unternehmens Albion bei der Besetzung der baltischen Inseln Saaremaa (Ösel) eingesetzt. Am 25. Dezember 1917 wurde er Oberleutnant zur See.
Nach dem Krieg wurde er am 24. November 1919 aus der Marine verabschiedet.
Anschließend gründete er 1919 in Hamburg die Reederei Beulwitz, Dönitz, Witt & Co. Mitinhaber waren mit Friedrich Dönitz (1889–1943), der ältere Bruder des späteren Großadmirals Karl Dönitz,[1] und Eugen von Beulwitz zwei andere ehemalige Offiziere der Kaiserlichen Marine. Erstes Schiff der Reederei war die Walküre, dessen Kapitän von Beulwitz wurde.[2] 1920 wurde die Reederei in Dönitz, Witt & Co. umbenannt.[3] 1920 wurde an der Krupp Germaniawerft fünf mittelgroße Motorsegler gebaut, wobei vier für einen Stückpreis von 2,7 Mio. RM von der Reederei übernommen wurden.[1][4] Die Buckau, eines der fünf Schiffe, erhielt später zwei Flettner-Rotoren und absolvierte Anfang 1925 eine sechstägige Jungfernfahrt von Danzig über Kiel und den Nord-Ostsee-Kanal. Letztendlich war diese Entwicklung und auch die Reederei nicht erfolgreich. 1923 waren mit der Andre, Annen, Buckau, Datteln, Eilen, Gaarden, Hamm und Pirat acht Schiffe auf die Reederei registriert.[5] 1925 waren es noch die Annen, Buckau, Kiew, Sonderburg und Tondern.[6] Im darauffolgenden Jahr war nur noch die Kiew auf die Reederei registriert.
Von Januar 1937 bis März 1943 war er Admiralstabsoffizier in der Marinestation der Ostsee. Anschließend war er bis September 1943 Chef des Stabes beim Admiral Ostland. Im November 1943 wurde er Hafenkommandant von Cherbourg. Zwischenzeitlich war er Hafenkommandant Dünkirchen gewesen. Am 27. Juni 1944 wurde er mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet. Nachdem Ende Juni 1944 die Stadt Cherbourg mit dem Marinehafen von den Amerikanern befreit worden war, wurde anschließend St. Malo als nächste Hafenstadt angegriffen. Witt kam im Juli 1944 in Kriegsgefangenschaft, aus welcher er im März 1946 entlassen wurde.
Am 24. September 1944 erhielt er für seine „kämpferische Leistung“ und „seiner klugen und umsichtigen Führung“ das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.[7] Er war nach Werner Endell der zweite von nur drei Hafenkommandanten der Kriegsmarine, welche das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen bekamen. In der Nacht zum 25. Juni 1944 wurde er verschüttet und dabei verletzt.
Später begann Witt mit der Heimatforschung und beschäftigte sich mit der Geschichte von Lütjenburg, der Stadt, in welcher er später starb.
Im tendenziösen, kriegsverherrlichenden Heftroman Der Landser (Erich-Pabel-Verlag in Rastatt) schrieb Fritz-Otto Busch in der Serie zu Ritterkreuzträgern 1961 in Heft 25 und 1971 in Heft 13 über Hermann Witt und die Verteidigung von Cherbourg.
1986 erschien im Aurora-Verlag (Isenbüttel) unter dem Namen Ein Leben für die Seefahrt–Erinnerungen des Kapitäns zur See Hermann Witt seine Biographie.
Werke (Auswahl)
- Dorfkrüge um Lütjenburg. Sönksen, Plön, 1962.
- Alte Geschichten aus Lütjenburg. Sönksen, Plön, 1968.
- 700 Jahre Stadt Lütjenburg. Sönksen, Plön, 1975.
- 1000 Jahre Wagrien von Liutschaburg bis Lütjenburg. Sönksen, Plön, 1982.
Literatur
- Claus D. Wagner, Uwe Schnall: Die Segelmaschine – der Flettner-Rotor. Kabel, 1991, diverse Seiten.
- Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine, 1939–1945: Gliederung, Einsatz, Stellenbesetzung. Band 3. Podzun, 1956, S. 438.
- Franz Thomas: Die Ritterkreuzträger der Deutschen Wehrmacht 1939–1945. Biblio, 1996, ISBN 978-3-7648-1447-2, S. 352.
- Marine-Offizier-Verband (Hrsg.), Albert Stoelzel: Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine. 1914–18. Thormann & Goetsch, Berlin 1930, S. 389.
Einzelnachweise
- ↑ a b Heinz Burmester: Die deutsche Seglerflotte in und nach dem Krieg 1914–1918. In: Deutsches Schiffahrtsarchiv, 15, 1992, S. 115.
- ↑ Herbert Karting: Geschichte der Lühring-Werft in Hammelwarden und der dort gebauten Segelschiffe: Vom Holz zum Stahl (1860–1909). H.M. Hauschild, 1993, ISBN 978-3-926598-97-4, S. 120.
- ↑ Reinhart Schmelzkopf: Die deutsche Handelsschiffahrt 1919–1939: Liste sämtlicher über 500 BRT grossen Schiffe mit allen technischen und historischen Daten. Reinhart Schmelzkopf, 1974, ISBN 978-3-7979-1859-8, S. 406.
- ↑ Claus D. Wagner: Die Segelmaschine: der Flettner-Rotor: eine geniale Erfindung und ihre mögliche Renaissance. Kabel, 1991, ISBN 978-3-8225-0158-0, S. 38.
- ↑ Lloyd Register Foundation: Lloyd’s Register of Shipping 1923 Sailing Vessels. Lloyd's Register, 1. Januar 1923, S. 56.
- ↑ Lloyd Register Foundation: Lloyd Register of Shipping 1925 Sailing Vessels. Lloyd's Register, 1. Januar 1925, S. 55.
- ↑ Franz Thomas: Die Ritterkreuzträger der Deutschen Wehrmacht 1939–1945. Biblio, 1996, ISBN 978-3-7648-1447-2, S. 352.