Hermann Cuno

Hermann Cuno (* 16. Januar 1831 in Naugard, Pommern; † 24. Juli 1896 in Pfaffendorf bei Koblenz) war ein deutscher Architekt, preußischer Baubeamter, Denkmalpfleger und Bauhistoriker. Von 1878 bis 1879 war er Universitätsbaumeister der Philipps-Universität Marburg.

Leben und Beruf

Haus Cuno in Koblenz-Pfaffendorf

Cuno wurde als Sohn des Pfarrers Theodor Friedrich Cuno (* ca. 1788; † 12. August 1856) in Naugard geboren. Eine Verwandtschaft mit den Architekten Carl Cuno (1823–1909) und Hellmuth Cuno (1867–1951) aus der Halberstädter Linie der Familie Cuno ist bislang nicht nachgewiesen.[1]

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Stargard studierte Cuno von 1849 bis 1853 an der Berliner Bauakademie. Am 20. Oktober 1853 wurde er als Bauführer vereidigt. Zunächst arbeitete er bei der Eisenbahndirektion in (Wuppertal-)Elberfeld, ab 1856 bei der Rhein-Nahe-Bahn. 1858/59 war er Mitarbeiter des preußischen Hofarchitekten Ludwig Ferdinand Hesse und unter anderem am Bau der Neuen Orangerie im Park von Sanssouci in Potsdam beteiligt. Ende 1860 legte er die Baumeisterprüfung ab und wurde am 7. Januar 1861 zum Regierungsbaumeister ernannt.

Von 1861 bis 1864 arbeitete Cuno bei der Ostbahn in Bromberg, anschließend bis 1866 bei der Schlesischen Gebirgsbahn und bis 1870 bei der Berlin-Anhalter Bahn.

1870 trat Cuno in den preußischen Staatsdienst ein. Er war zunächst Kreisbaumeister in Ahrweiler (Wohnsitz Neuenahr) und ab 1873 in Remagen. Zum 1. September 1874 wechselte er nach Marburg als Kreisbaumeister und übernahm zusätzlich die Bauaufsicht für die Universitätsbauten. Von April 1878 bis Juni 1879 bekleidete er offiziell das Amt des Universitätsbaumeisters. In dieser Funktion führte er unter anderem die Fertigstellung des Auditoriengebäudes (1879) sowie die Planung des neuen Chemischen Instituts aus. Zugleich engagierte er sich bei Restaurierungsarbeiten an der Elisabethkirche, im Schloss (Kapelle und Fürstensaal) und am Elisabethbrunnen in Schröck.

Am 1. Juli 1879 wurde er als Regierungs- und Baurat an die Landdrostei Hildesheim versetzt, wo er bis 1890 tätig war.[2] Danach wechselte er nach Koblenz, wo er als Geheimer Regierungsrat und später als Geheimer Baurat wirkte und zunehmend denkmalpflegerische Aufgaben übernahm. 1895 wurde er bautechnischer Sachverständiger der Provinzialkommission für Denkmalpflege. Er starb am 24. Juli 1896 in Pfaffendorf bei Koblenz.

Wirken

Cuno gilt als bedeutender Architekt und Denkmalpfleger des späten 19. Jahrhunderts. In Marburg prägte er als Kreisbaumeister und Universitätsarchitekt zentrale Bauprojekte der Universität. Überregional wurde er durch Entwürfe und Bauleitungen für Kirchen- und Bahnhofsgebäude bekannt, ebenso wie durch seine Beiträge zur Fachwerkforschung und zum Erhalt historischer Bauwerke. Gemeinsam mit Carl Schäfer veröffentlichte er zwischen 1883 und 1889 das Werk „Die Holzarchitektur Deutschlands vom 14.–18. Jahrhundert“, das bis heute als Standardwerk zur Fachwerkbaukunst gilt.

Bauten (Auswahl)

Literatur

  • Anton Bettelheim: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Band 3, 1900.
  • Hans Moderow, Paul Niekammer: Die evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Teil I: Der Regierungsbezirk Stettin. Stettin 1903, S. 306.
  • Uwe Kieling: Berlin. Bauten und Baumeister. Berlin 2003, S. 313 f.
  • Jutta Schuchard: „Marburger Universitätsbaumeister und Universitätsarchitekten …“. In: Katharina Schaal (Hrsg.): Von mittelalterlichen Klöstern zu modernen Institutsgebäuden. Münster 2019, S. 179–181.
Commons: Hermann Cuno – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Johannes Cuno: Nachricht von dem Geschlecht und Ergehen der Cunoen (1672–1957). Erg. und hrsg. von Reiner Stephany, Münster 2012, ISBN 978-3-86991-554-8.
  2. Jutta Schuchard: „Marburger Universitätsbaumeister und Universitätsarchitekten …“. In: Katharina Schaal (Hrsg.): Von mittelalterlichen Klöstern zu modernen Institutsgebäuden. Münster 2019, S. 179–181.