Herbert Stewart

Herbert Stewart, zeitgenössische Gravur

Sir Herbert Stewart (* 30. Juni 1843; † 16. Februar 1885) war ein britischer Offizier. Er kämpfte in verschiedenen britischen Kolonialkriegen, zum Beispiel im Anglo-Ägyptischen Krieg und im Mahdi-Aufstand.

Leben

Stewart war der ältere Sohn des Unterhausabgeordneten und anglikanischen Geistlichen Rev. Edward Stewart (1808–1875) aus dessen Ehe mit Louisa Anne Herbert († 1892). Er entstammte einer Nebenlinie des Clan Stewart und war ein Urenkel des 7. Earl of Galloway.

Er wurde am Brighton College und später am Winchester College ausgebildet. Er trat 1863 als Ensign des 37th Regiment of Foot in die British Army ein.[1] 1865 wurde er zum Lieutenant[2] und 1868 zum Captain befördert. Während sein Regiment in Britisch-Indien stationiert war, fungierte er zeitweise als Aide-de-camp von Major-General William Beatson, einem Befehlshaber der Bengal Army, Teil der British Indian Army. Nach seiner Rückkehr aus Indien, 1873, wechselte er zu den 3rd Dragoon Guards.[3] Er besuchte das Staff College. 1878 wurde er nach Südafrika kommandiert und kämpfte im Zulukrieg, wurde 1880 zunächst zum Brevet-Major,[4] dann zum Brevet-Lieutenant-Colonel befördert[5] und kämpfte im Ersten Burenkrieg. Dort diente er zeitweise als Stabschef von Garnet Wolseley. Stewart gehörte danach zum so genannten Ashanti-Ring, einer Gruppe von Offizieren unter Wolseley, die durch gegenseitige Unterstützung einen bedeutenden Einfluss auf die viktorianische British Army gewonnen hatten.

1882 diente er im Anglo-Ägyptischen Krieg als Stabsoffizier Drury-Lowes, des Kommandeurs der Kavalleriedivision. Er kämpfte in der Schlacht von Tel-el-Kebir. Nach der Schlacht nahm er teil am Angriff Drury-Lowes auf Kairo und nahm die Kapitulation der Zitadelle entgegen. In Anerkennung seiner Leistungen wurde er 1882 zum Brevet-Colonel befördert und zu einem Aide-de-camp Königin Victorias ernannt[6] sowie als Companion des Order of the Bath (CB) ausgezeichnet.

Im Februar 1884 wurde Stewart unter General Gerald Graham nach Suakin geschickt, um die wichtige Küste des Roten Meeres vor dem Angriff Osman Dignas im Mahdiaufstand zu sichern. Osman Digna hatte das Heer von Baker Pascha am 4. Februar 1884 bei El-Teb geschlagen und die Forts von Tokar und Sinkat eingeschlossen. Stewart nahm an der siegreichen Zweiten Schlacht von El-Teb am 29. Februar und an der Schlacht von Tamanieh teil. In beiden Schlachten führte er eine der beiden Brigaden Grahams. Dafür wurde er 1884 als Knight Commander des Order of the Bath (KCB) geadelt.

1884 nahm Stewart an der Operation im Sudan zur Rettung von Gordon Pascha und zum Entsatz von Khartum von den Mahdisten, der so genannten Gordon Relief Expedition unter Wolseley, teil. Die Hauptstreitmacht (River Column), unter Generalmajor William Earle (nach seinem Tod Henry Brackenbury), rückte von Kurti aus mit Dampfern auf dem Nil vor. Gleichzeitig marschierte eine andere kleinere, mobilere Streitmacht unter Herbert Stewart direkt durch die Wüste. Für diese Wüstenstreitmacht formierte Wolseley die möglicherweise erste Spezialeinheit der britischen Militärgeschichte, das so genannte Camel Corps. Das Camel Corps bestand aus vier Regimentern. Die Männer dafür wurden in 14 Eliteregimentern der Garde, der Schweren und Leichten Kavallerie geworben. Aus jedem Regiment kamen zwei Offiziere, fünf Unteroffiziere und 38 Mann. Die Männer mussten maximal 22 Jahre alt, körperlich fit, gesund und zudem Scharfschützen sein.[7]

Am 30. Dezember 1884 begann Stewart seinen Marsch von Kurti 185 Meilen in Richtung Metemmeh. Auf seinem Vormarsch stieß das Camel Corps am 17. Januar 1885 bei Abu Klea auf eine Armee der Mahdisten. Stewart konnte mit seinen 1.500 Mann die weit überlegenen 10.000 Mahdisten in der Schlacht von Abu Klea schlagen. Er rückte weiter auf Metemmeh vor und wurde am 19. Januar bei Gubat angegriffen. Stewart wurde dabei tödlich verwundet und gab das Kommando an Sir Charles Wilson ab. Dieser erreichte Khartum zwei Tage, nachdem die Stadt gefallen war. Stewart lebte noch lang genug, um seine Beförderung zum Major-General zu erhalten,[8] und starb auf dem Rückweg von Khartum nach Kurti.

Ehe und Nachkommen

Am 19. Dezember 1877 hatte er Georgina Janet, Lady Tombs (1845–1910), Witwe des Major-General Sir Henry Tombs (1824–1874) und Tochter des Admiral Sir James Stirling (1791–1865), geheiratet. Mit ihr hatte er zwei Söhne, von denen einer jung starb und der andere, Geoffrey Stewart (1878–1914), als Captain der Coldstream Guards im Ersten Weltkrieg fiel.

Literatur

  • Michael Barthorp: Blood-red desert sand. The British Invasions of Egypt and the Sudan 1882-98. Cassell Military Trade Books, London 2002, ISBN 0-304-36223-9.
  • W. Dennistoun Sword, Henry S. L. Alford: Egyptian Soudan. Its Loss and Recovery. With Records of the Services of the Officers (1896 - 8). Macmillan, London u. a. 1898, (Nachdruck: Naval & Military Press Ltd, Uckfield 2001, ISBN 1-84342-100-3).
  • Daniel Jircik: Noch 1.000 Flaschen Champagner bis Khartum. BoD – Books on Demand, 2021, ISBN 978-3-7543-0198-2.

Einzelnachweise

  1. London Gazette. Nr. 22791, HMSO, London, 24. November 1863, S. 5752 (Digitalisat, englisch).
  2. London Gazette. Nr. 22992, HMSO, London, 18. Juli 1865, S. 3578 (Digitalisat, englisch).
  3. London Gazette. Nr. 24026, HMSO, London, 17. Oktober 1873, S. 4615 (Digitalisat, englisch).
  4. London Gazette. Nr. 24811, HMSO, London, 13. Februar 1880, S. 684 (Digitalisat, englisch).
  5. London Gazette. Nr. 24866, HMSO, London, 23. Juli 1880, S. 4090 (Digitalisat, englisch).
  6. London Gazette. Nr. 25169, HMSO, London, 17. November 1882, S. 5174 (Digitalisat, englisch).
  7. Daniel Jircik: Noch 1.000 Flaschen Champagner bis Khartum, S. 209
  8. London Gazette. Nr. 25437, HMSO, London, 30. Januar 1885, S. 429 (Digitalisat, englisch).
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