Henri Scheurleer
Henri Scheurleer (* 22. Dezember 1686 in 's Gravenhage, Niederlande; † 1. März 1769 ebenda)[1], mit vollständigem Namen Hendrik Bastiaans Scheurleer, war ein niederländischer Verleger. Hendrik (Henri) Scheurleer wird oft verwechselt mit seinem Neffen, dem Haager Buchhändlers Hendrik Scheurleer, welcher als Erster in den Niederlanden eine gewerbliche Leihbibliothek einrichtete.

Werdegang
Henri Scheurleer war der Sohn von Bastiaen Hendricsz Scheurleer aus Schoonhoven († 1720?) und Susanna Maria Husson von hier (Schwester von Pieter H., geb. ca. 1660, † 1745), getauft Ende Dezember 1686 (Remonstr. K.)[2].
1709 in der Gilde aufgenommen (Gildebuch; 1715 Buch OP).
1711 heiratet er Bernardina Maria Borghart von hier und wohnt 1710 auf dem Markt in Erasmus. Er kauft 1718 das Haus an der Ecke v. d. Cingel, früher „Het Swaentje“ (Hof 6060 21. Juli).
Sein Aushängeschild blieb „à l'enseigne d'Erasme“ (Im Zeichen von Erasmus), sein Vignette „Voor kunst en koop- manschap“ (Für Kunst und Söldner) oder „Pour l'art et le negoce“ (Für Kunst und Handel)[3]; oft nur ein Phönix in Holzschnitt.
Werke
Henri Scheurleer war der niederländische Verleger des Werks Description de la Chine et de la Tartarie chinoise von Jean-Baptiste Du Halde und brachte es 1736 zu einem Preis von 50 Gulden auf den Markt. Der Text nachgedruckt nach der Pariser Ausgabe von 1735, jedoch ohne die dort beigegebenen Karten d'Anvilles; sie erschienen 1737 separat in einem Atlasband "pour la commodité des lecteurs".
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Leydse Courant, Ausschnitt vom 24. Juni 1737
H. Scheurleer, Buchhändler in Den Haag, druckte das berühmte und völlig genaue solide Werk Description de la Chine de la Tartarie Chinoise, par le P. du Halde, in vier Bänden groß 4co mit Abbildungen und allen Karten in einem Atlas; Diese Karten im Allgemeinen und im Besonderen jeder Provinz sind durch die Autorität des Kaisers von China und für den König von Frankreich in China die Tataren und Tibet selbst, nach der Geometrie, in den Jahren 1708 bis 1718 von den Missionaren und den dortigen Einwohnern über alle diese Länder erhoben worden: dies ist mit der größten Genauigkeit erstellt worden. Das ist ein unendlicher Unterschied zu allem, was man bisher von diesen Ländern gesehen hat. Das ganze Werk kostet 55 Gulden: Und wenn es die Pariser Ausgabe in allen Punkten übertrifft, so kann es von jedermann in einer Buchhandlung besichtigt werden, wie es auch in advies préliminaire zu dieser holländischen Ausgabe heißt.
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Description de l’Empire de la Chine et de la Tartarie, 1736, Titelbild Band 1 -
Description de l’Empire de la Chine et de la Tartarie, 1736, Titelbild Band 2 -
Description de l’Empire de la Chine et de la Tartarie, 1736, Titelbild Band 3 -
Description de l’Empire de la Chine et de la Tartarie, 1736, Titelbild Band 4
1737 wurde ein fünfter Band unter dem Titel „Nouvel atlas de la Chine, de la Tartarie chinoise, et du Thibet“ von Henri Scheurleer und Jean-Baptiste Bourguignon d'Anville aufgelegt.
Seine eigenen literarischen Werke, hauptsächlich Übersetzungen aus dem Englischen ins Französische,[4] — 1741, dem Jahr, in dem seine Frau starb und sein Sohn Frederik Hendrik heiratete, veranstaltete er unter den Buchhändlern einen Verkauf von ungebundenen Büchern, die en bloc von der „Compagnie van vijven“ (siehe S. 145) für 70.000 Gulden gekauft wurden[5].
Er überließ nun Haus und Geschäft seinem Sohn und zog sich nach Rijswijk zurück.[6] Nachdem er erblindet war, verfasste er 1747 sein Testament. Sein altes Haus Het Zwaantje mit dem Laden im Vorderhaus wurde 1760 an Nic. v. Daalen, einst sein Ladengehilfe, übertragen[7]. Er starb am 1. März 1769 im Alter von 82 Jahren und wurde am 6. März beigesetzt. Seine Bücher wurden im April und Mai desselben Jahres von P. van Os und Fr. Staatman in einer öffentlichen Auktion verkauft.
In seinen letzten Lebensjahren nannte er sich H. Scheurleer sr., offenbar weniger in Abgrenzung zu seinem Sohn Fredrik Hendrik als zu seinem Neffen Hendrik Fz, der damals H. Scheurleer jr. unterschrieb.
Literatur
Quérard, La France littéraire VIII 515.
Einzelnachweise
- ↑ E.F. Kossmann: De Boekhandel te 's-Gravenhage tot het eind van de 18de EEUW Seite 374 ff
- ↑ https://www.genealogieonline.nl/west-europese-adel/I432570.php
- ↑ Bibl. Belg. 2 Serie dl. XIX
- ↑ siehe Quérard, La France littéraire VIII 515
- ↑ nots. Bylandt 1742 13. Jan.
- ↑ siehe Notiz von Schoonderhage 1744, 9. März
- ↑ siehe Anm. A. v. Wijck 29. Aug., 15. Nov., Transportreg. und oben S. 85 v.