Helmut Dirnaichner

Helmut Dirnaichner (2023)

Helmut Dirnaichner (* 1942 in Kolbermoor) ist ein deutscher Künstler. In seinem gattungsübergreifenden Werk finden sich Rauminstallationen, Skulpturen, Wandobjekte, Aquarelle und Künstlerbücher, deren zentrales Element Farben und Pigmente sind. Er lebt in München, Apulien und Mailand.[1]

Leben und Werk

Von 1970 bis 1976 studierte Dirnaichner an der Akademie der Bildenden Künste München bei Günter Fruhtrunk. Er entwickelte seine Kunst im Umfeld von Minimalismus, Konzeptkunst, gegenstandsloser und konkreter Kunst. Durch die Thematisierung der Materialität der Farbe selbst schlug er jedoch innerhalb dieser Kunstrichtungen einen eigenen Weg ein.

Grundlage seiner Arbeitsweise sind seit 1982 natürliche Materialien wie Erde, Steine und Mineralien, z. B. Azurit, Malachit und Lapislazuli. Im Jahr 1985 lernte Dirnaichner darüber hinaus bei einem Aufenthalt in Mexiko von den Otomí die Technik des Amate-Papiers kennen und wandelte sie künstlerisch ab, beispielsweise in seinem Zyklus Atla. Die durch Zerstoßen, Mörsern und Zerreiben gewonnenen Pigmente werden ohne Bindemittel in Zellulose hineingeschöpft. Es entstehen lanzett- oder blattförmige Elemente in kräftigen Farbtönen, die zu dynamischen, oft ortsbezogenen Installationen zusammengefügt werden. Beispielhaft dafür sind seine Sassi volanti oder die schwebende Rauminstallation Meteore.[2] Je nach Lichteinfall erzeugen die durch das Schöpfen entstandenen Oberflächenstrukturen unterschiedliche Tiefen- und Farbwirkungen, die dem Betrachter Ruhe vermitteln.

Dirnaichners Kunst interpretiert die Farbe nicht als Mittel zum Anstrich, sondern als eigentliches Thema, das „Struktur, Materialität, Geschichte und Erdvergangenheit“[3] besitzt. Indem seine Arbeiten der Farbe die Rolle eines Akteurs zuweisen und Pigmente und Bildträger zu autonomen „Farbformen“ verbinden, gehen sie über die herkömmliche Malerei hinaus und führen zugleich zu deren Ursprüngen zurück. Dabei tritt Dirnaichner nach eigener Aussage „in Dialog mit den Steinen“.[4][5][6] In den Worten Eugen Gomringers enthält Dirnaichners Kunst darüber hinaus einen Aspekt der „Erneuerbarkeit“, da sie aus „den Rohstoffen der Natur […] das Leichte in vielfältiger Form entstehen lässt“.[7] Aufgrund der materiellen und körperlichen Verortung in den natürlichen Grundlagen von Farben wird sein Werk vielfach als „elementare Malerei“[8][9] bezeichnet.

Auszeichnungen

Ausstellungen

Einzelausstellungen

Gruppenausstellungen

Sammlungen

Literatur

  • Christine Dirnaichner (Hrsg.): Helmut Dirnaichner. Wo Farbe zuhause ist : Werkzyklen 1992–2017. Verlag für moderne Kunst, Wien 2017, ISBN 978-3-903153-37-0.
  • Helmut Dirnaichner: Das Leichte und das Schwere. Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg 1993, ISBN 978-3-928342-26-1.
  • Hans Gercke: Helmut Dirnaichner. Sassi volanti. In: Detlef Bluemler und Lothar Romain (Hrsg.): Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst. Band 48. Der Kunsthandelverlag, 1999, ISSN 0934-1730.
  • Eugen Gomringer: Helmut Dirnaichner. Sonnett. In: world in sonnet. collected sonnets. edition signathur, Dozwil 2020, ISBN 978-3-906273-36-5, S. 126.
  • Gottfried Knapp: Helmut Dirnaichner. Das Licht aus der Erde. Hirmer Verlag, München 2025, ISBN 978-3-7774-4486-4.
  • Marlene Lauter (Hrsg.): Farbe im Stein – Schwingung im Metall : Helmut Dirnaichner, Martin Willing. Wienand, Köln 2019, ISBN 978-3-86832-525-6.
  • Annette Reich: Helmut Dirnaichner, ante mare et terras – Künstlerbücher 1979–2001, mit einem Werkverzeichnis der Künstlerbücher 1979–2001. Hrsg.: Institut für moderne Kunst Nürnberg. Nürnberg 2001, ISBN 978-3-933096-46-3.

Einzelnachweise

  1. Biografie und Ausstellungen. In: helmutdirnaichner.de. Abgerufen am 5. März 2025.
  2. Helmut Dirnaichner – Galerie Dietrich Berlin. In: galerie-dietrich.de. Abgerufen am 15. März 2025.
  3. Helmut Dirnaichner: Begegnung mit Günter Fruhtrunk und seinen Bildern. In: Christine Dirnaichner (Hrsg.): Helmut Dirnaichner. trasparente – Steine Lichtfelder Räume. Verlag für moderne Kunst, Nürnberg 1997, ISBN 978-3-928342-70-4, S. 64.
  4. Dirnaichner, Helmut – Galerie Renate Bender. In: galerie-bender.de. Abgerufen am 5. März 2025.
  5. Hans Gercke: Rede zur Eröffnung der Ausstellung Helmut Dirnaichner, Felder Farben Schichten, Galerie Grewenig, Heidelberg, 6. September 2013. In: Christine Dirnaichner (Hrsg.): Helmut Dirnaichner. Wo Farbe zuhause ist : Werkzyklen 1992–2017. Verlag für moderne Kunst, Wien 2017, ISBN 978-3-903153-37-0, S. 9.
  6. Annette Reich: Ein Fenster zum Meer – Gedanken zu Helmut Dirnaichners aktueller Arbeit im Rückblick auf seine künstlerischen Anfänge der 1970er-Jahre. In: Marlene Lauter (Hrsg.): Farbe im Stein – Schwingung im Metall. Helmut Dirnaichner und Martin Willing, Museum im Kulturspeicher Würzburg. Wienand Verlag, Köln 2019, ISBN 978-3-86832-525-6, S. 22.
  7. Eugen Gomringer: Einladung zur Ausstellung Helmut Dirnaichner, Die erneuerbare Kunst – vom Schweren ins Leichte. Kunsthaus Rehau, Rehau 2016.
  8. Heinz Schütz: Helmut Dirnaichners elementare Malerei. In: Annette Meyer zu Eissen (Hrsg.): Bremer Kunstpreis 1991. Katalog zur Ausstellung. Kunsthalle Bremen, Bremen 1991.
  9. Elmar Hertrich: Von van de Velde zu Dirnaichner. Über einige Berührungspunkte zwischen elementarem Bilddenken der Moderne und antiker Naturanschauung. In: Institut für moderne Kunst (Hrsg.): Helmut Dirnaichner, ante mare et terras – Künstlerbücher 1979–2001. Nürnberg 2001, ISBN 978-3-933096-46-3, S. 69.
  10. Andreas Kreul und Patricja de Bieberstein Ilgner (Hrsg.): Karin und Uwe Hollweg Stiftung, 50 Jahre sammeln. Verlag Hatje Cantz, Berlin 2022, ISBN 978-3-7757-5316-6.
  11. Svenja Kriebel: Dreidimensionale Werke im Besitz der Pfalzgalerie Kaiserslautern, Bestandskatalog Skulpturen, Plastiken und Objekte des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg.: Britta E. Buhlmann. Pfalzgalerie Kaiserslautern, Kaiserslautern 2000, ISBN 978-3-89422-112-6.
  12. Städtische Galerie Villa Zanders (Hrsg.): 100 × Papier, Städtische Galerie Villa Zanders, Bestandskatalog (Auswahl). Bergisch Gladbach 2004, ISBN 978-3-9805715-8-6.