Helge Limburg

Helge Limburg, 2018 Unterschrift von Helge Limburg

Helge Stefan Limburg (* 25. Oktober 1982 in Hannover)[1] ist ein deutscher Diplom-Jurist und Politiker (Bündnis 90/Die Grünen). Er war von 2008 bis 2021 Mitglied des Niedersächsischen Landtages und ist seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestags.[2]

Schule und Ausbildung

Helge Limburg wuchs als Sohn eines lutherischen Pastors[3] in Holzminden auf. Nach dem Abitur 2002 am Campe-Gymnasium Holzminden leistete er zunächst seinen Zivildienst in der ambulanten Altenpflege in Bevern-Stadtoldendorf.

Limburg studierte sodann Rechtswissenschaft und absolvierte in diesem Rahmen 2005/2006 ein Auslandssemester an der Yeditepe Üniversitesi in Istanbul. Im Mai 2008 schloss er sein Studium an der Universität Bremen mit dem ersten juristischen Staatsexamen ab. Die Schwerpunkte seiner Ausbildung lagen im Bereich Arbeits- und Sozialrecht. 2017 schloss Limburg ein Fernstudium an der Fernuniversität in Hagen mit dem Titel „Master of Laws (LL.M.)“ ab. Seine Masterarbeit befasste sich mit der geplanten Einrichtung einer Europäischen Staatsanwaltschaft.[4]

Politik

Schon frühzeitig engagierte sich Limburg politisch. Von 2001 bis 2005 saß er im Holzmindener Kreisvorstand von Bündnis 90/Die Grünen, von 2002 bis 2004 war er Mitglied im Landesvorstand der Grünen Jugend Niedersachsen. 2004 war Limburg Mitbegründer der Bremer Hochschulgruppe Campusgrün und arbeitete bis 2005 als ihr erster Sprecher. Von 2006 bis 2007 engagierte er sich als Sprecher im Landesvorstand der Grünen Jugend Niedersachsen.[5]

Von 2008 bis 2021 war Helge Limburg Mitglied des Niedersächsischen Landtages. Er war von 2013 bis 2021 der Parlamentarische Geschäftsführer seiner Fraktion, deren stellvertretende Vorsitzende und ihr Sprecher für Rechtspolitik, Verfassungsfragen, Verfassungsschutz und Queerpolitik.[6]

Bei der Bundestagswahl 2021 trat Helge Limburg als Direktkandidat im Wahlkreis Hameln-Pyrmont – Holzminden und auf Platz 8 der grünen Landesliste an. Er wurde über die Landesliste in den Bundestag gewählt und legte sein Landtagsmandat nieder; für ihn rückte Marie Kollenrott in den Landtag nach. In der 20. Wahlperiode fungierte er als rechtspolitischer Sprecher seiner Fraktion.[7] Zudem gehörte er dem Rechtsausschuss und dem Gremium gemäß Artikel 13 Absatz 6 des Grundgesetzes an. Außerdem war er stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, im Wahlausschuss, im Verteidigungsausschuss, im Unterausschuss Europarecht sowie im Afghanistan-Untersuchungsausschuss.[8]

Bei der Bundestagswahl 2025 kandidierte er neben Filiz Polat als Spitzenkandidat auf Platz 2 der grünen Landesliste.[9] Abermals zog er über diese in den 21. Deutschen Bundestag ein. Hier ist er seitdem erneut rechtspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Er ist Mitglied des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz. Daneben ist er stellvertretendes Mitglied im Wahlausschuss, im Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie im Ausschuss für Sport und Ehrenamt.[10]

Positionen

Im Jahre 2008 unterstützte Limburg die Forderung mehrerer Politiker und Juristen nach Abschaffung des § 173 Strafgesetzbuch, der einvernehmlichen Geschlechtsverkehr zwischen erwachsenen Verwandten für strafbar erklärte.[11][12] Später unterstützte auch der Deutsche Ethikrat diese Forderung.[13][14][15]

Limburg trat wiederholt für die Einleitung eines NPD-Verbotsverfahrens ein und kritisierte 2008 die lange Zeit ablehnende Haltung des damaligen CDU-Innenministers Uwe Schünemann dazu.[16][17]

Limburg bezeichnete 2008 die Informationspolitik der Landesregierung im Zuge der Misshandlung eines Häftlings in der Justizvollzugsanstalt Celle als Skandal.[18]

Er übte mehrfach Kritik an der restriktiven Ausländerpolitik Schünemanns.[19] So bezeichnete er ihn im Dezember 2009 im Rahmen einer Debatte zum Bleiberecht von Flüchtlingen als "unerträglichen Hetzer" und "unverschämten Rechtsausleger". In diesem Zusammenhang zog er Vergleiche zu Heinz-Christian Strache und Geert Wilders. Dies führte zu hitzigen Wortgefechten im Niedersächsischen Landtag und einer Unterbrechung der Haushaltssitzung. Limburg entschuldigte sich anschließend für seine Wortwahl, hielt aber an seiner inhaltliche Kritik fest.[20][21][22]

Limburg kritisierte 2012 die Beobachtung der Partei Die Linke durch den Niedersächsischen Verfassungsschutz[23] und die Überwachung linker Gruppen durch den niedersächsischen Verfassungsschutz unter dem damaligen CDU-Innenminister Schünemann.[24][25][26]

Limburg forderte im Bereich des Strafvollzugs verbesserte Resozialisierungsmöglichkeiten, insbesondere für jugendliche Straftäter, und kritisierte den Bau der 2013 fertiggestellten Justizvollzugsanstalt Bremervörde durch die damalige schwarz-gelbe Landesregierung in Niedersachsen aufgrund ihrer Teilprivatisierung.[27][28][29][30]

Limburg trieb die grundlegende Reform des Niedersächsischen Verfassungsschutzgesetzes durch die rot-grüne Koalition in Niedersachsen maßgeblich mit voran und war 2016 Berichterstatter des Fachausschusses zu dem entsprechenden Gesetzentwurf.[31]

Im November 2022 stimmte er als einer von neun Abgeordneten in der Grünen-Bundestagsfraktion gegen die Änderung des Atomgesetzes, das den Weiterbetrieb um vier Monate verlängerte.[32]

Er gehörte im Oktober 2024 zu den Mitunterzeichnern des Antrags zur Einleitung eines AfD-Verbotsverfahrens.[33]

Limburg forderte im Dezember 2024 eine Reform der Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch.[34]

Er setzte sich im Januar 2025 erfolgreich für eine verbesserte Entschädigung von Opfern des SED-Unrechts ein.[35]

Im August 2025 übte er scharfe Kritik an der Unterstellung des ehemaligen Bundesverkehrsministers Andreas Scheuer, die gegen ihn wegen uneidlicher Falschaussage vor dem Pkw-Maut-Untersuchungsausschuss erhobene Anklage der Staatsanwaltschaft Berlin sei "mehr politisch motiviert".[36]

Privates

Helge Limburg ist verheiratet und Vater von drei Töchtern.[6] Er ist bekennender Anhänger von Werder Bremen[37] und Mitglied des Fanclubs "Bundestag Grün-Weiß".

Commons: Helge Limburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gabriele Andretta (Hrsg.), Referat für Presse, Öffentlichkeitsarbeit, Protokoll: Landtag Niedersachsen. Handbuch des Niedersächsischen Landtages der 18. Wahlperiode. 2017 bis 2022, 1. Auflage, Hannover: Niedersächsischer Landtag, 2018, S. 96.
  2. Startseite. 26. August 2025, abgerufen am 27. August 2025.
  3. Charlotte Morgenthal: Von der Kanzel auf die Weser. Abgerufen am 27. August 2025.
  4. Deutscher Bundestag - Helge Limburg. Abgerufen am 27. August 2025.
  5. Details. Abgerufen am 27. August 2025.
  6. a b Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 8. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.helge-limburg.de.
  7. Details. Abgerufen am 27. August 2025.
  8. Deutscher Bundestag - Helge Limburg. Abgerufen am 27. August 2025.
  9. Helge Limburg führt Niedersachsens Grüne in den Bundestagswahlkampf. Abgerufen am 27. August 2025.
  10. Deutscher Bundestag - Helge Limburg. Abgerufen am 27. August 2025.
  11. FOCUS Online: Grünen-Politiker Ströbele will Inzest erlauben. Abgerufen am 7. August 2016.
  12. Spiegel Online, Hamburg Germany: Streit über Geschwisterliebe: Inzest-Streit entzweit deutsche Politik. In: Spiegel Online. Abgerufen am 7. August 2016.
  13. Strafrecht: Ethikrat will Geschwisterinzest entkriminalisieren. In: Die Zeit. 24. September 2014, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 7. August 2016]).
  14. Ärger für Grüne wegen Inzest-Forderung.
  15. Inzest-Streit entzweit deutsche Politik.
  16. taz, die tageszeitung: - taz.de. In: www.taz.de. Abgerufen am 7. August 2016.
  17. AFP, dapd: Rechtsextremismus: Niedersachsen spricht sich für NPD-Verbot aus. In: Die Zeit. 29. November 2012, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 7. August 2016]).
  18. Opposition wittert den Skandal. 3. April 2008, abgerufen am 27. August 2025.
  19. deutschlandfunk.de: Niedersachsens Innenminister im politischen Schwitzkasten. 8. Dezember 2011, abgerufen am 27. August 2025.
  20. Eklat in Niedersachsen: Parlamentssitzung wegen Twitter-Beitrag unterbrochen. In: Der Spiegel. 14. Dezember 2009, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 27. August 2025]).
  21. heise online: Niedersachsen: Twitter-Beitrag sorgt für Tumulte im Landtag. 14. Dezember 2009, abgerufen am 27. August 2025.
  22. Debatten-Eklat: Fraktionschefs müssen zum Rapport. 15. Dezember 2009, abgerufen am 27. August 2025.
  23. lichtoase: Grüne: Limburg zur "Beobachtung der Gesamtpartei DIE LINKE ..." 24. Februar 2012, abgerufen am 7. August 2016.
  24. Verfassungsschutzbericht: Hass bei allen Extremisten. 25. April 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. August 2016; abgerufen am 7. August 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hna.de
  25. Teresa Havlicek: Schlamperei im Verfassungsschutzbericht: Schreckensszenario Golfball. In: die tageszeitung. (taz.de [abgerufen am 7. August 2016]).
  26. GRÜNE im Landtag Niedersachsen: Limburg: Gravierende Missstände beim Verfassungsschutz in der Amtszeit von Schünemann: Bündnis 90/DIE GRÜNEN im niedersächsischen Landtag. In: www.fraktion.gruene-niedersachsen.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. September 2016; abgerufen am 7. August 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fraktion.gruene-niedersachsen.de
  27. Wolfsburger Allgemeine Zeitung, Aller Zeitung, Wolfsburg, Niedersachsen, Germany: Bremervörde – Richtfest für den Superknast – WAZ/AZ-online.de. In: www.waz-online.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. August 2016; abgerufen am 7. August 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.waz-online.de
  28. Der Grüne Helge Limburg über Strategien der Rechten Szene. In: www.weser-kurier.de. Abgerufen am 7. August 2016.
  29. taz, die tageszeitung: - taz.de. In: www.taz.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. August 2016; abgerufen am 7. August 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.taz.de
  30. Daniel Kummetz: Strafvollzug: Startschuss für Privat-Gefängnis. In: die tageszeitung. (taz.de [abgerufen am 7. August 2016]).
  31. Niedersächsischer Landtag, Stenografischer Bericht, 105. Plenarsitzung am 14. September 2016 (Lt-Drs. 17/6464)
  32. Deutscher Bundestag - Namentliche Abstimmungen. Abgerufen am 13. November 2022.
  33. Persönliche Erklärung zum AfD-Verbotsverfahren. 9. Oktober 2024, abgerufen am 27. August 2025.
  34. Aktueller Stand zu § 218 StGB. 10. Dezember 2024, abgerufen am 27. August 2025.
  35. SED-Unrecht. 1. Februar 2025, abgerufen am 27. August 2025.
  36. deutschlandfunk.de: Causa Scheuer - Grüne prangern politische Attacken auf Justiz an – scharfe Vorwürfe gegen CSU. 21. August 2025, abgerufen am 27. August 2025.
  37. Details. Abgerufen am 27. August 2025.