Hedwig von Mühlenfels

Hedwig von Mühlenfels veröffentlichte unter dem Pseudonym Helene von Mühlau zahlreiche Romane (Kürschers Deutscher Literaturkalender 39.1917, nach S. 1155)

Emilie Hedwig von Mühlenfels, geb. Rathgeber (* 7. August 1874 in Köln; † 31. März 1923[1] in Dresden[2]), war eine deutsche Schriftstellerin, vor allem von Romanen, die unter dem Pseudonym Helene von Mühlau einige Bekanntheit erzielte.

Leben

Geboren als Tochter eines Kölner Großkaufmanns heiratete Hedwig Rathgeber den Leutnant Ewald von Mühlenfels (1869–1898), mit dem sie nach Südamerika auswanderte. 1895 wurde der gemeinsame Sohn, der spätere Wirtschaftswissenschaftler Albert von Mühlenfels, geboren. Ihr Ehemann war Instruktionsoffizier beim Generalstab in Chile. Bereits drei Jahre nach der Geburt des Sohnes verstarb er, sodass Hedwig von Mühlenfels gezwungen war, sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Sie kehrte nach Deutschland zurück und widmete sich fortan dem Schreiben. Mit ihren autobiographischen Romanen, deren erster Die Beichte einer reinen Törin (erschienen 1905) war, erreichte sie einen gewissen Achtungserfolg und sicherte den Absatz ihrer thematisch breiter gefächerten Romane.

Hedwig von Mühlenfels starb 1923 als Offizierswitwe im Alter von 48 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in ihrer Dresdner Wohnung.[2] Ihre Urne wurde auf dem Berliner Friedhof Grunewald beigesetzt.[3]

Werk

Ihre ersten Romane (Die Beichte einer reinen Törin, Sie sind gewandert hin und her, Das Witwenhaus) trugen stark autobiographischen Charakter. Von ihrem Leben in Südamerika an der Seite ihres Mannes sind Romane wie Liviana Saltern-Santos: Chilenischer Roman inspiriert. In späteren Romanen wandte sie sich unterschiedlichen Problemen der Gesellschaft zu, wie in den Büchern Nach dem dritten Kinde, Ehefrauen oder Das Liebeserlebnis der Ellinor Fandor. Die zentrale Heldin des Romans Nach dem dritten Kind ist Rose, eine Generalstochter, die einen verarmten Oberleutnant heiratet. Das erste Kind dieser Verbindung wird noch mit Jubel empfangen, das zweite schon mit großer Sorge wegen der finanziellen Misere, in der die beiden schon geraten sind. Das dritte Kind versucht Rose abzutreiben, was aber fehlschlägt. In der Folge gebiert Rose ein geistig behindertes Kind, zu dem sie regelrecht Hass entwickelt.[4]

Aufgrund ihrer Bekanntschaft mit Repräsentanten des Reichskolonialamtes war sie auch einige Male in den afrikanischen Kolonien des Deutschen Kaiserreiches. Aus diesen Aufenthalten heraus entstanden einige Romane über das Leben in den Kolonien, darunter auch Hauptmann Hamtiegel, mit dem sie ihren größten literarischen Erfolg erzielte.[1]

Die Wandlung eines schwächlichen, von stetem Mangel an Selbstvertrauen und Angst vor dem Leben kämpfenden Gymnasiasten in einen gesunden, optimistischen und fröhlichen Kriegsfreiwilligen[5] schilderte die Autorin in dem Roman Der Kriegsfreiwillige.

In ihrem wohl letzten Roman Frau Bilson und ihre Freundin, der 1922 veröffentlicht wurde, greift Hedwig von Mühlenfels sehr gefühlvoll, auch wenn der Roman tragisch endet, das Thema der »sexuellen Zwischenstufen« bzw. der Homosexualität unter Frauen auf. Der in Amerika zum Millionär gewordene Deutsche Robby Bilson holt seine verwitwete Jugendgeliebte als Ehefrau in sein bei Buenos Aires gelegenes Landhaus. Die vielen Beweise seiner Liebe erkennt Britta Bilson zwar an, aber das erhoffte innere Glück finden weder er noch sie. In der sehr männlich gezeichneten Nachbarin Karla Blunk findet sie eine gute Freundin, zu der sie auch ein leidenschaftliches Gefühl zieht. Erst sichtlich wohlwollend, dann misstrauischer steht Bilson diesem immer inniger werdenden Verhältnis der beiden Frauen gegenüber und nach einer qualvoll durchwachten Nacht erschießt er in einem Unfall, aber doch voll von eifersüchtigen Hass Karla Blunk und dann sich selbst.[6]

Alphabetische Liste ihrer Romane

  • Die Abenteuer der Japanerin Kolilee : Roman., Fleischel, Berlin 1917 (HU Berlin), 2. Auflage 1918 (ULB Bonn).
  • Annemarie : Roman. Hesse & Becker, Leipzig 1920.
  • Beichte einer Törin : Roman. 1905. 3. Auflage 1906.
  • Die beiden Freundinnen : Erzählungen für junge Mädchen / von Helene v. Mühlau. Mit 5 farb. Bildern von Felix Schwormstädt. Abel & Müller, Leipzig [1922] (SBB)
  • Donna Anna : das Schicksal einer Deutschen in Südamerika ; Roman. Fleischel, Berlin 1920 (HU Berlin).
  • Doraliese von Freilingen : Roman. Hillger, Berlin [u. a. 1913] (»Kürschners Bücherschatz«, HU Berlin).
  • Ehefrauen : Novellen. Fleischel, Berlin 1912 (LB Coburg, WLB Stuttgart).
  • Frau Bilson und ihre Freundin. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1922 (HU Berlin).
  • Frau Doktor Breuer. Stern Bücher Verlag (Koch) 1929.
  • Das Frauenhaus : Roman. Mosse, Berlin 1919 (LB Coburg).
  • Hamtiegel
    • 2. Auflage Hamtiegel : eine Geschichte aus den Kolonien. Fleischel, Berlin 1913 (BSB).
    • 3. Auflage Hauptmann Hamtiegel : Roman. Fleischel, Berlin 1916 (HU Berlin, Stadtarchiv und wissenschaftliche Stadtbibliothek Soest)
    • 4. neubearb. Auflage Berlin : Safari-Verlag 1926 (HU Berlin).
  • Eine irrende Seele : Roman. 1911 (HU Berlin, SBB, HAAB)
  • Die Irrfahrten der Baronin : Roman. Leipzig : Post & Obermüller 1915 (Pfälzische Landesbibliothek).
  • Katrinchen : Roman. Fleischel, Berlin 1916 (2. Auflage, HU Berlin) (3. Auflage, BSB).
  • Das Kätzchen : Roman. Fleischel, Berlin 1912 (SBB, WLB Stuttgart).
  • Der Kriegsfreiwillige. Fleischel, Berlin 1915 (digital.staatsbibliothek-berlin.de).
  • Krimmel Pascha : Roman. Fleischel, Berlin 1917 (SBB).
  • Das Liebeserlebnis der Ellinor Fandor. Schuster & Loeffler, Berlin 1921 (HU Berlin).
  • Liviana Saltern-Santos : Chilenischer Roman. Fleischel, Berlin, 2. Aufl. 1909 (books.google.de).
  • Nach dem dritten Kind : Aus dem Tagebuche einer Offiziersfrau. Fleischel, Berlin 1911 (books.google.de).
  • Sie sind gewandert hin und her : Roman. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1907. (Deutsche Romanbibliothek 35, BSB).
  • Sylvester Dinglein und seine Eltern. Fleischel, Berlin 1918, 2. Auflage (google.de).
  • Das Witwenhaus : Roman. Fleischel, Berlin 1908.
  • Die zweite Generation. Fleischel, Berlin 1914 (HU Berlin, SBB).
  • Die Zwillinge : Roman. Leipzig : P. List 1922 (DNB Leipzig).

Literatur

  • Nachrichten. In: Das Litterarische Echo. 25. Jahrgang, Heft 17/18. F. Fontane, 1. Juni 1923, Sp. 955–956 (Textarchiv – Internet Archive – Kurzwürdigung anlässlich des Todes).

Einzelnachweise

  1. a b Sozialistische Monatshefte. Band 29. Verlag der Sozialistischen Monatshefte, 1923, S. 577 (google.com): „am 31. März 1923 in ihrem 49. Lebensjahr einem schweren Leiden erlegen“
  2. a b Sterbeurkunde Nr. 465 vom 2. April 1924, Standesamt Dresden I. In: ancestry.de (kostenpflichtig). Abgerufen am 31. August 2025.
  3. Stadtarchiv Dresden, Krematoriumregister, 1911–1952, Nr. 10724.
  4. Fedor von Zobeltitz: Nach dem dritten Kind. In: Das literarische Echo : Halbmonatsschrift für Literaturfreunde. 14, 1912, Sp. 282–283 (Textarchiv – Internet Archive – Buchbesprechung).
  5. Besprechung des Romans Der Kriegsfreiwillige In: Die Frau : Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit. 23, 1915/16, S. 442 (google.com).
  6. Besprechung des Romans Frau Bilson und ihre Freundin In: Bücherei und Bildungspflege : Zeitschrift für die gesamten ausserschulmässigen Bildungsmittel. 5, 1925, S. 203 (google.com – keine Leseprobe vorhanden).