Heldin (Film)
| Film | |
| Titel | Heldin |
|---|---|
| Produktionsland | Schweiz, Deutschland |
| Originalsprache | Schweizerdeutsch, Deutsch |
| Erscheinungsjahr | 2025 |
| Länge | 92 Minuten |
| Altersfreigabe | |
| Stab | |
| Regie | Petra Volpe |
| Drehbuch | Petra Volpe |
| Produktion | Lukas Hobi, Reto Schaerli
Bastie Griese (Koproduzent) |
| Musik | Emilie Levienaise-Farrouch |
| Kamera | Judith Kaufmann |
| Schnitt | Hansjörg Weißbrich |
| Besetzung | |
| |
Heldin ist ein schweizerisch-deutscher Spielfilm von Petra Volpe aus dem Jahr 2025, inspiriert durch das Buch Unser Beruf ist nicht das Problem: Es sind die Umstände von Madeline Calvelage. Das Drama mit Leonie Benesch in der Hauptrolle stellt eine junge Pflegefachfrau in den Mittelpunkt, deren Dienst in einem Krankenhaus allmählich ausser Kontrolle gerät. Das Werk wurde im Februar 2025 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin uraufgeführt.[3]
Der Film wird durch die Schweiz für die Academy Awards 2026 (Oscars) in der Kategorie »bester internationaler Film« eingereicht.[4]
Handlung
Floria Lind arbeitet als Pflegefachfrau in der onkologischen Chirurgie eines Krankenhauses in der Schweiz. Sie geht mit viel Leidenschaft und Professionalität ihrem Beruf nach. Der Film begleitet sie zur Spätschicht am Arbeitsplatz. Es fällt auf ihrer voll belegten, chronisch unterbesetzten Station eine Pflegekraft aus. Floria kümmert sich trotz aller Hektik fürsorglich und routiniert um die unterschiedlichen meist schwer kranken Patienten, darunter beispielsweise einen alten Mann, der dringend auf die Besprechung seiner Diagnose durch die behandelnde Ärztin wartet. Auch hat sie ein offenes Ohr für einen Privatpatienten, der auf Extrawünschen besteht. Als ihr jedoch im Stress ein potenziell tödlicher Fehler unterläuft, wird die Belastungsgrenze der Frau geprüft.[5][6]
Produktion
Regie und Drehbuch
Regie führte Petra Volpe, von der auch das Drehbuch stammt. Gemeinsam mit ihrer engen Freundin, der Kamerafrau Judith Kaufmann, sprachen beide über die Filmidee, eine Pflegerin eine Nacht lang bei ihrer Schicht im Krankenhaus zu begleiten.[7] Die Idee reifte schon einige Jahre in Volpe, die selbst mal als Pflegehelferin gearbeitet hatte und jahrelang mit einer sehr engen Freundin, einer Pflegefachkraft, zusammen gewohnt hat, mit der sie sich intensiv über ihre Arbeit austauschte, dem Leiden und Sterben und ethischen wie moralischen Fragen, denen sie sich tagtäglich stellen muss. Das Buch Unser Beruf ist nicht das Problem. Es sind die Umstände (2002) von Madeline Calvelage,[8] die selbst jahrelang als Pflegefachfrau arbeitete, inspirierte Volpe letztlich zur thrillerartigen Inszenierung des Stoffes.[9] Madeline Calvelage und eine Schweizer Pflegefachkraft begleiteten Volpe während ihrer Drehbucharbeit. Als Teil der Recherche interviewte Volpe einige Pflegefachkräfte zur Situation in Schweizer Spitälern, zu ihrer Haltung zum Beruf und ihrer Gesamtverfassung, angesichts der Lage nach Covid.[10] Noch nie habe sie nach dem Erscheinen eines Films derart viele Dankes bekommen, sagte Volpe.[11]
Drehort
Der Film wurde am Kantonsspital Baselland (KSBL) Bruderholz bei Basel und an 23 Drehtagen im ehemaligen Spital Sanitas Kilchberg gedreht.[12][11] Die Szenen, in welchen die Protagonistin im Bus fährt, wurden in Basel in Bussen der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) gedreht.
Veröffentlichung
Die Weltpremiere fand am 17. Februar 2025 im Rahmen der 75. Berlinale statt. Dort wurde das Werk in die Sektion Berlinale Special Gala eingeladen.[13] Zahlreiche Pflegekräfte aus verschiedenen Berliner Krankenhäusern nutzten die Filmpremiere für eine Protestaktion auf dem roten Teppich, bei der sie mit dem Hashtag #wirsindfloria auf den Pflegenotstand aufmerksam machten.[14]
Heldin startete am 27. Februar 2025 in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Kino. Die Vertrieb erfolgt durch die Verleiher Tobis Film für Deutschland und Österreich sowie Filmcoopi Zürich für die Schweiz.[15] Der Weltvertrieb konnte das Drama in gut 50 Länder verkaufen. In den USA wird der Film von Music Box Films unter dem Titel „Late Shift“ vertrieben,[11] unter demselben Titel trat der Film auch am 1. August 2025 zum Kinostart im Grossbritannien und Irland an.[16] In Frankreich erschien der Film am 27. August 2025 unter dem Titel “En première ligne” (An vorderster Front).[17]
In der Schweiz sahen 200'000 Kinogänger den Film, der in Deutschland und Österreich 450'000 weitere Besucher aufwies.[11]
Am 25. Juli 2025 erschien der Film auf DVD und Blu-ray. Im August 2025 lief der Film in der Schweiz auf Netflix und schaffte es dort zeitweise in die Top Ten.[11] Eine Fernsehausstrahlung von SRF soll voraussichtlich im Jahr 2026 erfolgen.[6]
Rezeption
Im Arthaus-Portal Programmkino.de zieht Dieter Oßwald diese Bilanz: »Ein längst überfälliges, bewegendes Wertschätzungs-Monument für Pflegekräfte. Eine emotionale Adrenalinkick-Achterbahn, so spannend wie ein Thriller. Unverständlich, warum die Berlinale den Film nicht im Wettbewerb zeigt – ein Fehler, wie vor zwei Jahren mit ›Das Lehrerzimmer‹«.[18]

In seiner Kritik für Flux FM lobt Ron Stoklas neben Hauptdarstellerin Leonie Benesch, die laut ihm eine »fesselnde Wucht« erzeugt, die Arbeit von Regisseurin Petra Volpe. Es sei erstaunlich, wie es Volpe gelingt, »das Tempo konstant zu erhöhen […] und uns den Druck, der auf Floria lastet, spüren zu lassen, nur um im richtigen Moment das Tempo zu drosseln und damit nicht nur Ruhe, sondern auch menschliche Nähe zu erzeugen.«[19]
Filmwissenschafter und Mediendramaturg Marco Busselmaier hob in seiner Kritik für Badische Neueste Nachrichten hervor, dass die einzelnen Patientengeschichten voneinander losgelöst auch in sich geschlossene Kurzfilme bilden, die ohne unnötigen Ballast erzählt werden. Er betonte zudem die dynamische Kameraführung, die sich von ruhigen, beobachtenden Einstellungen zu hektischeren Sequenzen steigert und damit Florias steigenden Stress reflektiert. Der englische Titel Late Shift sei aus seiner Sicht treffender als der deutsche, da er die nüchterne Außenwahrnehmung des Krankenhausalltags präziser einfange. Der Film breche diese Distanz auf und lasse das Publikum die Belastungen des Berufsalltags eindringlich miterleben.[20]
Patrick Holzapfel kritisiert in der Neuen Zürcher Zeitung: »In ›Heldin‹ scheitert Petra Volpe darin, den Alltag einer Pflegefachkraft realistisch nachzustellen. – Der Schweizer Film versucht einen fiktionalen Dokumentarismus. Das kann nicht funktionieren. Die Dialoge sind forciert, die Patienten geschminkt, nicht krank.«[21]
In der Schweizer Onlinezeitung Watson schreibt Simone Meier: »Petra Volpe, unsere Frau für den filmischen Grosserfolg […], liefert nun mit ihrer ›Heldin‹ die bitternötige Liebeserklärung an alle Pflegefachkräfte.«[22]
Der britische Guardian schrieb von einem „schockierenden Filmhit“ aus der Schweiz.[11] Der Film habe hitzige Debatten über politische Reformen ausgelöst.[16]
Le Figaro nannte den Film „eine ergreifende Liebeserklärung an die Krankenschwestern“.[17]
Auszeichnung
Die Jury der Deutschen Film- und Medienbewertung hat Petra Biondina Volpes Film für »ein beeindruckend realistisches Porträt des Alltags einer Krankenschwester« mit dem Prädikat »besonders wertvoll« ausgezeichnet.[23]
Weblinks
- Heldin bei swissfilms.ch
- Heldin bei crew united
- Heldin bei IMDb
- Heldin im Lexikon des internationalen Films
- Heldin bei filmportal.de
- Julia Dettke: Für sie müsste man einen neuen Award erfinden. In faz.net über L. Benesch am 20.2.25
Einzelnachweise
- ↑ Freigabebescheinigung für Heldin. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüfnummer: 261799).
- ↑ Alterskennzeichnung für Heldin. Jugendmedienkommission.
- ↑ Filmstarts: „Das Lehrerzimmer“- & „September 5“-Star Leonie Benesch unterläuft ein fataler Fehler: Trailer zum erschütternden Drama „Heldin“. In: Filmstarts. 9. Februar 2025, abgerufen am 2. März 2025.
- ↑ Bundesamt für Kultur BAK: «Heldin» vertritt die Schweiz im Wettbewerb um einen Oscar. Abgerufen am 13. August 2025.
- ↑ Heldin. In: schmidtschumacher.de. Abgerufen am 18. Januar 2025.
- ↑ a b Spielfilm «Heldin» entsteht als SRF-Koproduktion. In: Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Abgerufen am 18. Januar 2025.
- ↑ Petra Volpe über ihr Drama „Heldin“: „Der Film zeigt die Härte des Berufs, aber auch das Schöne und das Heldenhafte“. In: Norddeutscher Rundfunk. Abgerufen am 24. März 2025.
- ↑ Madeline Calvelage: Unser Beruf ist nicht das Problem: Es sind die Umstände. tredition GmbH, Ahrensburg 2020, ISBN 978-3-347-15612-8.
- ↑ Pamela Jahn: Petra Volpe über HELDIN: „Man muss der Figur glauben, dass sie den Job schon seit 10 Jahren macht.“ In: cineville.de. Abgerufen am 24. März 2025.
- ↑ Sandra Brun: Regisseurin Petra Volpe: «Mein neuer Film ist ein grosses Dankeschön an Pflegende». In: annabelle. Medienart Annabelle AG, 25. Februar 2025, abgerufen am 24. März 2025.
- ↑ a b c d e f Pascal Blum: Nun steigt die Heldin ins Oscar-Rennen ein, Tages-Anzeiger, 18. August 2025, S. 10
- ↑ Wie das Bruderholzspital zum Filmset wurde, primenews.ch, 25. März 2024
- ↑ Heldin. In: Berlinale, 21. Januar 2025. Abgerufen am 21. Januar 2025.
- ↑ Pflegekräfte protestieren auf rotem Teppich bei Berlinale. In: Monopol. Abgerufen am 24. März 2025.
- ↑ Heldin. In: Swiss Films, abgerufen am 18. Januar 2025.
- ↑ a b Deborah Cole: The shocking hit film about overworked nurses that’s causing alarm across Europe, The Guardian, 29. Juli 2025
- ↑ a b En première ligne, Pris au piège, La Guerre des Rose ... Les films de la semaine à voir et à éviter au cinéma, Le Figaro, 27. August 2025
- ↑ Dieter Oßwald: Heldin. In: programmkino.de. Abgerufen am 20. Februar 2025.
- ↑ Ron Stoklas: "Heldin" – Ein außergewöhnlicher und intensiver Film zum Thema Pflege. In: Flux FM. Abgerufen am 3. März 2025.
- ↑ Von der Berlinale nach Karlsruhe: Starkes Kino über Pflegenotstand. In: Badische Neueste Nachrichten. 26. Februar 2025, abgerufen am 24. März 2025.
- ↑ Patrick Holzapfel: In «Heldin» scheitert Petra Volpe darin, den Alltag einer Pflegefachkraft realistisch nachzustellen. In: Neue Zürcher Zeitung, 4. März 2025.
- ↑ Simone Meier: Gigantisch gute «Heldin»: Schweizer Film zeigt Spital-Alltag als Thriller. In: Watson, 26. Februar 2025. Abgerufen am 12. März 2025.
- ↑ HELDIN – Prädikat „besonders wertvoll“. In: fbw-filmbewertung.com. Deutsche Film- und Medienbewertung, 18. März 2025, abgerufen am 18. März 2025.