Heldengedenktag

Der Heldengedenktag war ein Gedenktag in der Zeit des Nationalsozialismus. Er ging durch Umbenennung aus dem bisherigen Volkstrauertag hervor, im Zentrum stand jedoch nicht die Trauer um die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, sondern ihre Verehrung als Helden.
Geschichte
In der Weimarer Republik wurde der Volkstrauertag vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge initiiert und durchgeführt.
Im Gesetz über die Feiertage vom 27. Februar 1934 wurde der Volkstrauertag auf den zweiten Fastensonntag festgelegt und in Heldengedenktag umbenannt. Die Umbenennung geschah nach direkter Intervention des Präsidenten des Volksbundes Siegfried Emmo Eulen bei Propagandaminister Joseph Goebbels. Auch der Charakter des Tages wurde vollständig geändert: Nicht mehr Totengedenken sollte im Mittelpunkt stehen, sondern Heldenverehrung. Träger waren nun die Wehrmacht und die NSDAP. Goebbels als Propagandaminister erließ die Richtlinien über Inhalt und Durchführung.
Am 25. Februar 1939 verlegte Adolf Hitler per Erlass[1] den Heldengedenktag auf den 16. März,[2] den Tag der Wiedereinführung der Wehrpflicht, wenn dieser Tag auf einen Sonntag fiel, andernfalls sollte er am Sonntag vor dem 16. März begangen werden. Damit wurde die Bindung an den kirchlichen Kalender aufgegeben.[3] Ursprünglich waren alle der Unterhaltung dienenden öffentlichen Veranstaltungen am Heldengedenktag verboten. 1939 wurden das Verbot auf Veranstaltungen beschränkt, bei welchen „nicht der der Bedeutung dieses Tages entsprechende soldatische und heroische Charakter gewahrt“ war.[4]
Die Propagandawirkung des Tages wurde so hoch eingeschätzt, dass alle entscheidenden Schritte der Kriegsvorbereitung bis einschließlich 1939 auf ein Datum in unmittelbarer Nähe zum Heldengedenktag gelegt wurden.[5]
Ablauf

Der Staatsakt in Berlin begann um zwölf Uhr in der Staatsoper Unter den Linden, wo Ehrenplätze für Hitler und hohe Vertreter aus Partei, Wehrmacht, der Reichsregierung reserviert waren. Hinzu kamen Veteranen der Preußischen Armee, Ritter des Pour le Mérite, ausländische Militärattachés, Abordnungen von Kriegervereinen und Pressevertreter. Beim Eintreffen Hitlers mit seinen Gästen spielte die Staatskapelle Beethovens Trauermarsch aus der 3. Sinfonie.
Nach einer Rede erfolgte das „Kommando: Fahnen auf! Fahnen senkt!“ und darauf das Lied Der gute Kamerad, gefolgt vom Deutschlandlied und dem Horst-Wessel-Lied mit anschließenden Hitlergruß. Anschließend begaben sich die Ehrengäste zur Tribüne vor dem Berliner Schloss, wo Hitler eine Militärparade abnahm.
Die Reichskriegsflaggen wurden nicht mehr, wie am Volkstrauertag, auf halbmast gehisst, sondern, während des Spielens des Präsentiermarsches, vollstock gesetzt.[6]
In den Orten mit Truppenbelegung fanden militärische Gedenkfeiern vor oder nach dem Staatsakt in Berlin statt, nachdem gemeinsam die Rundfunkübertragungen der Feierlichkeiten angehört worden waren. An Kriegerdenkmälern wurden Kränze abgelegt, das Lied Der gute Kamerad gespielt und eine Truppenparade abgehalten. Teilweise fanden auch nur Kranzniederlegungen auf den Friedhöfen statt. Einzuladen waren Vertreter der NSDAP und ihrer Verbände, der örtlichen Behörden, der DAF sowie Kriegsopfer und Hinterbliebene.
Besondere Kranzniederlegungen sollten den Gräbern Paul von Hindenburgs (Tannenberg-Denkmal), Erich Ludendorffs (Tutzing) und Franz Conrad von Hötzendorfs (Wien) erfolgen.
An allen Kriegerdenkmälern waren seit 1939 Ehrenwachen abzustellen. Die Teilnahme an „Heldengedenkgottesdiensten“ war dagegen freiwillig.
An Orten ohne Truppenbelegung wurde der Heldengedenktag durch die NSDAP und in Mitarbeit durch den Kyffhäuserbund und den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge organisiert.
Der Heldengedenktag wurde bis 1939 auch auf deutschen Soldatenfriedhöfen im Ausland begangen, so in Paris, Moskau, Istanbul, Washington, D.C. und Sydney.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Staatsakt „soldatisch“ vereinfacht und in das Zeughaus verlegt. Nach der Schlacht von Stalingrad 1943 fanden nur noch einfache Gedenkstunden ohne Paraden und Teilnahme der Bevölkerung statt.
Liste der Heldengedenktage
- 17. März 1935
- 8. März 1936, ein Tag nach der Remilitarisierung des Rheinlands
- 21. Februar 1937
- 13. März 1938, ein Tag nach dem Einmarsch deutscher Truppen nach Österreich
- 12. März 1939, drei Tage vor der Zerschlagung der Tschechoslowakei
- 10. März 1940
- 16. März 1941
- 15. März 1942
- 21. März 1943, von Adolf Hitler ausnahmsweise um eine Woche verschoben
- 12. März 1944
- 11. März 1945
Weitere Totengedenktage
Kirchliche Totengedenktage waren Totensonntag (evangelisch) und Allerseelen (katholisch), Gedenktag für die „Gefallenen der Bewegung“ der 9. November (Jahrestag des Hitlerputsches).
Tag der Wehrmacht
.jpg)
Am auf den Heldengedenktag folgenden Sonntag veranstaltete das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes ab 1939 den Tag der Wehrmacht, an dem Spenden gesammelt wurden und der Bevölkerung das Kriegsgerät vorgeführt wurde.[7][8]
Literatur
- Georg Kaisenberg: Das neue Feiertagsrecht. In: Archiv des öffentlichen Rechts, Band 65 (N.F. 26), Nr. 1 (1935), S. 90–101 (Vorschau).
- Thomas Peter Petersen: Die Geschichte des Volkstrauertages. 2., erweiterte Auflage. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Bad Kleinen 1998 (PDF; 5,78 MB).
- Nina Janz: Der Heldengedenktag in der Wehrmacht. FernUniversität Hagen, 2013.
Weblinks
- Der Heldengedenktag 1942. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 14. März 1942, S. 1 (online bei ANNO).
- Deutscher Heldengedenktag. In: Oberdonau-Zeitung. Amtliche Tageszeitung der NSDAP. Gau Oberdonau / Oberdonau-Zeitung. Tages-Post. Amtliche Tageszeitung der NSDAP. Gau Oberdonau, 13. März 1944, S. 1 (online bei ANNO).
- Heldengedenktag des deutschen Volkes. In: Oberdonau-Zeitung. Amtliche Tageszeitung der NSDAP. Gau Oberdonau / Oberdonau-Zeitung. Tages-Post. Amtliche Tageszeitung der NSDAP. Gau Oberdonau, 12. März 1945, S. 1 (online bei ANNO).
Einzelnachweise
- ↑ RGBl. 1939 I, S. 322 vom 25. Februar 1939. – Zusätzlich wurde der 9. November als „Gedenktag für die Gefallenen der Bewegung“ eingeführt.
- ↑ Thomas Peter Petersen: Die Geschichte des Volkstrauertages. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., 1998, S. 22 (volksbund.de, PDF).
- ↑ Die Glorifizierung des sinnlosen Sterbens, ( vom 4. August 2012 im Internet Archive) Verfassungsschutz Brandenburg; abgerufen am 16. Februar 2009.
- ↑ Verordnung vom 8. März 1939 (RGBl. I. S. 427) (Online)
- ↑ Alexandra Kaiser: Von Helden und Opfern – Eine Geschichte des Volkstrauertags (= Campus Historische Studien, Bd. 56). Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-593-39288-2, S. 184.
- ↑ Beflaggung am Heldengedenktag. In: Das kleine Volksblatt, 15. März 1941, S. 2 (online bei ANNO).
- ↑ Hans Erwin Max Konstantin von Hausen, Hellmuth Rössler, Heinrich Stadelmann: Grundriss der deutschen Wohlfahrtspflege. W. Kohlhammer, Abteilung Schaeffer, 1944 (google.de [abgerufen am 26. März 2025]).
- ↑ Heidemarie Uhl, Richard Hufschmied, Dieter A. Binder: Gedächtnisort der Republik: Das Österreichische Heldendenkmal im Äußeren Burgtor der Wiener Hofburg. Geschichte – Kontroversen – Perspektiven. Böhlau Wien, 2021, ISBN 978-3-205-20907-2 (google.de [abgerufen am 26. März 2025]).