Heinz Friedrich Hartig

Heinz Friedrich Hartig

Heinz Friedrich Hartig (* 10. September 1907 in Kassel; † 16. September 1969 in Berlin) war ein deutscher Komponist, Musiktheoretiker und Hochschullehrer.

Leben

Hartig besuchte das Humanistische Gymnasium (Lyceum Fridericianum) in Kassel, wo er Ostern 1927 die Reifeprüfung ablegte. Anschließend studierte er Musikwissenschaft und Germanistik an der Universität Wien – dort nahm er unter anderem bei Hans Gál Unterricht in Satzlehre[1] und bei Egon Wellesz im Partiturspiel[2] – und in Berlin an der Friedrich-Wilhelms-Universität sowie an der Akademie für Kirchen- und Schulmusik, wo er bei Else C. Kraus Klavier- und bei Erwin Bodky Cembalounterricht hatte.[1] Im März 1932 legte er sein Staatsexamen (Klavier, Violine, Theorie, Musikgeschichte, Gesang, Orchesterleitung) ab.[3]

Vom 14. April bis zum 17. Juli 1932 lehrte er an dem von Martin Luserke geleiteten reformpädagogischen Landerziehungsheim Schule am Meer auf der Nordseeinsel Juist, das stark künstlerisch geprägt war.[3] Zwischen 1933 und 1940 war er als Komponist und als Cembalist in Hermann Dieners Collegium Musicum tätig.[1][4] 1940 wurde er zum Militärdienst eingezogen und kehrte 1946 nach einem Jahr russischer Gefangenschaft nach Berlin zurück.[4] Als Klavierbegleiter von Ernst Busch nahm er Schallplatten im Berliner Rundfunk auf und leitete eine Weile das musikalische Ensemble des Deutschen Theaters.[5]

Ab 1948 unterrichtete er an der Berliner Hochschule für Musik das Fach Gehörbildung, bald danach auch Musiktheorie, ab 1951 zusätzlich Komposition.[5] Im Jahre 1955 wurde er dort zum außerordentlichen, 1958 zum ordentlichen Professor ernannt. Er leitete bis zu seinem Tod die Tonmeisterabteilung der Hochschule.[6] Im Rahmen seiner Tätigkeit an der Musikhochschule machte er Bekanntschaft mit Boris Blacher, mit dem er eng zusammenarbeitete.[7] Hartigs Interesse galt vor allem der Raummusik, der er sich gemeinsam mit Blacher seit Ende der 1950er Jahre intensiv widmete. Seine Hans Scharoun zugeeignete Musik für konzertante Gruppen (Studie I) ist für kleines Orchester und drei konzertante Gruppen komponiert, die im Raum „auf drei Türmen des amphitheatralisch angelegten Konzertsaals plaziert sind“, um „den Raum zum Klingen zu bringen, Weite, Unbegrenztheit des Klangs zu suggerieren“.[8] Aus seiner Zusammenarbeit mit Tatjana Gsovsky seit 1955 ging unter anderem das 1959 bei den Berliner Festwochen uraufgeführte Ballett Schwarze Sonne hervor.[9]

Hartigs kompositorisches Schaffen umfasst hauptsächlich Konzerte, Sonaten, Lieder, Oratorien sowie Chorwerke. Weiterhin genoss er als Musikpädagoge einen hervorragenden Ruf. Zu seinen Schülern zählten neben anderen Carlo Domeniconi, Paul Seiko Chihara[10] und Roland Pfrengle.

Werke (Auswahl)

  • Sonate für Klavier und Klarinette op. 7
  • Konzert für Violine und Orchester op. 10
  • Der Trinker und die Spiegel für Bariton und Chor op. 16
  • Concertante Suite für Gitarre und Orchester op. 19 (Siegfried Behrend gewidmet)
  • Fünf Stücke für Flauto dolce (Blockflöte) und Gitarre op. 25 (Siegfried Behrend gewidmet)
  • Perché für Gitarre und gemischten Chor op. 28 (Siegfried Behrend gewidmet)
  • Drei Stücke für Gitarre op. 26 (Siegfried Behrend gewidmet)
  • Konzert für Klavier und Orchester op. 30
  • Reflexe für Gitarre und Cembalo op. 32
  • Variationen über einen siebentönigen Klang für Orchester op. 39a. 1964 mit einem Preis des International rostrum of composers ausgezeichnet.[11]
  • Lieder für Bariton und Orchester op. 40
  • Oratorium „Wohin“ für Sopran, Bariton, Bass, 2 Chöre, Orchester und Tonband op. 41
  • Immediate für Flöte, Klarinette, 2 Violoncelli und Klavier op. 43 (1966), gewidmet Hans Heinz Stuckenschmidt zum 65. Geburtstag[8]
  • Komposition in fünf Phasen für Violoncello, Orchester, Chorstimmen und Tonband op. 44 (1966), Auftragswerk des RIAS Berlin[12]
  • COMPOSITIONE PER CINQUE (Flauto, Oboe, Violino, Viola, Violoncello) op. 50
  • Gott sei gelobet und gebenedeit für vierstimmigen gemischten Chor und Orgel op. 51 Nr. 2

Auszeichnungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c Lemma „Hartig, Heinz Friedrich“. In: Riemann Musik-Lexikon, Ergänzungsband Personenteil A–K, hrsg. von Carl Dahlhaus, Mainz: Schott's Söhne 1972, S. 493.
  2. Wolfgang Burde: Heinz Friedrich Hartig. Bote & Bock, Berlin 1967, S. 4.
  3. a b Lehrerbuch der Schule am Meer, Juist, Blatt 41. In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Nachlass Luserke, Martin, Signatur Cb 37
  4. a b Wolfgang Burde: Heinz Friedrich Hartig. Bote & Bock, Berlin 1967, S. 6.
  5. a b Wolfgang Burde: Heinz Friedrich Hartig. Bote & Bock, Berlin 1967, S. 7.
  6. Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf: Lemma Hartig, Heinz Friedrich. Abruf am 31. August 2025.
  7. Vgl. Danksagung Blachers in: Boris Blacher: Einführung in den strengen Satz. Berlin–Wiesbaden: Bote & Bock 1953, S. [5].
  8. a b Wolfgang Burde: Heinz Friedrich Hartig. Bote & Bock, Berlin 1967, S. 21.
  9. Wolfgang Burde: Heinz Friedrich Hartig. Bote & Bock, Berlin 1967, S. 25.
  10. Wolfgang Burde: Heinz Friedrich Hartig. Bote & Bock, Berlin 1967, S. 32.
  11. Wolfgang Burde: Heinz Friedrich Hartig. Bote & Bock, Berlin 1967, S. 17.
  12. Wolfgang Burde: Heinz Friedrich Hartig. Bote & Bock, Berlin 1967, S. 28.