Heinrich von Hirschhausen

Heinrich Richard von Hirschhausen (* 20. März 1935 in Arensburg; † 9. Juni 2025 in Berlin)[1] war ein deutscher Chemiker und Hochschullehrer. Er war Gründungsredaktionsleiter der Fachzeitschrift Theoretica Chimica Acta[2] und von 1970 bis 1975 Assistenzprofessor an der Technischen Universität Berlin.

Leben

Heinrich von Hirschhausen wurde als Sohn des Pastors Theodor Heinrich Oswald von Hirschhausen (1903–1936)[3] und seiner Frau Gisela, Tochter des Pastors Friedrich Wilhelm Schiele (1875–1944),[4] auf der estnischen Insel Ösel (Saaremaa) geboren.[5]

Er legte das Abitur 1953 an der Schule Schloss Salem ab und studierte danach bis 1960 Chemie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und seit 1961 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Nach seinem Abschluss als Diplom-Chemiker 1961 mit einer Arbeit über Reflexionsspektren von Nitrophenolen setzte er sein Studium auf dem Gebiet der theoretischen Chemie fort. Seit ihrer Gründung als weltweit erste Zeitschrift für theoretische Chemie im Jahr 1962 bis zu seiner Ablösung durch Karl Jug war Hirschhausen – zugleich Doktorand in Hermann Hartmanns Frankfurter Institut für Physikalische Chemie – Redaktionsleiter der Theoretica Chimica Acta (heute Theoretical Chemistry Accounts).[6]:68 1970 promovierte er bei Hartmann mit dem Thema Die Gesamtelektronenfunktion des Benzolmoleküls als Einzentrenproblem in Zylinderkoordinaten.[7]

1968 ging Hirschhausen als Assistent von Günter Gliemann an die TU Berlin, wo er von 1970 bis 1975 eine Assistenzprofessur für theoretische organische Chemie am Iwan-N.-Stranski-Institut für Physik und Theoretische Chemie innehatte. Anschließend war er ebenda bis 2000 wissenschaftlicher Angestellter.[6]:68

In den 2000er-Jahren war Hirschhausen Mitglied der FDP-Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf[8][9], als solcher war er Vorsitzender des Fachausschusses Hochschulen, Forschung, Technologie der F.D.P. Berlin.[10][11]

Heinrich von Hirschhausen starb 2025 im Alter von 90 Jahren. Er war seit 1961 mit Ingeborg, geb. Winter, verheiratet. Der Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen (* 1967) und der Wirtschaftswissenschaftler Christian von Hirschhausen (* 1964) sind seine Söhne.

Veröffentlichungen

  • Camille Sandorfy: Die Elektronenspektren in der theoretischen Chemie. Verlag Chemie, Weinheim 1961 (aus dem Französischen übersetzt und bearbeitet von Heinrich von Hirschhausen).
  • mit Klaus Wenzel: Verbesserung von SCF-Bildungsenthalpien mit einer beschränkten Konfigurationswechselwirkung. In: Theoretica Chimica Acta. Band 35, 1974, S. 293–299, doi:10.1007/BF00548479.
  • mit D. F. Ilten, Erich Zeeck: Energy Surface Calculations for the Reaction HF + H+ ⇌ HFH+. In: Chemical Physics Letters. Band 40, Nr. 1, 1976, S. 80–83, doi:10.1016/0009-2614(76)80124-8.
  • mit H. M. Schmidt, K. Helfrich: Ab initio Potential Surfaces for NeHe2+ in the “Frozen Orbital” Approximation. In: Chemical Physics. Band 29, Nr. 1–2, 1978, S. 219–230, doi:10.1016/0301-0104(78)85074-5.

Literatur

  • von Hirschhausen, Heinrich Richard. In: Contubernium Dorpatense Tübingen. Album fratrum 1951–1966. Tübingen 1966 (degruyterbrill.com).
  • von Hirschhausen, Heinrich. In: Corona Dorpatensis Marburg. Album fratrum 1947–1967. Marburg 1967 (degruyterbrill.com).

Einzelnachweise

  1. Heinrich Richard von Hirschhausen. Todesanzeige. In: Der Tagesspiegel. 21. Juni 2025, abgerufen am 30. August 2025.
  2. Theoretica Chimica Acta, abgerufen am 30. August 2025.
  3. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Hirschhausen, Theodor Heinrich Oswald v.. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital.
  4. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Schiele, Friedrich Wilhelm. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital.
  5. Eckart von Hirschhausen, Tobias Esch: Die bessere Hälfte: Worauf wir uns mitten im Leben freuen können. Rowohlt E-Book, 2018, ISBN 978-3-644-00237-1 (google.de [abgerufen am 29. August 2025]).
  6. a b Karl Jug: Zweihundert Jahre Entwicklung der theoretischen Chemie im deutschsprachigen Raum. Springer Spektrum, Berlin/Heidelberg 2015, ISBN 978-3-662-43364-5.
  7. Katalogkarte der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, abgerufen am 30. August 2025.
  8. Antwort des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf auf die Kleine Anfrage des Bezirksverordneten Dr. Heinrich von Hirschhausen Betr.: Ergebnisse des Sprachtests "Deutsch Plus". Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf, KA 535/II, 13. April 2006.
  9. Niederschrift der 22. öffentlichen Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf von Berlin. 17. Dezember 2003.
  10. Parteien vor der Wahl, abgerufen am 30. August 2025.
  11. Rituale um das politische Mandat, abgerufen am 30. August 2025.