Heinrich von Helldorff (Politiker, 1832)
Heinrich Karl Freiherr von Helldorff (* 30. Oktober 1832 in Weimar; † 7. Dezember 1897 in Schwerstedt[1]) war großherzoglich-sächsischer Kammerherr in Weimar.
Leben
Helldorf gehört der meißnischen Uradelsfamilie von Helldorff an. Seine Eltern waren Julius von Helldorff (* 1805; † 1871) und Marie Freiin von Ziegesar-Drakendorf (* 1809; † 1856). Der Vater war Gutsbesitzer in Schwerstedt, großherzoghlich sächsischer Kammerherr und Geheimer Rat, wie schon sein eigener Vater, Karl Heinrich Anton von Helldorff (* 1767; † 1834).
Verheiratet war Heinrich von Helldorff mit Therese von Helldorff, geb. von Gerstenbergk. Er war außer in seiner Eigenschaft als Kammerherr und Politiker Oberstschenk und Gutsherr von Schwerstedt bei Weimar. Helldorff sollte nach dem Tod von Wolfgang Maximilian von Goethe nach dessen Tod 1883 nach Wunsch des preußischen Kultusministers Gustav von Goßler von Walther Wolfgang von Goethe ein Vermächtnis zugunsten des Reiches auszuhandeln suchen. Ein Testament war zunächst nicht vorhanden, Helldorff brachte ein Entwurf Ende 1884 hierzu zu Gunsten des Reiches zum letzten Goethe. Von Helldorf war dem Ansinnen Goßlers nicht unwohlgesonnen. Klare Antworten gab Walther von Goethe jedoch nicht. Doch ging aus dem Testamententwurf Helldorffs hervor, dass er klar genug war und nur noch unterschrieben werden musste um wirksam zu sein. Das unterblieb. Wolfgang Vulpius schreibt in seiner Biographie zu Walther Wolfgang von Goethe: „Die Vermutung, daß Helldorfs Drängen den Vollzug des Testaments zugunsten des Weimarischen Staates und der Großherzogin Sophie beschleunigt habe, ist nicht von der Hand zu weisen. Carl Alexander scheint jedenfalls der Testamentseröffnung nach Walthers Tod [1885] mit aller Ruhe entgegen gesehen haben“.[2][3][4] Die Großherzogin Sophie und der Großherzog kannten den Inhalt des Testaments. Thera Coppens schreibt in ihrer Biographie zur Großherzogin Sophie anlässlich der Testamentseröffnung: „Sie fühlte die Gier der Anwesenden. Der König von Preußen, der deutsche Bundesstaat, der König von Bayern und viele andere hatten sich jahrelang vergeblich um den profitablen Nachlass bemüht.“[5] Der Großherzog Carl Alexander und die Großherzogin Sophie hatten letztendlich im Wesentlichen dafür gesorgt, dass die Bemühungen der eben genannten Seiten vergebens waren. Der Politiker Heinrich von Helldorf war sachsen-weimarischer Landtagsabgeordneter und Wirklicher Geheimer Rat. Nirgends als bei der Nachlassangelegenheit ist er so deutlich greifbar. Bei diesen Inhalten ging es letztlich um nicht weniger als den gesamten Nachlass Johann Wolfgang von Goethes, einschließlich des berühmten Goethes Gartenhaus und Goethes Wohnhaus. Kulturpolitisch und kulturgeschichtlich ist der Vorgang von außerordentlicher Bedeutung. Er hat durchaus eine reichspolitische Dimension. Die Großherzogin Sophie hatte letztlich dafür gesorgt, dass der „profitable Nachlass“ nicht veräußert wurde und somit als Ganzes in Weimar verblieb. Mit dem Goethe- und Schiller-Archiv schuf sie auch in baulicher Beziehung in der Angelegenheit Fakten.
Familie von Helldorff-Schwerstedt hatte drei Kinder. Erbe der 350 ha in Schwerstedt wurde der älteste Sohn Karl von Helldorff. Sohn Wolf(f) von Helldorff übernahm den Familienfideikommiss Droßdorf und Rodeland in der Amtshauptmannschaft Borna mit 300 ha. Die Tochter Marie von Helldorff heiratete 1899 in Schwerstedt Hans-Dietrich von Holleuffer.
Genealogie
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). 1906. Siebenter Jahrgang, Verlag Justus Perthes, Gotha 1905, S. 296 f.
- Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen von Flotow, u. v. a.: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser A (Uradel). 1953. Band I, Band 5 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee 1953, S. 138 f.
Weblinks
- Porträt von Helldorffs 1895, gemalt von Franz von Lenbach
Einzelnachweise
- ↑ GGT: Heinrich (Heinrich Karl) von Helldorff. Weimar 30. Oktober 1832.
- ↑ Wolfgang Vulpius: Walther Wolfgang von Goethe und der Nachlaß seines Großvaters: Aus archivalischen Quellen. Weimar 1963, S. 174; ff. S. 219–226.
- ↑ Walther von Goethe sagte seine Unterstützung zu Gunsten des Reiches unter der Voraussetzung zu: „1. daß die Liegenschaften nicht veräußert, 2. Die Sammlungen, 3. der litterarische Nachlaß in Weimar bleiben würde, 4. daß nie etwas veröffentlicht werde aus demselben ohne mein ausdrückliches Wissen und Genehmigen. Würde man dies nicht beobachten würde ich alle mir zu Gebote stehenden Mittel gebrauchen – Kaiser und Kaiserin mit inbegriffen – um die Transaktion mit dem Reich zu verhindern.“ Ebd. S. 220.
- ↑ Auf Seite 223 f. ist dahingehend zu lesen (Übersetzung aus dem Französischen) aus den Tagebuch des Großherzogs Carl Alexander: „Montag, 1. Dezember 1884... Herr v. Helldorf teilt mir mit, daß der preußische Kultusminister, Herr v. Goßler, sich an ihn gewandt hat, damit er bei Goethe vorstellig werde, daß die Sammlungen und das Archiv für eine gute Summe an das Reich fallen, und daß er, Helldorf, sich dem nicht versagt habe, jedoch unter der Bedingung, daß die Schutzherrschaft mir übertragen werde und daß die Sammlungen sowhl wie das Archiv in Weimar bleiben. Goethe, d. h. Walther, wollte nichts damit zu tun haben.“
- ↑ Im nachfolgenden Werk ist wiederum von helldorff keine Mitteilung gemacht worden: Thera Coppens: Sophie in Weimar. Leben und Wirken der Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach 1842–1897. Weimarer Verlagsanstalt, Wiesbaden 2024, ISBN 978-3-7374-0300-9, S. 133.