Heinrich von Brandt (Nachrichtendienstler)

Friedrich Heinrich Caesar von Brandt (* 10. September 1823 in Bromberg[1] ; † 4. Dezember 1882 in Berlin[2]) war ein preußischer Oberst und Leiter des Nachrichtenbüros. Er gilt als erster Chef eines preußisch-deutschen Militärnachrichtendienstes.[3]

Leben

Heinrich von Brandt wurde geboren als ältester Sohn des preußischen Hauptmanns und Kompaniechefs, späteren Generals der Infanterie und Militärschriftstellers Heinrich von Brandt und dessen Frau Auguste Luise, geb. Bettauer (1798–1883), Tochter des Ratsherrn und Kaufmanns Friedrich Bettauer. Der jüngere Sohn und Bruder war Max von Brandt (1835–1920), ein deutscher Diplomat und später Gesandter in China. Gelegentlich fungierte auch er als Quelle für seinen älteren Bruder.

Von Brandt war spätestens 1844 Angehöriger der Preußischen Armee und verbrachte zwölf Jahre als Leutnant in einem pommerschen Artillerieregiment, bevor er spätestens 1856 zum Oberleutnant befördert wurde und später zum Hauptmann, nachdem er 1856 zum Adjutanten des Generals Leopold von Puttkamer ernannt worden war, der zu jener Zeit die Artillerieinspektion in Stettin führte.

Im März 1866 schuf das preußische Heer, im Zusammenhang mit dem Deutschen Krieg zwischen Preußen und Österreich, eine provisorische Nachrichtendienstorganisation unter Leitung von Oberst Döring. Von Brandt wurde mit der Agentenführung beauftragt. Am 23. November 1866 beantragte Helmuth von Moltke beim preußischen Kriegsminister Albrecht von Roon die permanente Einrichtung einer militärischen Spionageorganisation, das Nachrichtenbüro, und berief den 43-jährigen von Brandt, in Anerkennung seiner Leistungen in der Agentenführung, zu dessen erstem Leiter.[4] Dezember 1866 wurde von Brandt zum Major befördert. Am 2. Februar 1867 erließ Moltke Dienstvorschriften für das Nachrichtenbüro, in denen dessen Leiter, von Brandt, direktes Vorspracherecht beim Chef des Generalstabs erhielt. Am 18. Januar 1971, zum Ende des Deutsch-Französischen Kriegs und dem Tag der Deutschen Reichsgründung, wurde er zum Oberstleutnant ernannt.

1872 trat von Brandt aus dem Generalstab aus und wurde im November 1872 zur Militärpolizei im Reichsland Elsaß-Lothringen versetzt, wo er den zusätzlichen Dienstgrad eines Brigadiers verliehen bekam. Das Nachrichtenbüro wurde fortan von Oberst Ernst von Krause geleitet und wurde um 1875 der Dritte Abteilung im Generalstab zeitweise unterstellt und war ab 1881 direkt dem Chef des Generalstabs. 1890 erfolgte die Umgliederung in Sektion III b. Im Jahr 1873 entschied von Brandt, als Oberst in den Reservestatus zu wechseln. Sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich spätestens Anfang 1875. Ab Oktober 1875 unterrichtete er an einer Militärschule. Bis etwa 1876 war er noch mit der Führung von Quellen beschäftigt.

Familie

Heinrich von Brandt war mit Helene von Seydewitz (1828–1898) verheiratet, die zusammen die gemeinsame Tochter Helene von Brandt hatten.

Grabstätte auf dem Invalidenfriedhof

Er starb am 4. Dezember 1882 im Alter von 59 Jahren in Berlin. Die Beisetzung erfolgte auf dem Invalidenfriedhof. Die Gattin Helene wurde sechzehn Jahre später neben ihm begraben. Die letzte Ruhestätte des Ehepaars Brandt zählt zu den nur ca. 230 Grabstätten des Friedhofs, die die Zerstörungen des 20. Jahrhunderts überstanden und bis heute erhalten geblieben sind.[5]

Bewertung

James Stone beschreibt von Brandt ebenso wie Wolfgang Krieger als ersten Spionagechef des preußischen Militärs. Alfred von Waldersee, der mit von Brandt freundschaftlich verbunden war, nannte ihn sympathisch, gut gebildet, begabt und einen Lebemann.

Auszeichnungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Kirchenbuch Bromberg: Geburts- und Taufeintrag ohne Nummer (S. 268f.).
  2. Kirchenbuch Berlin (Garnison-Kirche): Sterbe- und Begräbniseintrag Nr. 127/1882.
  3. Rüdiger Voigt: Handbuch Staat. Springer-Verlag, 2018, ISBN 978-3-658-20744-1, S. 729.
  4. Wolfgang Krieger: Die Deutschen Geheimdienste. Vom Wiener Kongress bis zum Cyber War. C. H. Beck Verlag, München 2021, S. 23.
  5. Laurenz Demps: Zwischen Mars und Minerva. Wegweiser über den Invalidenfriedhof. Ein Verzeichnis der auf dem Invalidenfriedhof zu Berlin noch vorhandenen Grabdenkmale. Berlin: Verlag für Bauwesen, 1998, ISBN 3-345-00659-6. Hier vor allem S. 71.