Heinrich Wilhelm Siedentopf
Heinrich Wilhelm Siedentopf (* 11. August 1901 in Magdeburg; † 12. Juni 1986 in Düsseldorf)[1] war ein deutscher Gynäkologe.
Leben
Siedentopf war ein Sohn des Sanitätsrates und Frauenarztes Heinrich Friedrich Emil Siedentopf (1866–1937) und der Autorin Marie Charlotte Siedentopf (1879–1968).[2][3]
Er studierte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Medizin und wurde 1920 im Corps Teutonia Bonn aktiv.[4] Als Inaktiver wechselte er an die Georg-August-Universität Göttingen, die Universität Rostock[5] und die Friedrichs-Universität Halle. 1926 wurde er in Halle zum Dr. med. promoviert.[6] 1931 habilitierte er sich.[7] Im selben Jahr ging er als Privatdozent für Gynäkologie und Geburtshilfe an die Universität Leipzig. Als Oberarzt der Frauenklinik der Universität Leipzig war Siedentopf an Zwangssterilisationen beteiligt, die zur Durchsetzung der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“ 1933 im „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ legitimiert worden waren.[8] 1932 war er Austauschdozent an der University of Chicago. 1938 wurde er in Leipzig a.o. Professor. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er 1945 Chefarzt der Frauenklinik Münster in Bad Salzuflen. 1956 erfolgte die Umhabilitation an die Westfälische Wilhelms-Universität. Bis 1971 leitete er die Frauenklinik in Bad Oeynhausen.
Das Münsteraner Corps Rheno-Guestphalia, das 1956 die Tradition seines Bonner Corps übernommen hatte, verlieh ihm 1957 das Band.[4]
1969 wurde er von Wilhelm Karl Prinz von Preußen zum Rechtsritter des Johanniterordens geschlagen. Aufnahme in die Kongregation als Ehrenritter fand Siedentopf 1959. Er war dort in der Provinzialgenossenschaft Westfalen organisiert.[9]
Er war verheiratet mit Marie-Louise geb. von Bodecker (1914–2006), Tochter der westpreußischen Gutsbesitzerin Waltraud Fischer von Mollard (1893–1916) zu Schloss Gora[10] und des Oberleutnants im Dragoner-Regiment Nr. 12, Hans von Bodecker (1886–1914).[11] Die Hochzeit fand 1935 im mecklenburgischen Biendorf statt.[12] Aus der Ehe stammen drei Söhne, alle drei auch Mitglieder im Johanniterorden, darunter den Rechtswissenschaftler Heinrich Siedentopf.
Mitgliedschaften
- Nationalsozialistischer Deutscher Dozentenbund
- Nationalsozialistischer Deutscher Ärztebund
- Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (1933)
- Sturmabteilung (1933)
Weblinks
- Literatur von und über Heinrich Wilhelm Siedentopf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Professorenkatalog der Universität Leipzig
Einzelnachweise
- ↑ Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz von Groß Zauche und Camminetz, Freiherr Klaus von Andrian-Werburg. Et al: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / B (Briefadel nach 1400 nobilitiert) 2004. Band XXV, Band 135 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg/Lahn 2004, ISSN 0435-2408, S. 25–26.
- ↑ Permalink der: Univ. Rostock
- ↑ Adressbuch Magdeburg von 1932.
- ↑ a b Kösener Corpslisten 1996. Hrsg. Hermann Kruse. Im Selbstverlag des Verbandes Alter Corpsstudenten, Bad Kösen 1996, 166/384; 136 (Corps)/257 (lfd. Nr. dort).
- ↑ Eintrag von Heinrich Wilhelm Siedentopf im Rostocker Matrikelportal
- ↑ Dissertation: Objektive Kontrolle der Rückbildung der Bauchdecken im Wochenbett.
- ↑ Habilitationsschrift: Die physiologische Chemie der Geburt.
- ↑ Ingrid Kästner: Die Auswirkungen der nationalsozialistischen Personalpolitik auf die Medizinische Fakultät der Leipziger Universität. In: Günter Grau, Peter Schneck (Hrsg.): Akademische Karrieren im Dritten Reich. Beiträge zur Personal- und Berufungspolitik an Medizinischen Fakultäten. Institut für Geschichte der Medizin an der Charitè, Berlin 1993, ISBN 978-3-9803520-0-0, S. 47 (archive.org). In: Internet Archive.
- ↑ Gesamtliste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem. Nach dem Stand vom Sommer 1984. Eigenverlag, Bonn 1984, S. 307.
- ↑ Przemyslaw Terlecki, Fam. v. Mollard: Die Familie Fischer von Mollard, Hrsg. Heimatkreis Meseritz e.V. und Heimatkreisgemeinschaft Birnbaum, Vorsitzender Albrecht Fischer v. Mollard, Wuppertal 2024.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. 1922. Sechzehnter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1921, S. 72. In: Internet Archive.
- ↑ Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler. Et al: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / B (Briefadel nach 1400 nobilitiert) 1958. Band III, Band 17 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutscher Adelsrechtsausschuß in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1958, ISSN 0435-2408, S. 40–41.